Ferrand hat am Donnerstag angekündigt, am nächsten Mittwoch weitere 148 Kandidatinnen und Kandidaten zu präsentieren, zu denen dann wohl auch ehemalige Konservative gehören dürften. Womit die gemeinsam mit der Zentrumspartei Modem ins Rennen gehenden Mitstreiter Macrons unter dem Strich in 576 der 577 Wahlkreise Flagge zeigen würden.

 

Ausgespart ist allein jener Wahlkreis, in dem Ex-Premier Manuel Valls anzutreten pflegt. Die REM-Auswahlkommission hat dem mit Abstand prominentesten sozialistischen Deserteur die Tür gewiesen. Nach drei Parlamentsmandaten sei Valls kein Kandidat, der politische Erneuerung verheiße, hat Ferrand am Donnerstag wissen lassen. Dass der frühere Regierungschef dem ihm einst als Wirtschaftsminister unterstellten Emporkömmling Macron so manchen Knüppel zwischen die Beine geworfen hat, mag bei der Entscheidung ebenfalls eine Rolle gespielt haben.

Risiko eines Fehlgriffs

Revolutionär mutet das Auswahlverfahren an, dem sich die Bewerber um eine Kandidatur zu stellen hatten. Rund 19 000 Interessenten hatten sich online gemeldet. Sie hatten sich, soweit sie nicht schon Mitglieder waren, zunächst der damals noch als En Marche! firmierenden Bewegung anzuschließen. In der Folge galt es, Fragebögen zur lokalen gesellschaftlichen Verankerung eines Bewerbers auszufüllen, Empfehlungsschreiben vorzulegen, politische Prioritäten zu benennen, Wahlkampftauglichkeit nachzuweisen, strafrechtliche Unbescholtenheit zu belegen und sich einem Telefoninterview zu stellen. Nicht zuletzt hatten die Kandidaten in spe sich schriftlich zu verpflichten, Gesetzesvorlagen zuzustimmen, die der Verwirklichung von Macrons zentralen politischen Projekten dienen würden.

Ganz auszuschließen ist das Risiko eines Fehlgriffs freilich trotzdem nicht. Wer erneuern wolle, müsse zwangsläufig ins Risiko gehen, hat Macron seinen Mitstreitern zu verstehen gegeben. Wer Sicherheit suche, ende wie Hollande: politisch tot.