Die Leonhardskirche erinnert im März und April an das Leben und Leiden der Tiere. Zum Auftakt der Reihe dürfen Haustiere in den Gottesdienst mitgebracht werden.
Immer wieder gibt es Gelegenheit, sein Haustier mit in die Kirche zu nehmen – und auch zu religiösen Feierlichkeiten, bei denen Tiere im Mittelpunkt stehen.
Die nächste Gelegenheit, mit Tier in die Kirche zu kommen, bietet die Leonhardskirche. Die anstehenden Passionsandachten stehen unter dem Motto „Nachdenken über Mensch und Tier in der Passionszeit“. „Wir bieten einen Raum, um das oft verborgene Leid von Tieren in der heutigen Welt zu bedenken, sei es in der Massentierhaltung, bei Tierversuchen oder durch Umweltzerstörung“, sagt der Pfarrer Benedikt Jetter, der das Programm für die acht Andachten zusammengestellt hat. Auftakt ist am Sonntag, 2. März. Bei dem Gottesdienst unter dem Motto „Tierschutz – Tradition in der Leonhardskirche seit 1837“ sind ausdrücklich Tiere zugelassen. Ebenso bei der Andacht am Donnerstag, 6. März, von 14.15 bis 14.45 Uhr zum Thema „Tauben und Menschen, Vögel und Wildtiere in der Stadt“. Beide Veranstaltungen finden im Rahmen der Vesperkirche statt.
Der erste Tierschutzverein in Stuttgart
Was heute wahrscheinlich nicht mehr vielen Menschen bekannt sein dürfte: Der erste Tierschutzverein in Deutschland wurde in Stuttgart in der Leonhardskirche gegründet. Maßgeblich haben dies die Pfarrer Christian Adam und Albert Knapp vorangetrieben. Da ging es vor allem um Grundsätzliches: „Es wurde ein Bewusstsein dafür entwickelt, dass auch Tiere Gottes Geschöpfe sind, dass auch ihnen deshalb kein Leid zuzufügen ist“, sagt Jetter. Eine mutige Haltung in einer Zeit, in der Tiere vor allem nach ihrem Nutzen eingeschätzt wurden, Tiere zum Streicheln in den Haushalten waren noch absoluter Luxus. Die christlichen Gedanken von Adam und Knapp kamen an, denn schon 1881 haben sich die vielen neu gegründeten Tierschutzvereine zum Deutschen Tierschutzbund zusammengeschlossen, dem heute fast 750 Vereine mit mehr als 800 000 Mitgliedern angehören.
Tauben unter dem Dach der Leonhardskirche
Tierliebe wird in der Leonhardskirche heute noch ganz praktisch betrieben, seit vielen Jahren beispielsweise mit mittlerweile zwei Taubenschlägen unter dem Dach. Heinz Rittberger ist der Initiator dieses Stadttaubenprojekts und wird darüber berichten. In den Veranstaltungen im März und April stehen jeweils andere Tiere im Mittelpunkt: Hunde und Katzen (12. März), Bienen (19. März), Schafe, Kühe und Schweine (26. März), Pferde (2. April), Fische (9. April) und zum Abschluss die Besatzung der Arche Noah (16. April). Dazu sind Vertreter der verschiedenen Verbände eingeladen, die ein besonderes Augenmerk auf die jeweiligen Gattungen haben. „Sie geben einen Einblick in ihr Schaffen und in ihre jeweilige Problemlagen“, sagt Jetter, „und wenn jemand darüber berichten möchte über seine persönliche religiöse Motivation zur Thematik, dann ist das natürlich sehr willkommen.“
Tiere in der Bibel
Nur zu den beiden Terminen im März dürfen Haustiere zu den Andachten mitgebracht werden, danach nicht mehr. „Wir schließen aber jeweils mit einem Segen zum Miteinander von Tier und Mensch, wer möchte, kann im Rahmen unserer Passionsandachten gerne einen eigenen individuellen Bezug zum Tier segnen lassen“, sagt Jetter.
Auch das Thema „Tiere in der Bibel“ kommt nicht zu kurz: Dort werden ja einige Gattungen mit Klischees aufgeladen, wie zum Beispiel die betrügerische Schlange oder das gutmütige Schaf: Am Donnerstag, 27. Februar, referiert Pfarrer Jetter von 19 Uhr an im Hospitalhof im Rahmen der Reihe Bibelkunde über dieses Thema.
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