Der Rennfahrer und Verleger Paul Pietsch wird 100 Jahre alt. Die Motor Presse Stuttgart publiziert heute weltweit rund 140 Titel.

Stuttgart - Die Preisverleihung von "Auto, Motor und Sport" ist stets ein wichtiger Termin für Ferdinand Piëch. Der viel beschäftigte VW-Aufsichtsratschef und Porsche-Miteigner lässt es sich nicht nehmen, jedes Jahr im Januar zu erfahren, welche Wagen die Leser der Autozeitschrift zum Gewinner in den jeweiligen Fahrzeugklassen gekürt haben. Am kommenden Montag wird der 74-Jährige nun gemeinsam mit dem Verleger Hubert Burda im Weißen Saal des Neuen Schlosses in Stuttgart das Lebenswerk von Paul Pietsch würdigen, der "Auto, Motor und Sport" zu einem der führenden Magazine für PS-Fans gemacht hat und an diesem Tag seinen 100. Geburtstag feiert.

 

Pietsch und Piëch tragen nicht nur ähnliche Namen, beide sind gewissermaßen Brüder im Geiste, lieben das Automobil und vor allem schnelle Wagen. Als Dreizehnjähriger erlebte Paul Pietsch sein erstes Autorennen als Zuschauer. "Er ist sofort fasziniert von den knatternden Maschinen, die den Berg hinaufstieben", heißt es in der Biografie "Doppelsieg", die zum runden Geburtstag neu aufgelegt und aktualisiert wurde. Die Rennfahrerkarriere begann 1932 freilich mit einem Fehlstart: Pietsch blieb mit seinem Bugatti kurz vor dem Ziel liegen, weil der angeheuerte Mechaniker nicht genug Treibstoff getankt hatte. Von diesem Misserfolg ließ sich der junge Draufgänger indes ebenso wenig entmutigen wie von schweren Unfällen, und bald zählte er zu den führenden Motorsportlern, wurde Werksfahrer von Auto-Union, fuhr Rennwagen von Alfa Romeo und Maserati.

In Freiburg begann seine zweite Karriere

Ein Rennwagen kurz vor der Ziellinie zierte dann auch die Titelseite der ersten Ausgabe des Magazins "Das Auto", mit dem Paul Pietsch 1946 im armen Nachkriegsdeutschland an den Start ging. In seiner Geburtsstadt Freiburg begann damals seine zweite Karriere - dieses Mal als Verleger. Er verbündete sich mit Ernst Troeltsch und Josef Hummel, die er aus seiner Rennfahrerzeit vor dem Krieg kannte.

Das Trio musste zunächst große Widerstände überwinden. Denn um die Zeitschrift herausgeben zu können, brauchten sie die Genehmigung der Militärbehörde. Der französische Presseoffizier lachte, als die Freiburger ihren Plan schilderten, und wehrte zunächst ab mit der Begründung: "In Deutschland wird es nie mehr so viele Autos geben, dass man eine Autozeitschrift brauchen würde." Doch Pietsch und seine Gefährten blieben hartnäckig - und erhalten schließlich - trotz aller Skepsis die Zeitschriftenlizenz Nummer 1308. Weil das Freiburger Domizil, eine Holzbaracke, rasch zu eng wurde, zog der Verlag nach Stuttgart um, wo die Zeitschrift auch gedruckt wird. Der junge Verlag nannte sich Motorsport GmbH, was Pietsch einige Jahrzehnte später so begründete: "Natürlich hatten wir vor, wieder in den Motorsport einzusteigen und Rennen zu fahren. Dafür brauchten wir Geld, das wir mit der Zeitschrift verdienen wollten." Schon nach einem halben Jahr indes stieg Josef Hummel wieder aus dem Verlag aus.