Geht es weiter mit dem bunten Leben am Österreichischen Platz? Die Stadt will die Ideen der Bürger sammeln und hat dafür vor Ort ein sogenanntes Zukunftsministerium eingerichtet.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

S-Süd - Die Stadt will den Bereich unter und um die Paulinenbrücke neu beleben und hat zunächst am südlichen Ende einen Verkehrsübungsplatz für Radler eingerichtet. Der bringt schon mal Farbe ins triste Grau. Auf der Nordseite unter der Brücke hat sie indessen ein „Zukunftsministerium für Träume und Utopien der Stuttgarterinnen und Stuttgart“ eingerichtet. Es hat die Form eines Containers, nennt sich Utopia-Toolbox und soll helfen, Gespräche und Gedankenaustausche mit und zwischen Passanten zu entfachen.

 

Idee der Verwaltung

Bereits 2018 und 2019 gab es auf Initiative des Vereins Stadtlücken erste erfolgreiche Projekte rund um die Paulinenbrücke. Es entstanden vielfältige Beteiligungsformate. Der einstige Unort unter der Brücke blühte durch das kreative zivilgesellschaftliche Engagement regelrecht auf. Doch dann konnten die weiteren Pläne zur Paulinenbrücke nicht wie gedacht mit Hilfe des Vereins Stadtlücken umgesetzt werden.

Die Verwaltung sprang mit einem eigenen Konzept in die Bresche. Zu ihm gehören der Verkehrsübungsplatz und das Zukunftsministerium für Träume und Utopien. Der Auftrag dieses Zukunftsministeriums lautet, Antworten zu finden auf die Frage: „Was willst Du wirklich?“, erklärt die Leiterin des Sozialamts, Franziska Vogel: „Das ist eine einfache, wie grundlegende Frage. Wir wollen Bürgerinnen und Bürger so zum Nachdenken anregen, ohne konkrete Erwartung ins Gespräch treten und uns, wie auch die Bürger selbst mit auf eine Reise mit überraschendem Ausgang nehmen.“

Sozialen und gesellschaftlichen Fragen ergebnisoffen begegnen

Die Utopia-Toolbox ist ein internationales Kunstprojekt von Kreativen, die interdisziplinär zusammenarbeiten. Deren Idee: Für nahezu alle Lebenslagen gibt es eine amtliche Einrichtung, die sich drum kümmert. Nur für die Zukunftsträume und Utopien der Menschen existiert bislang keine Institution. In diese Lücke stellt sich nun die Utopia-Box. „Die Besonderheit besteht darin, sozialen und gesellschaftlichen Fragen durch Kunst und Kreativität ergebnisoffen zu begegnen“, so Franziska Vogel. Dass der Container schief steht, weil er nämlich auf einer schiefen Ebene platziert wurde, ist symbolisch zu verstehen: So werde „physisch erfahrbar, dass in unserer gegenwärtigen Welt so einiges ins Rutschen gekommen ist. Zugleich ermutigt er zu neuen Sichtweisen“, heißt es in der Projektbeschreibung. Es sollen damit Fragen wie diese evoziert werden: „Träumen wir noch von einer besseren Welt?“, „Wie stellen wir uns die künftige Gestaltung unseres Lebens und der Gesellschaft vor?“, „Was willst du wirklich? Und: Was kannst Du heute noch unternehmen, um Deiner Idee den ersten Schritt näher zu kommen?“.

Ministerium für Utopien

Mit diesen Fragen können sich Menschen auf dem Platz und Passanten in persönlichen Gesprächen und Interviews bei der Utopia-Box noch bis zum 11. Oktober auseinandersetzen. Die Ideen werden täglich gesammelt und auf der Internetseite www.utopiatoolbox-stuttgart.de veröffentlicht. Am Ende des Projekts werden aus diesen Anregungen und Wünschen der Stadtgesellschaft einige ausgewählt und daraus konkrete Projekte entwickelt, die ab 2022 verwirklicht werden – zusammen mit den Menschen vor Ort, Stuttgarter Initiativen, Kulturschaffenden und bürgerschaftlich Engagierten.

Freifläche sportlich nutzen

Der Verkehrsübungsplatz am anderen Ende der Brücke bietet Kindern und Familien die Möglichkeit, sich sportlich auszuprobieren und erste Übungen für den Straßenverkehr zu erproben. Die Gestaltung bietet außerdem Spiel- und Bewegungsmodule zum Thema Feuerwehr an. Das ist sinnfällig, denn auf der Fläche wird ab Anfang 2022 die Interimsfeuerwache Süd gebaut. Bis dahin bleibt auch das Bewegungsangebot bestehen.

„Die Flächen in der City sind knapp. Wenn wir Sport und Bewegung im öffentlichen Raum anbieten wollen, müssen wir unkonventionelle Wege gehen. Außerdem stärken wir mit dem Übungsplatz das sichere Fahrradfahren von Kindern“, erläutert die Leiterin des Amts für Sport und Bewegung, Daniela Klein. Die bemalte Bodenfläche unter der Brücke ist Teil des Stuttgarter Masterplans für urbane Bewegungsräume. Dessen Ziel ist es, Bewegung im öffentlichen Raum zu fördern und langfristig zu sichern. „Unsere Vision ist es, allen in Stuttgart ein Angebot zu machen, das Lust macht und animiert, sich im Alltag zu bewegen“, sagt die Sportamtsleiterin.