Die Stadt vermittelt ehrenamtliche Paten. Unterm Fernsehturm mangelt es an Familien, die Hilfe suchen.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Filder - Die guten Seelen suchen Familien, die auf Leute wie sie gewartet haben. Die guten Seelen sind Menschen im Ruhestand, die für andere Gutes tun wollen. Sie möchten zum Beispiel alleinerziehende Eltern unterstützen oder Familien, die aus einem anderen Bundesland nach Stuttgart gezogen sind und hier niemanden kennen. Die guten Seelen verstehen sich als eine Art Großeltern-Ersatz.

 

Für die Stadtbezirke unter dem Fernsehturm gilt neuerdings, was während des vergangenen Jahrzehnts noch nie vorgekommen ist: Es gibt zwar ehrenamtliche Paten, allerdings keine Familien. „Wir wollen die freiwilligen Begleiter natürlich nicht abweisen“, erklärt Christine Heppner, die sich bei der Stadt Stuttgart um das Projekt mit dem Namen „Initiative Z“ kümmert. Z deshalb, weil Zeit damit anfängt und Herz damit aufhört.

Die Paten besuchen „ihre“ Familie einmal die Woche

Heppner sucht nun nach Familien in Degerloch, Birkach, Plieningen und Sillenbuch, die sich über einen Helfer freuen würden. Den meisten Ehrenamtlichen sei wichtig, dass sie nicht bis ans andere Ende der Stadt zu einer Familie fahren müssen.

Das Konzept sieht vor, dass die Paten einmal die Woche für zwei, drei Stunden zu Besuch kommen. Omas und Opas hängt der Ruf an, dass sie die Kleinen oft ausführen, sei es in die Wilhelma, sei es ins Schwimmbad, sei es in den Zirkus. Die Initiative Z will etwas anderes. Natürlich spreche nichts gegen Ausflüge, sagt Heppner, „das Ganze soll aber keinen Eventcharakter haben“. Es gehe eher um den Alltag.

Klar müsse außerdem sein, dass die Helfer weder Babysitter noch Handlanger sind. „Sonst entsteht schnell eine Schräglage“, sagt Heppner. Im Gegenzug dürfe der Ehrenamtliche nicht bei der Familie ankommen „und die Ärmel hochkrempeln, das funktioniert nicht“, sagt Heppner. „Die Paten sollen eine weitere Bezugsperson werden.“ Und zwar nicht nur für die Kinder. Haben die Mutter oder der Vater etwas auf dem Herzen, hören die Paten zu. So werden sie im besten Fall zu einem guten Freund für Groß und Klein.

„Diese Aufgabe erfordert natürlich viel Fingerspitzengefühl“, sagt Christine Heppner. Und das Vertrauen muss erst wachsen. Damit sich für die Familien möglichst auf Anhieb der richtige Begleiter findet, treffen sich die Beteiligten zunächst zu einigen Vorgesprächen mit Heppner und ihren Kollegen. Und im besten Fall wird der Familienpate irgendwann zu einem neuen Familienmitglied.