Bunte Lichter spielen kess mit der alten Pracht des Herzogs, unter den Kronleuchtern geht die Post ab: Beim Comeback des Castle Rock auf Schloss Solitude feiern so viele tanzwütige Gäste wie nie zuvor. In dieser Nacht zählt der Spaß, nicht das Alter.
In vielen Clubs sind Ü-Abende sehr beliebt. Wer irgendwas mit Ü ist, also etwa Ü 30, Ü 40 oder Ü whatever, soll noch nicht abgeschnitten werden vom Partyleben. Ihren Castle Rock im außergewöhnlichen Ambiente haben die Solitude-Wirte Jörg und Jan Mink, der Senior- und der Juniorchef, im Jahr 2019 gestartet – ganz ohne ein Ü dafür in Anspruch zu nehmen. Das Motto lautet eher: Euer Ü ist uns doch egal!
Dass die Veranstalter Vater und Sohn sind, kann kein Zufall sein: Denn beim Rockbeben der ehrwürdigen Schlossmauern sind alle Generationen willkommen – die des Seniors ebenso wie die des Juniors. Rock’n’Roll ist keine Frage des Alters! Im Spiegelsaal hat sich DJ Uwe Sontheimer vor einer Frauenstatue, die lilafarben bestrahlt ist, leicht erhöht positioniert, um mit sicherem Gespür für das Mitreißende eine große Vielfalt zu spielen. Die reicht von aktuellen Hits bis zu den großen Klassikern aus Soul, Swing, Rock und R&B und schaut zwischendurch mal bei Techno vorbei.
Frauenüberschuss auf Schloss Solitude
Man nennt ihn eine Legende, weil Sontheimer früh gelernt hat, was er heute meisterhaft beherrscht. Der Mann aus dem Remstal fing zu Zeiten in der Boa an, als man noch Schallplatten in schweren Kisten schleppen musste. Beim Comeback des Castle Rock freut er sich, dass er viele neue Gesichter sieht – rekordverdächtig voll ist der Dance Floor unter den Kronleuchtern. Es herrscht ein Frauenüberschuss, weil die Damen wohl beim Tanzen eifriger sind.
Davor stärken sich alle beim Essen. Die geplante Küchenparty mit der Paella-Pfanne etc. wird in die vorderen Gastroräume verlegt – der Ansturm ist so gewaltig, dass die vielen Leute rund um die Herdplatten keinen Platz gehabt hätten. Begeistert von der guten Stimmung schlägt Jörg Mink dem Publikum vor, den Castle Rock künftig alle drei Monate zu veranstalten. Die nächste Ausgabe soll im Sommer stattfinden, wenn man auch die wunderschöne Terrasse nutzen kann.
An einem idyllischen Ort, an dem sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, hat es der Herzog einst krachen lassen. Dass Carl Eugen von Württemberg sein Anwesen Solitude nannte, französisch für Einsamkeit, können Historiker heute als raffinierte Tarnung einstufen. Denn alles andere als einsam war es, wenn der Herrscher mit seinen Mätressen gefeiert hat. Heute heißt es: We will rock you, Solitude! Nach einer unvergesslichen Nacht steht fest: Fortsetzung folgt.