Wie gefährlich sind Holi-Festivals? In Taiwan wurden 500 Gäste durch einen explodierenden Farbbeutel verletzt. In Deutschland, sagen Experten, könne unbesorgt gefeiert werden.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Stuttgart - Für die junge Generation sind sie einfach eine neue Art zu feiern: Seit etwa zwei Jahren gibt es rund um den Globus sogenannte Holi-Festivals. Dabei handelt es sich um stinknormale Partys, meist mit Musik aus den aktuellen Charts oder Techno. Doch nach der Party können die Besucher mit einzigartigen Fotos auf ihren Smartphones prahlen. Denn während der Veranstaltung werfen die Feiernden auf ein Signal hin mit Farbbeuteln um sich, so dass sich kunterbunte Wolken über ihnen bilden, die sich anschließend auf Haare, Gesichter und Kleider legen.

 

Bis vor kurzem galten die Farbfestivals, die aus einer alten indischen Tradition herrühren, als harmlos. Am vergangenen Samstag aber brach bei einem Farbenfest in Taipeh, der Hauptstadt von Taiwan, ein Feuer aus: Mehr als 500 Personen wurden verletzt, knapp 200 Besucher erlitten schwere Verbrennungen, eine 20-Jährige starb, weil das Farbpulver explodierte.

Tübinger Veranstalter garantiert Sicherheit beim Festival

Am kommenden Samstag sollen auch auf dem Tübinger Festplatz die Farbbeutel fliegen. Richard Heß, der Leiter des Fachbereichs Bürgerdienste, Sicherheit und Ordnung der Stadt Tübingen, kann die Gäste beruhigen. Er ist zuständig für die Feuerwehr und hat sich in den vergangenen Tagen intensiv mit Farbbeuteln und ihren Risiken beschäftigt. „Aufgrund der Vorfälle in Taiwan waren wir zunächst beunruhigt“, sagt er. „Doch der Veranstalter hat eine Unbedenklichkeitsbescheinigung vom Zentrum für Brand- und Explosionsschutz vorgelegt.“ Diese bestätige, dass das in Tübingen verwendete Pulver nicht explodieren könne.

Generell kann Farbpulver nicht einfach so explodieren, wie Heß klarstellt. „Für eine Explosion benötigt es einen Funken.“ Dieser könne von einer Zigarette, einer Wunderkerze oder elektrischen Geräten stammen. Der Veranstalter Ulf Steinecke, der bereits mehr als 50 Holi-Freilichtpartys organisiert hat, geht noch weiter: „Das normale Feuerzeug schafft es nicht, einen Farbbeutel mit Maismehl zum Explodieren zu bringen. Das muss schon etwas wie ein Flammenwerfer sein.“

Umso feiner das Farbpulver, desto gefährlicher

Heß geht davon aus, dass in Taiwan ein sehr viel feineres Farbpulver verwendet wurde, als es in Deutschland üblich ist. „Je feiner der Farbenstaub ist, desto gefährlicher ist er auch.“ Je größer die Oberfläche sei, umso wahrscheinlicher sei eine Explosion. Große Oberflächen können gut Wärme aufnehmen, schnell oxidieren und sich damit leichter entzünden.

Je nach Veranstalter werden unterschiedliche Farbpulver verwendet: Häufig kommt Mehl oder Maismehl zum Einsatz, gemischt mit Lebensmittelfarbstoffen. „Mehlstaubexplosionen kennt man beispielsweise aus Bäckereien“, sagt Heß. Gemische aus Staub und Luft können in die Luft fliegen, wenn der Staub aus brennbarem Material wie Kohle, Mehl, Holz, Kakao oder Stärke besteht. Beim Holi-Festival am Samstag in Tübingen steckt Talkum-Pulver in den Beuteln – ein Pulver aus Naturstein, das nicht entzündlich ist.

Vorsicht bei blondierten Haaren

Der Party-Veranstalter Steinecke sieht eine andere Gefahr bei dem Besuch des Festivals: „Wenn es so heiß ist wie zurzeit, würde ich empfehlen, viel Wasser zu trinken. Die Gefahr geht von der Hitze aus – und nicht von dem Pulver, das wir verwenden.“ Er sieht noch ein weiteres Risiko: Bei Holi-Festivals hatten immer wieder Besucher mit gefärbten Haaren Anlass zu Ärger. Speziell bei blondierten Haaren habe sich das Pulver oft nicht vollständig auswaschen lassen und die Frisur in einen grünlichen Schopf verwandelt.

Der Organisator des Holi-Festivals in Taipeh hat sich mittlerweile bei den Besuchern entschuldigt und versprochen, die volle Verantwortung zu übernehmen. Der Vergnügungspark Formosa Fun Coast, der schon mehrfach Holi-Partys ausgerichtet haben soll, muss Medien zufolge bis auf Weiteres schließen.