Nirgendwo in Deutschland werden so viele Patente angemeldet wie in Baden-Württemberg. Auch Bayern schlägt sich gut. Überraschend weit abgeschlagen ist Berlin.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Stuttgart - Die klügsten Köpfe wohnen in Baden-Württemberg. Das besagt zumindest die Statistik, denn nirgendwo in Deutschland ist das Erfindungsreichtum höher als im Süden. Daten des Deutschen Patent- und Markenamtes zeigen, dass in Baden-Württemberg auf 100 000 Einwohner ganze 132 Patentanmeldungen kommen. Bayern muss sich in diesem Bereich mit dem zweiten Platz zufrieden geben, dort sind es lediglich 120. Der Rest der Republik ist allerdings weit abgeschlagen. In Niedersachsen kommen lediglich 44 Patente auf 100 000 Einwohner, in Hamburg sind es 43.

 

Berlin ist weit abgeschlagen

Dann folgt noch – zumindest statistisch – ein gehöriger Dämpfer für Berlin. Die deutsche Hauptstadt ist bekannt für ihre vielen Start-Ups. Doch sie belegt mit 20 Patentanmeldungen erstaunlicherweise nur den neunten Platz – gemeinsam mit dem Saarland. Schlusslicht bei der Anmeldung von Erfindungen sind die Menschen aus Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern. Hier kommen auf 100 000 Einwohner nur je 8 Patente.

Deutschland europaweit Spitze

Europaweit sind die deutschen Unternehmen Spitzenreiter in Sachen Patentanmeldungen. Das geht aus dem Jahresbericht des Europäischen Patentamts (EPA) hervor. Die Zahl der Anmeldungen aus der Bundesrepublik ist demnach gegenüber 2016 um 1,9 Prozent auf 25 490 gestiegen.

Die meisten Anmeldungen stellten die deutschen Unternehmen in den Technologiefeldern „Elektrische Maschinen, Geräte und Energie“, Transport sowie Messtechnik. Rund jede dritte Patentanmeldung in Europa stammt von einem deutschen Unternehmen.

Wachsende Nachfrage nach europäischen Patenten

Insgesamt wurden rund 166 000 Patentanmeldungen eingereicht – rund 3,9 Prozent mehr als im Vorjahr und so viele wie nie zuvor. Knapp die Hälfte dieser Patentanmeldungen kam aus den 38 Mitgliedstaaten der Europäischen Patentorganisation EPA. „In Bezug auf Patente war 2017 ein positives Jahr für Europa“, erklärte EPA-Präsident Benoît Battistelli. Die wachsende Nachfrage nach europäischen Patenten bestätige „Europas Attraktivität als führender Technologiemarkt“.

Die Stärke der deutschen Bundesländer spiegelt sich dabei auch im Europavergleich wider: Hier liegt Bayern (+4,5 Prozent) laut EPA erneut vor dem Pariser Ballungsraum Ile-de-France auf Platz eins, Baden-Württemberg (+3,2 Prozent) und Nordrhein-Westfalen (+0,6 Prozent) nehmen die Plätze drei und vier ein. Die wachstumsstärksten Felder der Bundesrepublik sind dem EPA-Jahresbericht zufolge mit einem Zuwachs von 15,4 Prozent die Digitale Kommunikation und mit einem Plus von 20,2 Prozent die Computertechnik.

Viele Patentanmeldungen bedeuten nicht zwangsläufig, dass ein Unternehmen besonders innovativ ist. Es kann auch schlicht heißen, dass eine Firma besonders aktiv versucht, ihr geistiges Eigentum zu schützen.