Gut 200 Besucher haben am Freitag an der Sternwarte Welzheim den freien Blick auf die Sonnenfinsternis genossen. Das nächste Ereignis dieser Art wird in Mitteleuropa erst wieder am 12. August 2026 zu sehen sein.

Welzheim - „Sind das Vulkanausbrüche auf der Sonne?“, will eine Besucherin wissen. Sie hat durch das Fernrohr des Hobbyastronomen Jörg Moosmann kleine Glutstriche beobachtet, die sich aus dem Gestirn ins All ausbreiten. „Das sind Protuberanzen, leuchtende Materie wird ins All geschleudert“, erklärt der Astronom, der am Freitagmorgen anlässlich der Sonnenfinsternis viele neugierige Fragen zu beantworten hatte. Mehr als 200 Besucher hatten sich auf den Weg zur Sternwarte Welzheim gemacht, teilweise standen sie an den Fernrohren Schlange, um das seltene Schauspiel mit astronomischer Unterstützung beobachten können. Der Welzheimer Bürgermeister Thomas Bernlöhr freute sich über die zahlreichen Besucher: „Wir haben schon einen touristischen Hot Spot hier“, sagte der Schultes über das Zuschauerinteresse.

 

Mehrere Mitglieder der Beobachtungsgruppe der Sternwarte, die zum Stuttgarter Planetarium gehört, haben am Freitag in Welzheim die Besucher betreut, unter ihnen der Planetariumschef und Astronom Hans-Ulrich Keller. „Wir hatten bereits bei der totalen Sonnenfinsternis 1999 Glück“, sagt Keller. Damals tat sich zur rechten Zeit eine Wolkenlücke auf, ein in Welzheim geschossenes Foto der Verdunklung ging um die ganze Welt.

Auch am Freitag sind in dem Sonnenobservatorium in der Südkuppel Bilder geschossen worden. Der Hobbyastronom Steffen Brückner, der bereits Bücher über Astrofotografie veröffentlicht hat, hat sie vor Ort nachbearbeitet und versendet. Auch vor dem Observatorium machten Astrofotografen viele Dutzend Bilder von dem Himmelspektakel, an dessen Höhepunkt kurz nach 10.30 Uhr gut zwei Drittel des Himmelsballs vom Mond bedeckt wurden. Alle schauten gen Himmel, ob mit Feldstecher, die zum Schutz der Augen mit Folie verklebt waren, oder mit Sonnenfinsternisbrillen. „Ich hätte gedacht, es wäre dunkler“, sagt ein Schüler der Rudersberger Förderschule, deren Klassen das Himmelsereignis zu einem Ausflug genutzt hat. Andere Besucher bemerkten die ungewohnte Dämmerung zur Morgenstunde. „Man spürt, dass es kühler wird“, sagt der Astronom Jörg Moosmann.

Für die Hobbyastronomen sind solche Ereignisse schöne Gelegenheiten, sich zu treffen. Er sei eigentlich Mitglied der Beobachtergruppe gewesen, aber vorigen Herbst nach Speyer umgezogen, erzählt Moosmann. Zu solchen Ereignissen fahre er gerne in seine alte Heimat zurück. Die Hobbyisten bieten bei solchen Gelegenheiten ihre ganze Ausrüstung auf. Manche haben spezielle H-Alpha-Filter montiert, welche in rotem Licht den Wasserstoff auf dem Sonnenball sichtbar machen. Ein Besucher behalf sich mit einfachen Mitteln: Er hatte eine Pappapparatur gebastelt, mit welcher die Abbildung der Sonne gefahrlos in einen Karton projiziert zu sehen war.

Auch für die Welzheimer Sternwarte sind solche Himmelsereignisse immer wieder ein Grund, neue Gerätschaften anzuschaffen. Die zur Sonnenbeobachtung vorgesehene Südkuppel sei aus Anlass des Venustransfairs im Jahr 2004 gebaut worden, erzählt Hans-Ulrich Keller. Zur jetzigen Sonnenfinsternis sei geplant gewesen, ein H-Alpha-Teleskop an das große Fernrohr in der Westkuppel zu montieren, um Sonnenbeobachtung für die Besucher möglich zu machen. Zwar kam das optische Gerät rechtzeitig, doch als es ein Mitarbeiter der Sternwarte prüfte, stellte es sich als schadhaft heraus – und musste zurückgeschickt werden. „Wir legen hier Wert auf sehr gute Geräte, wir sind schließlich eine Referenzsternwarte“, betont der Planetariumschef. Man hoffe jedoch, das ersetzte optische Gerät bald der Öffentlichkeit vorstellen zu können.