Partygrieche in Stuttgart Der neue Cavos-Chef hat Großes vor

Der neue Cavos-Chef Thom Dobler am Austernstand beim traditionellen Sommerfest des Partygriechen. Foto: /ubo

Promovierter Architekt ist er, kam über Umwegen zur Gastronomie: Thom Dobler will als neuer Cavos-Chef einiges verändern und expandieren. Beim Sommerfest war’s so voll wie früher. Die Stammgäste bleiben nach dem Wechsel dem Partygriechen treu.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Wenn die Grillplatten aufgegessen, die Kerzen ausgeblasen sind und die DJ-Musik immer lauter wird, ist noch alles so wie früher. Dann wütet das Gegenteil der Kehrwoche. Die Gäste tanzen, werfen mit den Kellern enthemmt ihre Servietten, bis der Boden weiß ist, bedeckt von Papier. Am nächtlichen Ritual des Partygriechen an der Lautenschlagerstraße hat Thom Dobler nichts geändert, der einst an der Kunstakademie Stuttgart studiert und in Kassel am Institut für Bauwirtschaft gelehrt hat. Und doch schmiedet der neue Cavos-Chef große Pläne, die er beim traditionellen Sommerfest zum Start der Schulferien vorgestellt hat.

 

OB-Gattin Gudrun Nopper feiert mit

Als sich sein Vorgänger Hiki Ohlenmacher im April nach elf Jahren aus der griechischen Taverne verabschiedet und seine Anteile verkauft hat, weil er glaubt, es sei auf Dauer nicht gesund, in einem wild feiernden Lokal zu arbeiten (künftig kümmert er sich um Bubble-Tea-Läden), dachte manch einer schon, ohne das bekannte Gesicht des gebürtigen Japaners werde sich das Cavos schwer tun. Doch die Stammgäste, so zeigt es sich am Mittwochabend, sind nach dem Chefwechsel dem Ort treu geblieben. Beim Sommerfest ist es so voll wie unter Hikis Zeiten, etliche schicke Menschen finden sich ein, lachen, plaudern, die Frauenquote ist hoch, Gudrun Nopper, die Ehefrau des Stuttgarter Oberbürgermeisters, feiert ebenso mit wie DJane Alegra Cole.

Der Degerlocher Bauunternehmer Florian Gauder, der in seiner Freizeit als „Partyspielagent“ zu vielen Orten cruist, ist ein Cavos-Fan von der ersten Stunde an. Mit seinen Freunden hat er den Club der „Cavosianer“ gegründet und freut sich, dass der neue Chef der Taverne da weitermacht, wo der alte aufgehört hat. Thom Dobler hat obendrein ordentlich investiert. Die Toiletten sind umgebaut, die Theke hat eine neue Form und neues Holz bekommen, eine Cocktailbar kam hinzu.

Dobler, der in der Corona-Zeit finanziell im Cavos eingestiegen ist, um Hiki Ohlenmacher und dessen Münchner Geschäftspartner zu helfen, hat noch viel größere Pläne, wie er beim Sommerfest verrät. Dafür nimmt der neue Betreiber, nachdem er das Lokal zu hundert Prozent übernommen hat, ordentlich Geld in die Hand. So soll der Außenbereich in eine Orangerie umgebaut werden – ein gläsernes Gewächshaus werde auf der Terrasse entstehen, sagt der Architekt. „Das griechische sommerliche Flair soll auch in den kühleren Jahreszeiten erlebbar sein“, sagt er.

Thom Dobler kündigt „Qualitätsoffensive“ an

Im Inneren sollen viele neue Pflanzen den Gästen das Sommerfeeling näherbringen. Die Beheizung des Zeltanbaus im Winter durch fossile Brennstoffe werde zukünftig weitgehend entfallen. Im Frühjahr und im Herbst soll die Wärme des Gewächshauses Teile der Innengastronomie erwärmen.

Thom Dobler kündigt „eine Qualitätsoffensive“ an: „Unsere Steaks verfeinern wir vor Ort durch einen Dry-Ager. Fleisch und Gemüse soll zukünftig stärker aus der Region bezogen werden, damit möchten wir die Regionalität stärken und die Umwelt schonen.“ Bestimmte Produkte wie Feta mit Wassermelone und Erdbeernachtisch werde künftig nur angeboten, sofern diese Produkte auch regional und jahreszeitlich verfügbar seien. Die Speisekarte werde saisonal.

Neue Cavos-Standorte in Zürich, Albstadt und Köln geplant

Das Cavos-Konzept, das Fine Dining und Party verbinde, alle Altersgruppen anspreche und eine Alternative biete für Menschen, „die zwar noch gern feiern, aber nicht mehr in einen Club gehen“, habe Potenzial für noch mehr. Thom Dobler will expandieren. Neue Standorte in Zürich, Albstadt und Köln sind bereits geplant – zum Teil im Kombination mit Vier-Sterne-Hotels, die der Architekt baut und darin eine Cavos-Taverne eröffnen will.

Beim Sommerfest ist die Stimmung bestens. Die Vorfreude auf den Urlaub ist groß. Eine Band spielt, ein DJ legt auf. Hoch geht es her, sehr fröhlich – bis am Ende die Servietten fliegen, dann aber ökogerecht. Der neue Chef will nachhaltig arbeiten. Die To-go-Verpackungen sind nun kompostierbar, die Lüftungsanlage ist energetisch erneuert, die Reinigungsmittel sind auf umweltfreundliche Produkte umgestellt. „Unsere fliegenden Servietten werden künftig recycelt“, verspricht Thom Dobler. Der Kreislauf der Party beginnt also neu – den Gästen gefällt’s.

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