Im Vorfeld der Sendung „Hart aber fair“ mit Louis Klamroth zum Thema Klima wurde ein Interessenskonflikt befürchtet. Der Moderator ist mit der Aktivistin Luisa Neubauer liiert. War das zu spüren?

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Die dritte „Hart aber fair“-Sendung mit Louis Klamroth war mit Spannung erwartet worden. Am Montagabend ging es um den Klimaschutz, also um das Thema, das für den neuen Moderator und Nachfolger von Frank Plasberg auch privat eine bedeutende Rolle spielen dürfte. Schlicht, weil er mit der Aktivistin Luisa Neubauer liiert ist. Entsprechend wurde vor allem im Vorfeld der Diskussionsrunde unter dem Titel „Letzte Abfahrt: Wie verändert die Klimakrise Alltag und Leben?“ spekuliert, ob Klamroth die Compliance-Regeln des öffentlich-rechtlichen Senders verletzen würde. 75 Minuten später die Frage: Hat er, oder hat er nicht?

 

Gleich vorweg: Der 33-Jährige hat dem Druck der Öffentlichkeit überraschend souverän standgehalten. Wobei fraglich ist, ob er sein Versprechen, dem Zuschauer eine lösungsorientierte Diskussion zu bieten, einhalten konnte. Denn wirklich zueinandergekommen sind die fünf Gäste auf dem Podium auch nicht mehr als in vergleichbaren Runden.

TV-Journalist unter besonderer Beobachtung

Eingeladen waren Hildegard Müller (Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie), Gitta Connemann (CDU, Bundestagsabgeordnete sowie Bundesvorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsunion), Konstantin Kuhle (FDP, stellvertretender Fraktionsvorsitzender), Sven Plöger (Meteorologe und ARD-Wetterexperte) sowie Aimée van Baalen (Aktivistin und Sprecherin der Letzten Generation).

Die Sendung entwickelte sich vor allem zu einem Schlagabtausch zwischen Aimée van Baalen und Sven Plöger auf der einen Seite und Hildegard Müller, Gitta Connemann sowie Konstantin Kuhle auf der anderen Seite.

Für den TV-Journalisten unter besonderer Beobachtung hatte dies den Vorteil, dass er sich auf sein Kerngeschäft beschränken konnte: zu moderieren. Tempolimit, zu warme Winter und Sommer, Wetter nicht gleich Klima, der Ausbau erneuerbarer Energien, Green-Tech, Verhaltensänderungen, zu große Autos, Zukunftsangst, Wohlstand, die umstrittene Protestform der Aktivistengruppe Letzte Generation: In hohem Tempo galoppierten die Diskutanten durch die üblichen Themen, die gemeinhin mit dem Klimaschutz und der grünen Transformation verbunden werden.

Schrecksekunde für den Moderator?

In den eineinviertel Stunden gab es nur eine Situation in Minute 48, die als Schrecksekunde für den Moderator interpretiert werden könnte: als Aimée van Baalen erklärte, dass es einen Expertenrat brauche, der die Bundesregierung berät. Auf Nachfrage Klamroths, wer denn in diesem Gremium sitzen sollte, antwortete die Aktivistin mit „Bürgerinnen wie du und ich“, verbesserte dann aber schnell in „wie Sie und ich“. War es nur die bekannte Redewendung, oder duzen sich die beiden gar?

Doch auch dieser vermeintliche sprachliche Fauxpas tut der Analyse, dass Louis Klamroth eine professionelle Sendung zum Thema Klima abgeliefert hat, keinen Abbruch. Der WDR-Intendant Tom Buhrow stellte sich denn auch in einer Sitzung des WDR-Rundfunkrats am Dienstag in Köln, in der es unter anderem um die Personalie Klamroth und einen möglichen Verstoß gegen die Compliance-Regeln des Senders ging, klar hinter den neuen „Hart aber fair“-Moderator. Es interessiere ihn nicht, mit wem die Protagonisten des WDR-Programms „Tisch und Bett teilen“, sagte Buhrow laut Deutscher Presse-Agentur. Ihn interessiere nur, ob jemand zwischen seinen privaten Überzeugungen und der Pflicht zur unabhängigen Berichterstattung unterscheiden könne. Wenn er sich die Sendung anschaue, die Klamroth am Montagabend zum Thema Klimakrise moderiert habe, stelle er fest, dass er diesem professionellen Anspruch voll gerecht geworden sei.