Das FBI hat die Sperre des iPhones des Attentäters von San Bernardino selbst ausgehebelt. Wie der Bundespolizei dies gelang, bleibt jedoch offen – neben einigen anderen Fragen.

Washington - Das FBI habe das iPhone des mutmaßlichen Attentäters von San Bernardino nun selbst geknackt, teilte das Justizministerium in einer knappen Notiz einem Bezirksgericht in Kalifornien mit. Damit sei auch die Mithilfe Apples nicht länger nötig.

 

Um das Attentat von San Bernardino im Dezember mit 14 Ermordeten aufzuklären, wollte das FBI das Dienst-iPhone des mutmaßlichen Extremisten Syed F. knacken. Es scheiterte am Passwortschutz; Apple wurde im Februar per Gerichtsorder zur Bereitstellung einer Entsperrungssoftware aufgefordert. Der Apple-Chef Tim Cook wehrte sich mit dem Argument, dass dann ein gefährlicher Präzedenzfall geschaffen würde, der sämtliche iPhones anfällig für Zugriffe mache.

In der Folge entspann sich eine weltweit beachtete Debatte über Grenzen von Privatsphäre und von Datenschutz. Apple warnte, mit einem solchen Präzedenzfall könne die Tür für eine weitreichende Überwachung elektronischer Geräte geöffnet werden. Das Justizministerium entgegnete, es gehe nur um dieses eine iPhone.

iPhone mit israelischer Hilfe geknackt?

Diese Debatte ist nun offenbar beendet, nachdem das FBI Apples Passwortschutz selbst geknackt hat. Wie und durch wen das FBI den Passwortschutz umgehen konnte, ging aus der Erklärung der Behörde nicht hervor. Das FBI war mithilfe einer Drittpartei erfolgreich; die Methode ist offenbar auf das iPhone 5c mit iOS-9-Version anwendbar, erklärte ein Beamter der Staatsanwaltschaft. Diese hatte einen Prozess gegen Apple angestrengt, um Hilfe beim Umgehen des Passwortschutzes zu erreichen, hatte vergangene Woche aber um eine Verschiebung gebeten – eben wegen der nun erfolgreich getesteten Entschlüsselungsmethode.

Wie und mit wessen Hilfe das FBI erfolgreich war, ist offen. Die Spekulationen von Experten gingen von einer Schwachstelle in Apples Software bis hin zu einem komplexen Verfahren, bei dem das Telefon geöffnet und der Speicherinhalt auf einen anderen Datenträger kopiert wird. Laut einem unbestätigten Bericht der Zeitung „Yedioth Ahronoth“ kam die Hilfe von der israelischen Firma Cellebrite. Das Unternehmen ist darauf spezialisiert, Daten aus mobilen Geräten herauszuholen.

Viele Fragen offen

Neben der Frage nach dem Tippgeber und dem Know-How blieb allerdings noch vieles weitere ungeklärt. So ist ungewiss, ob das FBI auf dem Handy des mutmaßlichen Attentäters F. auf etwas Verwertbares gestoßen ist. Zudem wird spekuliert, ob die Bundespolizei ihr neues Wissen nun mit anderen Polizeistellen auf Bundes- und Lokalebene teilt, die bei Ermittlungen gegen Verdächtige ebenfalls auf iPhone-Entsperrungen dringen. Ebenso unklar ist, ob das FBI Apple verrät, wie es die Sicherheitssperre des Handys ausgehebelt hat.

Der Anwalt Stephen Larson aus Los Angeles vertritt Angehörige von sieben Todesopfern der Attacke von San Bernardino. Er begrüßte die Nachricht von der iPhone-Entschlüsselung. „Dass sich das Ganze in einer Justizschlacht hingezogen hätte, hätte weder den Interessen der Opfer noch jener der Strafverfolgungsbehörden gedient“, erklärte Larson.

Aus Sicht von Alex Abdo, einem Anwalt der Bürgerrechtsgruppe American Civil Liberites Union, ist der Fall jedoch längst nicht zu den Akten gelegt. Es handele sich „lediglich um eine Verzögerung in einem unvermeidlichen Kampf“ über die Frage, ob die Regierung einen Konzern wie Apple zwingen könne, die Sicherheit seiner Produkte zum Zweck von Ermittlungen zu untergraben.