In Birmingham hat der Parteitag der britischen Konservativen begonnen. Ex-Außenminister Boris Johnson und Premierministerin Theresa May liefern sich bereits am ersten Tag einen Schlagabtausch.

London - Beim Parteitag der Konservativen hat der ehemalige britische Außenminister Boris Johnson den Brexit-Plan von Premierministerin Theresa May mit scharfen Worten kritisiert. Insbesondere der Vorschlag, dass Großbritannien und die Europäische Union nach der Trennung Zölle für den jeweils anderen erheben, sei „völlig absurd“, sagte Johnson der Sonntagsausgabe der Londoner „Times“.

 

„Die Idee, dass wir Zollbeamte in Dubrovnik und Santander bitten könnten, rein britische Zölle zu erheben, ist geistesgestört, und niemand denkt, dass es funktionieren kann“, sagte Johnson. May hat für die Zeit nach dem Austritt aus der EU eine gemeinsame Freihandelszone Großbritanniens und der EU für Waren vorgeschlagen. Die EU lehnt diesen Vorschlag mit der Begründung ab, London wolle die Vorteile einer EU-Mitgliedschaft wahren, aber keine Verantwortlichkeiten übernehmen.

Brexit-Hardlinern geht Mays Vorschlag nicht weit genug. Er zwänge Großbritannien dazu, in Brüssel gemachten Regeln zu folgen.

Gegenwind aus den eigenen Reihen

May bleibt trotz Ablehnung von der EU und Gegenwind aus den eigenen Reihen vorerst bei ihrer im Juli auf dem Landsitz Chequers festgelegten Strategie. Sie sei aber in der Stimmung, die Bedenken der EU anzuhören, sich zusammenzusetzen und diese durchzusprechen, sagte May am Sonntag in der BBC-Sendung „The Andrew Marr Show“. Auf die abwertende Äußerung Johnsons angesprochen, sagte May: „Ich habe Ihnen gerade erklärt, warum ich glaube, dass der Plan, den wir vorgebracht haben, ein Plan ist, der im nationalen Interesse ist.“

Für May geht es bei dem viertägigen Parteitreffen in Birmingham darum, ihren Chequers-Plan gegen eine wachsende Opposition und Rufe nach einem zweiten Brexit-Referendum zu verteidigen.

Großbritannien soll im März 2019 aus der EU austreten. Die Verhandlungen über das spätere Verhältnis sind festgefahren. Ein Ergebnis soll bis Oktober stehen, damit noch genug Zeit für die Ratifizierung bleibt. Der Termin könnte aber überzogen werden. Sollte es keine Vereinbarung geben, fürchten viele Unternehmen ein Chaos.