Im Jahr 2007 änderte der Club Romy S. sein musikalisches Konzept und setzte fortan auf elektronische Musik. Diesen Samstag feiert man 10 Jahre Elektronische Romy S. und wir sprachen mit Patrice Grad, der sich von Beginn an um die Bookings, Promotion und guten Vibes in der elektronischen Romy kümmert. 

Stuttgart - Im Jahr 2007 änderte der Club Romy S., der Anfang 2000 eröffnet hatte, sein musikalisches Konzept und die elektronische Musik erhielt Einzug. Seitdem kümmert sich Patrice Grad um die Bookings, die Promotion, um die guten Vibes am Samstagabend und natürlich, die Fans wissen es, um das Licht und den Nebel. Diesen Samstag feiert man 10 Jahre Elektronische Romy S. mit dem Gast-DJ und Romy-Stammgast Oliver Schories und den Locals Sasch BBC und Loli. Wir reisen mit Patrice durch die letzten zehn Jahre und sprechen über die elektronische Szene damals und heute, Anekdoten, Lieblings-DJs und wie es weiter geht.

 

2007 und 2017 – was für Unterschiede/Veränderungen gibt es zwischen damals und heute?
Die DJs sind zum größten Teil sehr viel teurer geworden. Die Leute gehen gezielter aus, sprich, leider oft nur noch zu großen Acts. Es gibt sehr viel mehr Festivals. In jedem Dorf gibt es heutzutage ein Festival. Das macht es den Clubs nicht gerade einfach. Es gibt mehr Clubs im Umland, die auch DJ-Bookings fahren, so dass weniger Leute nach Stuttgart fahren. Ich komme nicht jedes Wochenende erst am Sonntagabend nach Hause (lacht) und bin selber etwas ruhiger geworden, was nicht heißt, dass ich nicht mehr feiern gehe! Die Romy ist nicht mehr rot, sondern schwarz und wir haben eine Funktion-One-Anlage, die wohl mit Abstand beste Anlage, die es gibt.

Trauert man in 10 Jahren manchmal den „alten Zeiten“ hinterher?
Ach, ich bin jetzt nicht so der Typ, der den alten Zeiten nachtrauert. Ich bin eigentlich ziemlich zufrieden mit der heutigen Zeit und früher war auch nicht alles gut.

Die besten/beliebtesten Acts in 10 Jahren?
Puh, das ist schwer. Also Highlights sind sicher die drei Gigs von Paul Kalkbrenner. Beim ersten Date waren nicht mal 70 Leute da und bei seinem letzten Gastspiel mußten wir die Langestraße sperren lassen, weil er zwischenzeitlich im Zuge von seinem Film "Calling Berlin" und "Sky & Sand" mega bekannt geworden war. Oliver Koletzki und Format:B gehören fest zur Romy S. und sind Familie geworden, wie auch die ganze Stil vor Talent-Gang (das Label von Oliver Koletzki, d. Red.). Die sind alle super. Tama Sumo, Dana Ruh, und Onur Özer gehören auch zu meinen Lieblingen, genauso wie DJ Wild, ganz klar. Oliver Schories, der diesen Samstag beim Jubiläum zu Gast ist, gehört auch dazu. Und natürlich unsere Resident-DJs, ohne die würde gar nichts gehen. Auch die, die vielleicht aktuell nicht mehr im Romy spielen und in anderen Clubs zuhause sind.

Die größte Artist-Enttäuschung in 10 Jahren?
Eine richtige Enttäuschung gab es nicht. Wenn, dann lag es eher daran, dass keine Gäste gekommen sind. Wobei, zweimal war ich richtig sauer. Ich werde aber keine Namen nennen. Einmal hatten wir einen Live-Act eingeladen. Ich bekam richtig gutes Feedback, die Leute waren unglaublich hot und konnte mich vor Anrufen, Mails und SMS wegen Gästelisteplätzen kaum retten. Es war also klar, dass es ein richtig guter Abend werden würde.

Und dann die Katastrophe: Die Agentur rief mich am Tag des Gigs um 17 Uhr an und teilte mir mit, dass der Act nicht kommt. Leider kam das bei ihm öfters vor und das machte mich richtig sauer, weil es auch keinen triftigen Grund gab, wie z.B. Krankheit. Einfach nur: Er kommt nicht. Wir haben mit Reboot spontan einen richtig guten Ersatz gefunden. Der war dann auch pünktlich aus Frankfurt da und die Party war ein voller Erfolg.

Und dieses Jahr war ein Act wohl krank oder zumindest wurde das gesagt. Er ist dann trotzdem gekommen und wollte schon um 00:30 Uhr anfangen zu spielen, damit er früher ins Bett kommt. Er hat dann genau 50 Minuten gespielt und danach war die Party vorbei. Die Leute hatten dann keinen Bock mehr und waren enttäuscht, weil sie den vollen Eintritt bezahlt haben. Um 04:00 Uhr haben wir zugemacht.

Hier wäre es besser gewesen, der DJ hätte von Anfang an gesagt, dass er nicht spielen kann, dann hätten wir noch reagieren können. Aber so hat er uns den Abend zerstört, die Gäste verarscht und am Ende waren wir die Deppen.

Welche Acts waren in den 10 Jahren am häufigsten zu Gast?
Format:B, Oliver Koletzki, Niko Schwind, Martin Landsky, DJ Wild, Tobi Neumann, Frank Lorber, Björn Störig, Onur Özer und alle unsere Resident-DJs.

Welche Begriffe beschreiben das Romy-Publikum am besten?
Open minded, jung, alt, reich, arm, wild, entspannt, verrückt, cool, nett.

Mag eigentlich Romy-Chef Yusuf zwischenzeitlich elektronisch Musik? Der steht ja eher auf 70s und 80s, also die Musik die mitunter auch in den ersten Jahren in der Romy S. lief.
Also letzten Samstag wollte er das Licht nicht anmachen, als die Party eigentlich schon vorbei war und er hat gegrinst als er die letzten Leute beim Tanzen beobachtet hat. Ich weiss jetzt nicht, ob er sich gefreut hat oder ob er sich gewundert hat (lacht).

Geile Erlebnisse, Kuriositäten, Meilensteine in 10 Jahren? Pack aus die Geschichten!
Einige Geschichten kann man definitiv nicht erzählen, aber zwei Anekdoten fallen mir spontan ein. Einmal habe ich eine Mail bekommen, ob wir High Heels in Größe 35 gefunden haben und tatsächlich haben wir die Schuhe gefunden. Ich habe noch nie so kleine Stöckelschuhe gesehen und vor allem, wie ist die Lady ohne Schuhe nach Hause gekommen? Das weiß wohl nur sie – oder auch nicht mehr. 

Die zweite Geschichte war ziemlich verrückt. An einem Montag hatte mich das Hotel angerufen, wo unsere Gast-DJs untergebracht waren und meinte sie schicken mir ein Video. Auf dem Video war zu sehen, dass die DJs eine riesengroßes Graffiti aus Asche und Wasser an die Wand ihres Zimmers gemalt haben und im ganzen Hotel die Bilder abgehängt und versteckt haben. Das war ein Schaden von fast 8000 Euro, den sie zum Glück irgendwann bezahlt haben.

Deine aktuellen nicht-elektronischen Lieblingslieder?
Ich habe leider keine aktuellen Lieblingslieder, da ich in meiner Freizeit sehr wenig Musik höre. Ich singe gerne selber, aber dies sollte lieber niemand hören, sonst werde ich vielleicht noch eingewiesen! (lacht)

10 Dinge, die Patze abseits vom Raven und der ganzen Clubsache am liebsten macht?
Squash spielen, zu Hause sein und chillen, kochen, essen, Ausflüge machen, alle paar Wochen mit Freunde in großer Gruppe treffen, reisen, träumen und mit meiner Freundin rumspinnen!

Aussichten – wie packt die Romy das nächste elektronische Jahrzehnt an?
Wir bleiben einfach so wie wir sind und werden uns um keinen Preis verbiegen. Wir machen so weiter, wie wir es seit 10 Jahren machen. Nie stehen bleiben und immer weitergehen. Wir haben einige kommen und gehen gesehen. So wird es auch weiterhin sein. Wir bleiben unserem Motto treu: Eine für alle! Romy S.

10 Jahre Elektronische Romy S.
Samstag, 09.12., 23 Uhr mit Oliver Schories, Sasch BBC & Loli
www.facebook.com/ClubRomyS