Der Berliner Singleberater und Autor Christian Thiel gibt im Hospitalhof rund 50 Singles Tipps, wie sie den Partner fürs Leben finden.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

Stuttgart - Frauen haben bei der Partnerwahl ungefähr 200 Kriterien. Männer nur zwei: Sieht sie gut aus? Ist sie nett zu mir? So sagt es der Berliner Single- und Paarberater Christian Thiel. In dem Workshop „Suche einen für immer und ewig. Wie Sie den Partner finden, der wirklich zu Ihnen passt“ am Stuttgarter Hospitalhof hat er rund 50 Menschen, fast alle zwischen 40 und 60 Jahren, Tipps für die Partnersuche gegeben.

 

Warum finden manche Menschen nicht den Richtigen? Zu anspruchsvoll? Zu kompliziert? Nein. Laut Thiel haben Langzeit-Singles genau einen Grund. Sie alle eint der Gedanke im Kopf „Das soll mir nicht noch einmal passieren“.

Drum prüfe wer sich ewig bindet – aber bitte mit den richtigen Kriterien

Ein altbekanntes Sprichwort sagt ja „Drum prüfe, wer sich ewig bindet“. Viele tun das, aber laut Thiel prüfen sie die falschen Kriterien: unterhaltsam, lustig, attraktiv. Das finden Frauen toll, hilft aber nicht viel. Thiel schwört bei der Partnersuche auf das Ähnlichkeitsprinzip. Je ähnlicher sich zwei Menschen sind, desto besser passen sie zusammen und desto länger bleiben sie zusammen. Dabei geht es nicht nur darum, dass beide eine tiefe Leidenschaft für Vivaldi hegen oder ihre Freizeit am liebsten beim Käfersammeln im Wald verbringen. Ausschlaggebend seien ähnliche Familienverhältnisse, ähnlicher Charakter, ähnliche Zukunftsvorstellungen.

„Der Kernbestandteil der romantischen Liebe ist leider der Glaube, nur zwei Menschen treffen aufeinander“, sagt Thiel. Das stimme jedoch nicht: „Wir sind immer zu sechst im Bett.“ Im übertragenen Sinne natürlich. Die Eltern der Frau und des Mannes haben nämlich einen großen Einfluss auf das Gelingen einer Beziehung. Alles, was jemand in seiner Herkunftsfamilie gelernt hat, bringt er in eine Beziehung ein. Entscheidend ist das Verhältnis zwischen den Eltern, zwischen dem Kind und beiden Elternteilen sowie die Rolle, die jemand innerhalb der Familie spielt. „In einer Partnerschaft können Sie den anderen nur verstehen, wenn er gleich denkt und tickt wie Sie.“

Er wohnt noch bei seinen Eltern? Bloß nicht bei ihm einziehen

Eine Teilnehmerin erzählt, dass sie ein sehr gutes Verhältnis zu ihrer Mutter hat. Ihr ehemaliger Partner hatte sich mit seiner Mutter auch gut verstanden. Zu gut. „Ein Muttersöhnchen“, vermutet Thiel. Die Gefahr: „Die Mama ist immer wichtiger.“ Wohne ein erwachsener Mann noch bei seiner Mutter, gilt: durchwinken! „Ziehen Sie niemals bei seinen Eltern ein.“ Diese Information hätte die Teilnehmerin vielleicht schon früher in ihrem Leben gebrauchen können.

Warum vielen Suchenden solche Fehler passieren? Die meisten lassen sich zu schnell aufeinander ein, unterhalten sich anfangs nicht über die wirklich wichtigen Dinge, sondern über den letzten Urlaub, die Lieblings-CDs. Oder ein Klassiker: „Er hat mich den ganzen Abend zum Lachen gebracht.“ Diesen Satz kann der Berater nicht mehr hören. „Was bringt Ihnen das?“, fragt er die Frauen in der Runde. Über Beziehungen, über die Familie, über Interessen, die das eigene Leben prägen, müsse man sprechen. Und, ja, auch darüber, will ich ein Kind? Will ich eine Familie?

Liebe heißt nicht, den anderen so sein zu lassen wie er ist

Überhaupt ist Thiel kein Fan von allzu großer Toleranz. „Liebe heißt, den anderen nicht so sein zu lassen, wie er ist“, sagt er. Ein bisschen streng müssten die Frauen schon sein mit den Männern. Eine Weisheit sei nämlich rund um den ganzen Globus wirklich in Stein gemeißelt: Die Frauen sorgen dafür, ob eine Partnerschaft entsteht. Und sie sorgen dafür, dass sie funktioniert. Die Erklärung dafür ist simpel: Männer kennen sich selten gut mit ihren eigenen Gefühlen aus. „Die treffen dann basierend auf dieser Ahnungslosigkeit verheerende Entscheidungen“, sagt Deutschlands dienstältester Singleberater. Seit 18 Jahren coacht er vor allem Frauen. Deshalb weiß er: Frauen kennen sich mit Gefühlen aus. Sie beschäftigen sich ja auch von klein auf mit nichts anderem. „Männer machen in der Zeit in der Regel etwas anderes.“

Da die Frauen ja nun im Hintergrund alle Fäden in der Hand haben, richten sich viele Tipps des Beraters an Frauen. Raucher, täglicher Alkoholtrinker und Porsche-Fahrer in einem? „Durchwinken!“ Beim ersten Date redet er nur über sich und seine Erfolge? „Durchwinken!“ Er arbeitet nicht gerne, ist nicht tüchtig? „Durchwinken!“ Er ruft nach dem ersten Date nicht an? „Durchwinken!“

Ja, auch im 21. Jahrhundert sieht Thiel dies als die Aufgabe des Mannes an. Manch eine Teilnehmerin kann dies nicht nachvollziehen: „Aber warum kann ich denn nicht zuerst anrufen?“ Da ist Thiel strikt, Emanzipation und Gleichberechtigung hin oder her. „Wenn ein Mann nicht einmal das schafft, was wollen Sie dann mit ihm?“ Für die Frage „Was, wenn ich mich nicht traue?“ erntet ein Mann nur einen etwas abschätzigen Blick. Macht aber nichts. Der Mann fährt Porsche.

In Stuttgart hat es die Liebe besonders schwer

Seit Jahren macht Thiel den Workshop in Stuttgart. Im Kessel hat es die Liebe nämlich besonders schwer. Aber nicht, weil die Schwaben – wie ihnen gerne klischeehaft unterstellt wird – so eigenbrötlerisch, so geizig, so spießig seien. Nein, in Stuttgart treffe häufig die typische Literatur- oder Kulturwissenschaftlerin auf einen Ingenieur oder Naturwissenschaftler. Sie, kulturliebend, akademisch gebildet, geistig anspruchsvoll, trifft dann auf ihn, den Nerd. Der kann auf den ersten Blick vieles bieten: studiert, Top-Stelle, Top-Gehalt – er ist eine herausragende Partie. In den Augen der Schwiegermutter halt. „Die Germanistin findet ihn meistens langweilig“, so die Erfahrung Thiels. Denn zu erzählen habe er nicht viel außer von „Mein Haus, mein Auto, mein Boot“.

Was aber tun, wenn man erst gar keinen kennenlernt? Gelegenheit ist deshalb für die Teilnehmer das entscheidende Stichwort. Da schwört Thiel ganz klar auf Online-Dating. Seriöse, kostenpflichtige Partnerbörsen empfiehlt er. Ein aussagekräftiger Text ist dabei das A und O im eigenen Profil. „Attraktive Sie sucht humorvollen Ihn“ scheidet als Überschrift ebenso aus wie unter Hobbys der Satz „Ich reise gerne“. Was muss da also stehen, in so einem Online-Profil? Thiel rät dazu, möglichst detailliert die eigenen Stärken und Interessen herauszuheben. „Niemand verliebt sich in Ihre Schwächen“, erklärt er abschließend.

Ach ja, und dann ist da noch so eine Regel, die der Singleberater aufstellt: Die ersten vier bis fünf Dates dürfen sich Mann und Frau nur unterhalten! Auch geküsst wird erst danach. „Sonst verlieben sie sich zu früh“, warnt Thiel. Das geht natürlich nicht. Womöglich schafft er nichts. Oder er wohnt noch bei der Mama.

Partnersuche im Netz – mit 36 Fragen die Liebe finden?

Hilfe Warum bin ich Single? Wie lerne ich jemand kennen? Wer passt zu mir? Unter www.die-singleberater.de gibt es hierzu Tipps. Dort findet sich auch eine Liste an Beratern, die sich auf Single- und Partnerschaftsprobleme spezialisiert haben.

Date Wie verliebt sich jemand in mich? Laut dem US-Psychologen Arthur Aron müssen Suchende dazu nur gemeinsam 36 Fragen beantworten. Diese finden sich unter http://www.36-fragen.com/