Was soll mit dem Areal unter der Paulinenbrücke im Stuttgarter Süden passieren? Bezirksbeirat und Jugendrat fordern, in die Pläne einbezogen zu werden. Außerdem pocht die Jugend darauf, dass eine Fläche für sie übrig bleibt.

Pläne und Versuche, den Platz an der Tübinger Straße im Stuttgarter Süden mit Leben zu füllen, gab es in der Vergangenheit viele. Beschlusslage im Gemeinderat ist: im vorderen Teil des Geländes soll für mehrere Jahre die Feuerwehr mit ihrer Interimswache einziehen. Denn die Feuerwache 1 Süd an der Heusteigstraße und weitere Gebäudeteile an der Katharinenstraße im Stadtbezirk Mitte sind marode. Eine Generalsanierung kommt nicht in Frage, eine neue Wache muss gebaut werden, und als Übergangslösung soll ein Bereich unter der Paulinenbrücke genutzt werden. Aber auch von diesen Planungen war zuletzt kaum etwas zu hören, lediglich im Gestaltungsbeirat wurden im Juli des vergangenen Jahres Pläne vorgestellt.

 

Jugend fordert einen Teil der Fläche

Gleichzeitig hat die Stadtverwaltung bereits vor Jahren signalisiert, dass auch die Jugend auf einem Teil der Fläche zum Zug kommen soll. Der Jugendrat Süd fordert nun gemeinsam mit dem Bezirksbeirat in einem gemeinsamen Antrag, dass die Verwaltung prüfen solle, „wie durch bauliche Veränderungen eine Aufwertung des Areals unter der Paulinenbrücke erfolgen kann, sodass diese Fläche anteilig als Aufenthaltsort für Jugendliche attraktiv genutzt werden kann“.

Gleichzeitig steht in dem Antrag, dass sowohl Bezirksbeirat wie auch Jugendrat künftig bei allen Planungen bezüglich des Areals frühzeitig beteiligt werden sollen. „Erfreulicherweise“, so heißt es in der Begründung, „ist das Areal Paulinenbrücke/Österreichischer Platz auch Gegenstand vieler Gespräche der Stadtverwaltung und anderer Akteure. Dabei sollen der Bezirksbeirat und der Jugendrat nicht vergessen werden und immer in die Meinungsfindungsprozesse eingebunden werden.“

Platz zum Bouldern, Tischtennisspielen und Skateboarden

Der stellvertretende Jugendratssprecher Bruno Wagenblast brachte in der vergangenen Bezirksbeiratssitzung den Antrag ein. Bereits vor vielen Jahren sei dem Jugendrat durch die Stadtverwaltung versprochen worden, eine „freie Fläche unter der Paulinenbrücke für jugendspezifische Zwecke nutzen zu können und an der Planung der Gestaltung beteiligt zu werden“, rief Wagenblast die Vorgeschichte nochmals ins Gedächtnis. Als Maßnahmenpaket, um diesem Anspruch gerecht zu werden, schlug der Jugendrat vor: „Eine verbesserte Beleuchtung, Sitzelemente, Tischtennisplatten, eine Boulderwand und Elemente für Skateboarder.“ Im Bezirksbeirat stieß der Vorstoß des Jugendrates auf volle Zustimmung: „Uns begleiten die Pläne für die Paulinenbrücke schon lange“, sagte Reinhard Otter (Grüne). Den Platz unter der Brücke und dem Rondell beim Österreichischen Platz bezeichnete er als „spannendes, vielfältig genutztes und ruppiges Örtchen“. Was die Stadt dort genau vorhabe und wie der aktuelle Stand in Bezug auf die Interimsfeuerwache sei, darüber werde der Bezirksbeirat derzeit im Ungewissen gelassen: „Wir erfahren nicht, was da passiert“, resümierte Otter. Er forderte, dass alle Akteure und Beteiligten ihre Vorstellungen und Pläne offenlegen und dann darüber im Bezirksbeirat in einem „vernetzten Vortrag“ berichten: „Das Wichtigste ist, dass wir vernetzt denken“, betonte Otter.

Beharrliches Bohren dicker Bretter

Jens Hermann (Die Stadtisten) schlug vor, kleinere Maßnahmen kurzfristig umzusetzen und schnell auf den Weg zu bringen. Er verwies auf Dinge, die auch in Eigenregie und ohne größere Hürden umsetzbar wären – wie eben die genannten Sitzelemente, Tischtennisplatten oder eine Boulderwand. „Damit endlich Schwung unter die Paulinenbrücke kommt“, so Hermann. Ulrike Holch (SPD) fand „den Antrag supergut“. In der Zeit nach Corona gelte es ohnehin die Jugend zu unterstützen, ihre Perspektiven und Forderungen umzusetzen. Holch sieht allerdings die vorgeschlagenen Maßnahmen eher im hinteren Teil des Areals und unter dem Rondell umsetzbar. „Vorne wäre das wohl nicht so einfach.“ Jugendrat Wagenblast hält es für besser, sich nicht genau festzulegen: „Der Antrag nennt bewusst keinen konkreten Ort.“ Sonst schränke man Planer wie Akteure von vorneherein ein: „Das können die Fachleute besser beurteilen.“ Wichtig sei, ein stimmiges Konzept zu entwickeln und alle an einen Tisch zu bringen.

Roland Petri (CDU) bezeichnete den Antrag als „tollen Impuls“. Letztendlich sei auch bei diesem Thema „das beharrliche Bohren dicker Bretter“ vonnöten. Das Gremium stimmte dem Antrag geschlossen zu. Der Jugendrat hatte bereits im Februar den Prüfantrag an die Verwaltung beschlossen. Bezirksvorsteher Raiko Grieb fasste als Quintessenz zusammen, dass vielleicht ein Informations- und Ausspracheabend zur Paulinenbrücke der passende Rahmen wäre, um diesem komplexen Thema gerecht zu werden.