Der Parteirebell und langjährige CDU-Bundestagsabgeordnete Siegfried Kauder ist aus der Partei ausgetreten und damit einem Ausschluss zuvorgekommen.

Villingen-Schwenningen - Der Parteirebell und langjährige CDU-Bundestagsabgeordnete Siegfried Kauder (62) ist aus der Partei ausgetreten und damit einem Ausschluss zuvorgekommen. Kauder sei bereits am Mittwoch ausgetreten, bestätigte der CDU-Kreischef im Schwarzwald-Baar-Kreis, Andreas Schwab, der Nachrichtenagentur dpa am Freitag. Der jüngere Bruder von Unions-Fraktionschef Volker Kauder war 1968 zur CDU gekommen. Zum Bruch war es gekommen, nachdem sein Kreisverband ihn nach heftigen Quereln nicht mehr für die Bundestagswahl aufgestellt hatte. Kauder war daraufhin als unabhängiger Kandidat angetreten und gescheitert.

 

Die Kreis-CDU wollte ihn deswegen aus der Partei ausschließen. Mit seinem Austritt kommt der Jurist nun einem Rauswurf zuvor, dabei hatte er eigentlich erklärt, um seinen Verbleib in der CDU kämpfen zu wollen. Schwab sagte dazu: „Ich kann über den Rücktritt von Kauder nur spekulieren. Vermutlich hat er gedacht, dass es sich nicht lohnt, mit der CDU zu streiten.“ Die CDU sei auf einen Rechtsstreit gut vorbereitet gewesen. „Wir hätten das Verfahren sowieso gewonnen.“

Strobl: "Zutiefst tragisch"

Der CDU-Landesvorsitzende Thomas Strobl zeigte sich erleichtert über Kauders Rückzug. „Siegfried Kauder erspart mit diesem Schritt sich und unserer Partei ein Prozedere, das für alle Beteiligten eine Belastung gewesen wäre.“ Strobl betonte aber auch: „Persönlich bedauere ich den gesamten Vorgang sehr, da er zutiefst tragisch ist. Gleichwohl muss ich sagen: Das drohende Parteiausschlussverfahren war unumgänglich gewesen.“

Bei der Wahl am Sonntag hatte Kauder eine herbe Niederlage erlitten. Der 62-Jährige scheiterte im Wahlkreis Schwarzwald-Baar mit seiner Einzelkandidatur. Kauder holte lediglich 3,0 Prozent der Erststimmen und muss nun den Bundestag verlassen. Stattdessen wurde der Donaueschinger Oberbürgermeister und Vize-Chef der Landes-CDU, Thorsten Frei (40) mit 56,7 Prozent der Erststimmen gewählt.

Die Kauders waren in der vergangenen Legislaturperiode das einzige Geschwisterpaar im Bundestag. Siegfried Kauder saß seit 2002 im Bundestag und hatte den Vorsitz im Rechtsausschuss inne. Auch sein Bruder Volker hatte den geplanten Rauswurf gutgeheißen: „Das ist der klassische Fall für einen Parteiausschluss, und das muss auch so kommen“, hatte Volker Kauder (64) gesagt. Am Freitag wollte sich der Unions-Fraktionschef nicht zu dem Schritt seines Bruders äußern.