Zu seinem 42. Geburtstag hat er sich ein „schönes Fest“ mit seiner Tanzfamilie und seinen besten Freunden gewünscht. Der Wunsch von Ballettstar Eric Gauthier erfüllte sich in der unterirdischen Bar Jigger und Spoon sehr cool.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Zuletzt hat Eric Gauthier, seit Jahren sprudelnd vor Ideen und mit viel Charme ein Liebling des Stuttgarter Ballettpublikums, aus dem Koffer gelebt – zu oft, wie er findet. Für die neue SWR-Fernsehsendung „Dance around the world“ reist der gebürtige Kanadier – 1996 kam er nach Stuttgart und wurde immer mehr zum Fan der Stadt – rund um den Globus von Bühne zu Bühne. Umso mehr genießt es der Vater von drei Kindern, wieder daheim zu sein.

 

Der Mann, der den Trubel nicht scheut, weil er darin über sich selbst hinauswachsen kann, dem es Spaß macht, ein großes Auditorium mitzureißen und für den Tanz zu begeistern, fühlt sich besonders wohl, wenn es familiär wird, wenn er seine Liebsten um sich versammelt. In der Bar Jigger & Spoon, in einem früheren Banksafe, zwei Stockwerke unter der Erde des Hospitalviertels , ist der Tausendsassa der Stuttgarter Kulturszene in die Tiefe von Freundschaften vorgedrungen.

Eric Gauthier ist Mitbesitzer der Bar Jigger und Spoon

Ein Erfolgsverwöhnter wie er hat viele Freunde, die besten Freunde hat er zu „Eric’s Bday Party“ eingeladen. Vom VfB-Kapitän Christian Gentner bis zum Gastro-Urgestein Yusuf Oksaz, von der „Soko-Stuttgart“-Hauptdarstellerin Astrid Fünderich bis zu Claus Hähnel, dem Veranstalter der Dance-World-Messe – Erics Gefährten haben ihn entspannt und cool an seinem 42. Geburtstag hochleben lassen. Der Barpianist spielte dazu. Und La-Commedia-Wirt Luigi Aracri lieferte die Pizza.

Der Ort ist nicht zufällig gewählt: Der künstlerische Leiter und Namensgeber von Gauthier Dance ist Mitbesitzer jener Bar, die im vergangenen Jahr nahezu alle Preise abgeräumt hat, die in Deutschland für gepflegte Barkultur vergeben werden. Obendrein war der Zeitpunkt optimal gewählt: Acht weltberühmte Choreografen weilen gerade in Stuttgart, weil sie für die neue Produktion „Deuces““ (Englisch für „Zweier“ im Kartenspiel) proben, die am Samstag mit der Premiere im Theaterhaus startet. Fast alle von ihnen feierten mit Eric Gauthier in dessen Bar Jigger und Spoon mit.

„Von Eric habe ich sehr viel gelernt“, sagt Maurus Gauthier

First Artist der Theaterhaus-Compagnie ist Maurus Gauthier. Immer wieder wird er gefragt, ob er der Sohn des Chefs sei. Dabei ist der gebürtige Schweizer nicht mal mit ihm verwandt. In „Deuces“ wird er die Nummer sechs sein, das sechste von acht Duo-Stücken bestreiten. Die neue Produktion zeigt, wie unterschiedlich das klassische Format des Pas de deux sein kann. Unendlich dankbar ist der 28-Jährige seinem Förderer. „Von Eric habe ich sehr viel gelernt“, sagt er, „Eric ist nicht nur ein künstlerisches, sondern auch ein menschliches Vorbild.“

Mit seiner Lebensgefährtin Sandra Bourdais, die ebenfalls Tänzern bei Gauthier Dance ist, fühlt er sich sehr wohl in Stuttgart auch abseits der Bühne. „Ich komm’ aus den Schweizer Bergen“, verrät er, „und in Stuttgart gibt es Hügel.“ Zuvor war er in Hamburg gewesen, wo „alles nur platt“ sei.

Der VfB-Kapitän tanzte mit Eric Gauthier schon auf der Bühne

Als Tänzer verdiene man nicht viel, sagt der Schweizer Gauthier, fast zu wenig, um eine Familie zu gründen. „Wir verdienen ein Bruchteil von Fußballspielern und schwitzen viel mehr“, bemerkt er mit einem Lachen. Wenige Meter weiter steht der VfB-Kapitän, mit dem er angesichts des öffentlichen Drucks eines um den Klassenverbleib kämpfenden Fußballspielers aber auch nicht tauschen wolle. Die Arbeit als Tänzer sei einzigartig schön, er sehe viel von der Welt. Für die neue Produktion reiste das Ensemble um die Welt zu den Cheoreografen, um dort die Stücke einzustudieren. „Das waren Erlebnisse, die man nicht vergisst.“ Jeder Tänzer hatte den Auftrag, an einem Tag den Instagram-Kanal zu füllen.

Viermal als Tänzer stand Christian Gentner auf der Bühne. „Na, Tänzer ist vielleicht zu viel gesagt“, schränkt der VfB-Kapitän schmunzelnd ein. In der Parodie „Freistoß“ hat der VfB-Profi bei seinem Kumpel Eric im Zeitlumpentempo auf der Bühne mitgespielt. In der Bar Jigger und Spoon ist bei Gentner nichts von dem Druck zu spüren, unter dem er steht. „Es geht nicht nur um mich“, sagt er, „wenn du spielst, denkst du an die Arbeitsplätze, die in Gefahr sind, wenn der VfB absteigt.“ Mit dieser Verantwortung müsse man umgehen können. Er selbst hat es sich angewöhnt, Zeitungsberichte mit Wertungen über seine Leistung auf dem Rasen nicht anzusehen. „Aber meine Mutter tut es“, sagt er, „das ist manchmal nicht leicht für sie.“ An diesem Abend feiert er lieber mit seinem Kumpel Eric, als dass er Bayern München im Fernsehen in der Champions League anschaut. An diesem Abend ist die Stimmung in der tiefgelegten Bar so gut, dass Fußball und die Angst vorm Abstieg weit weg sind.

Die preisgekrönte Tresorbar brummt noch immer

Warum die Bar mit den dicken Tresorwänden so erfolgreich ist? Am Wochenende gibt es noch immer Schlangen oben am Eingang zum Jigger und Spoon, und der Dienstag hat sich als besonderes attraktiver Wochentag erwiesen. Es gibt Leute, die sagen, nicht allein die Drinks sorgen für den Bar-Erfolg. Die schönsten Frauen der Stadt, erzählt man sich gern, treffen sich unter der Erde. Wer sich an „Eric’s Bday Party“ umschaut, zweifelt nicht daran. So viele schöne Tänzerinnen feiern vergnügt. Und die Tänzer sind auch nicht gerade hässlich. Eric Gauthier ist im Glück. Das Leben hat es in den ersten 42 Jahren gut mit ihm gemeint. Das macht ihn stark, sein Publikum weiterhin zu beglücken.