Partnervermittlerin Christa Appelt Die Verkupplerin der Schönen und Reichen

Seit über 30 Jahren verkuppelt Christa Appelt beruflich Menschen miteinander. Foto: Christa Appelt

Christa Appelt hat in ihrem Leben schon unzählige Menschen verkuppelt. Im Interview erklärt sie, was ein No-Go beim ersten Daten ist und warum eine reiche Frau und ein armer Mann nicht glücklich werden können. [Plus-Archiv]

Stuttgart - Christa Appelt könnte man als den Amor der Neuzeit beschreiben. Lediglich ihre hohe Bezahlung unterscheidet sie wohl vom griechischen Gott der Liebe. Seit 30 Jahren vermittelt sie Menschen, die auf der Suche nach einer festen Partnerschaft sind. Ihre Kunden sind meist reiche Unternehmer oder prominente Persönlichkeiten – zu bekannt für das klassische Onlinedating.

 

Frau Appelt, sie bringen tagtäglich verschiedene Menschen zusammen. Wonach wählen sie eigentlich aus, ob zwei Menschen zueinander passen?

Bei der Auswahl der Partnervorschläge schaue ich nach der Substanz zweier Menschen, nach Ähnlichkeiten. Menschen können nie gleich sein, jedoch vergleichbar. Zum Beispiel passen ein Unternehmer und eine Beamtin, sagen wir mal Lehrerin, nur schwer zusammen. Die Lehrerin hat ihren Urlaub und immer pünktlich frei. Ein Mann hingegen, der viel arbeitet, kann nicht immer pünktlich Feierabend machen. Das setzt ein großes Verständnis seitens der Dame voraus.

Sie muss dann flexibel sein und sich anpassen, dann könnte es klappen. Aber wenn es eine Person ist, die so etwas nicht von Zuhause kennengelernt hat, dann wird sie nicht immer damit klarkommen.

Welche weiteren Attribute müssen stimmen?

Es geht natürlich auch um die Eckdaten, wie beispielsweise der soziale und damit eng verbunden finanzielle Background, Lebensziele und Kinderwunsch. Wenn die Frau gerne noch ein Kind möchte, dann kann ich nicht mit ihr spielen, da bin ich sehr sorgfältig. Die Konfession ist auch ganz wichtig

Müssen Sie auch auf die politische Einstellung achten?

Ja, ich habe einmal zwei vermittelt und auf diesen Punkt nicht geachtet. Da bekam ich aber Feuer von beiden. Er hat mich nach dem Treffen mit ihr angerufen und meinte: „So eine Grünenwählerin will ich nicht“ und sie meinte: „Wie können sie mir so einen vermitteln, Frau Appelt?“

Es kommen also immer wieder neue Punkte dazu, auf die sie achten müssen?

Ja, letztens meinte jemand zu mir, er will keinen der gegen Corona geimpft ist. Das ist mir jetzt schon mehrfach passiert. Es kommt also noch ein Kriterium dazu, darüber bin ich nicht so glücklich.

Wenn ein Kunde zu ihnen kommt, dann führen sie erst ein langes Gespräch. Später legen sie eine Kartei an. Ihre Kunden profitieren gegenseitig davon. Aber was machen Sie eigentlich, wenn sie mal keinen passenden Partner in ihrer Kartei finden?

Es muss sich jeder bewusst sein, dass eine Agentur lediglich eine weitere Möglichkeit ist, einen Partner zu finden. Wir sind keine Bäckerei, es gibt für nichts eine Garantie. Partnersuche ist stets mit Geduld und Vertrauen verbunden. Um den Pool ständig zu vergrößern, kommen meine professionelle Mittel ins Spiel.

Welche sind das?

Ich habe einmal für einen anspruchsvollen Herrn eine halbe Seite in der Cosmopolitan gebucht. Da kam ein Korb voller Anfragen und am Ende hat er sich mit keiner einzigen getroffen. Das ist aber Gott sei Dank nicht die Regel.

Man bezahlt bei Ihnen aber auch, wenn man keinen Partner findet?

Ja, man zahlt in dieser Branche im Voraus. Das ist ein Dienstvertrag, der über Zeiträume abgeschlossen wird, zum Beispiel für sechs oder zwölf Monate. In dieser Zeit kann der Klient jederzeit und ohne Begründung aussteigen und hat Anspruch auf eine verhältnismäßige Rückzahlung.

Kommt es oft vor, dass ihre Kunden keinen passenden Partner finden? Können sie eine Erfolgsquote nennen?

Das wird gerne gefragt und ist logischerweise von keiner Agentur zu beantworten. Die Frage ist, was gilt als Erfolg? Heirat oder Zusammenziehen? So etwas kann man nicht bemessen. Was wir sagen können ist, dass unsere Paare, die wir vermittelt haben, eine sehr dauerhafte Beziehung führen. Über 91 % der glücklich vermittelten Paare bleiben dauerhaft zusammen.

Gehen wir mal davon aus, einem ihrer Klienten gefällt die vorgestellte Person. Und es kommt zu einem Treffen. Sind sie dann auch noch involviert?

Ja, ich habe ein schönes Beispiel dafür. Gerade habe ich ein wunderbares Paar glücklich gemacht. Ich hatte die Möglichkeit, vorab mit der Dame und dem Herrn zu reden und habe erklärt, worauf sie beim ersten Date achten sollen und was sie lieber tunlichst vermeiden. Ganz wichtig ist das Thema Sex. Auf keinen Fall sollte man beim ersten Treffen in die „Kiste springen“, sondern sich Zeit lassen.

Und hat er sich an ihren Rat gehalten?

Sie haben alles eingehalten. Er rief mich letztens an und meinte: „Frau Appelt, sie können mich abhaken. Ich habe alles gemacht, was sie gesagt haben. Sie meinten, ein bisschen Knutschen ist erlaubt und das haben wir gemacht.“ Es wäre wohl auch zum Äußersten gekommen, aber da meinte er, das sparen wir uns für das nächste Mal auf. Dann wird es noch schöner.

Das heißt, sie sind manchmal auch eine Art Flirtcoach.

Wir stehen unseren Klienten auf Wunsch in allen Lebenslagen zur Seite. Es gibt Menschen, vor denen nehme ich den Hut ab, das ist Wahnsinn, was diese beruflich aus ihrem Leben gemacht haben. Geht es jedoch um die zwischenmenschliche Beziehung – um das andere Geschlecht, dann wissen sie oft nicht Bescheid und sind sehr unerfahren. Das gilt für den erfolgreichen Mann ebenso wie für die erfolgreiche Frau.

Eine Vermittlung bei ihnen ist nicht günstig. Von jüngeren Klienten verlangen sie um die 4500 Euro und ab 40 Jahren aufwärts werden bis zu 10.000 Euro fällig.

Ja, das kann und will sich nicht jeder leisten. Deshalb haben wir auch eine besondere Klientel – einen sehr niveauvollen Partnerkreis. Wer zu Appelt geht weiß, hier begegnet er Menschen auf Augenhöhe und vor allem mit ernsten Bindungsabsichten. Er bezahlt sozusagen eine Schutzgebühr. Ein Betrüger würde beispielsweise niemals so viel Geld investieren.

Was für Kunden haben Sie dann, die sich diesen Luxus leisten?

Wir arbeiten für eine sehr anspruchsvolle Klientel aus allen Bereichen der Gesellschaft: Vom mittleren bis zum TOP-Management, aus Medizin, Wissenschaft, Wirtschaft, Politik, Kulturschaffende, Unternehmer, Angestellte und Freiberufler.

Wollen wohlhabende und erfolgreiche Menschen eher unter ihresgleichen heiraten?

Das trifft zu 100 % auf Frauen zu, die immer noch – auch, wenn sie es nicht gleich zugeben, zu ihrem Partner hochschauen wollen. Bei den Herren ist es ein wenig anders. Viele wissen genau, was sie wollen – eine gut aussehende, eigenständige Frau, die nicht nur auf Versorgung aus ist. Andere wiederum lernen erst durch unsere Zusammenarbeit, dass eine gewisse Augenhöhe ein Garant für das Gelingen einer Partnerschaft sein kann. Männer sind manchmal etwas naiv.

Gibt es auch Frauen, die zu ihnen kommen und unbedingt einen reichen Mann heiraten wollen?

Ja, diese Anfragen gibt es. Das sind Frauen, die selber aus sehr guten Verhältnissen stammen. Hier geht es wieder einmal um die Augenhöhe. Das Märchen vom Aschenputtel erfüllt sich hier leider nicht.

Und wie sieht es aus, wenn die Frau mehr Geld in die Beziehung bringt?

Es sollte ausgeglichen sein. Es ist schwierig, wenn eine Frau sehr vermögend ist und dann ständig alle Kosten übernehmen muss, weil der Mann nicht dieselbe finanzielle Basis hat. Das kann auch für den Mann auf Dauer belastend werden und an seinem Selbstwertgefühl kratzen. Oftmals benutzt er dann den Seitensprung als Ventil.

Das Rollenbild in einer Beziehung ist ihrer Meinung nach also noch sehr traditionell?

Ja, die Rollenverteilung in einer Beziehung hat sich zwar gewandelt. Er geht in Elternzeit - Sie macht Karriere. Dennoch sehnt sich die starke Frau immer noch nach der Schulter zum Anlehnen und Er sucht immer noch „Das Weib“.

Der Mann war immer der Beschützer, der die Familie ernährt. Dieses Bestreben kann man nicht auf einmal wegdiskutieren. Auch, wenn die Frau von heute in der Regel finanziell unabhängig ist. Die zwischenmenschliche Beziehung zwischen Mann und Frau kann sich vielleicht einmal in eine andere Richtung entwickeln, aber dann wird es keinen Reiz zwischen den Geschlechtern und auch keine glücklichen Familien mehr geben.

Ihre Agentur ist sehr konservativ. Sie vermitteln beispielsweise auch keine homosexuellen Menschen.

Ich würde es sofort erweitern und hätte damit null Probleme. Jeder Mensch soll sein Leben so leben, wie er es möchte. Ich frage mich nur, was meine konservativen Kunden darüber denken. „Kriege ich da jetzt eine Frau, die auch Frauen liebt oder bekomme ich da einen Mann?“. Ich glaube, die Menschen sind noch nicht so weit.

Kommen wir einmal zu der Kritik an Partneragenturen. Die Verbraucherschutzzentrale warnt auf ihrer Website vor der Geschäftspraktik manchen Agenturen. Diese würden Partneranzeigen in Zeitungen schalten, in welchen sie eine Partnerin für einen attraktiven Mann suchen. In Wirklichkeit existiert dieser allerdings nicht.

Meldet sich eine Frau auf die Anzeige und will den Mann kennenlernen, muss sie erst einen Vertrag mit der Agentur abschließen. Nachdem sie dies getan hat, ist der Mann angeblich schon weitervermittelt und nicht mehr verfügbar, die Frau hat allerdings weiterhin einen Vertrag und muss bezahlen. Kennen Sie diese Praktiken und haben sie diese schon selber eingesetzt?

Ich weiß, dass es Agenturen gibt, die so arbeiten. Selbst in meinen Anfängen habe ich nie zu solchen unseriösen Mitteln gegriffen. Ich wurde vor Jahren sowohl von der Gewerbeaufsicht als auch von der Stiftung Warentest unter die Lupe genommen und konnte nachweisen, dass alle meine Kunden aus den Anzeigen auch bei mir unter Vertrag stehen.

Aber wenn sie für einen ihrer Kunden eine Anzeige in einer Zeitung schalten, dann muss die Person, die sich darauf meldet, auch erst einen Vertrag bei ihnen abschließen, bevor sie die Person kennenlernen kann?

Ja, das ist die Philosophie einer seriösen, traditionellen Partnervermittlung. Es werden nur Klienten miteinander bekanntgemacht.

Kommt es eigentlich auch mal vor, dass sie einen Partner oder Partnerin für einen Kunden suchen und dieser dann einfach spontan anderweitig einen Partner finden?

Das habe ich nicht erst einmal erlebt. Vor Jahren hatte ich die Ehre, für einen sehr prominenten Herrn zu arbeiten. Während unserer Zusammenarbeit landete er durch einen Unfall im Krankenhaus, wo er sich in eine Ärztin verliebte, mit der er heute noch verheiratet ist.

Darf ich Ihnen zum Abschluss noch eine persönliche Frage stellen?

Was wollen Sie denn wissen?

Sie verkuppeln jeden Tag viele Menschen. Sind sie eigentlich selber in einer Partnerschaft?

Ich blicke auch privat auf ein sehr interessantes Leben mit vielen Erfahrungen, zu denen zwei langjährige Ehen ebenso gehören, wie zwei wundervolle, inzwischen erwachsene Söhne. Zurzeit lebe ich in einer unkomplizierten Partnerschaft, die mir sehr viel Freiraum gewährt. In erster Linie lebe ich für meinen Beruf, der mir unendlich viel Freude macht.

 

Dieser Text erschien erstmals am 19.06.2021.

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