Die Online-Giganten Google und Paypal wollen dem Smartphone zum Durchbruch an der Ladenkasse verhelfen. Für viele Verbraucher gibt es allerdings schon Bezahl-Apps von der eigenen Bank oder Sparkasse.

Korrespondenten: Barbara Schäder (bsa)

Frankfurt - Anstelle der Geldbörse einfach das Smartphone zücken – bislang machen das in Deutschland nur wenige Menschen. Noch zu Beginn dieses Jahres gaben in einer Erhebung des Marktforschungsinstituts Splendid Research lediglich 0,4 Prozent der befragten Bundesbürger an, mit dem Handy an der Ladenkasse zu zahlen. Seither sind allerdings mehrere neue Bezahl-Apps für Smartphones auf den Markt gekommen. Jüngstes Beispiel: Seit Mittwoch kann die App des Suchmaschinenbetreibers Google, Google Pay, mit jedem modernen Android-Smartphone genutzt werden. Einzige Voraussetzung ist, dass der Besitzer ein Konto beim Online-Bezahldienst Paypal einrichtet. Bislang war die Nutzung von Google Pay nur für Kunden weniger Banken möglich.

 

Wie funktioniert das Angebot von Paypal und Google Pay?

Paypal ist eine Online-Plattform, die bei Zahlungen über das Internet als Treuhänder zwischen Sender und Empfänger tritt. Das US-Unternehmen schreibt den vom Sender angewiesenen Betrag sofort auf dem Paypal-Konto des Adressaten gut und bucht ihn nachträglich vom Bankkonto des Zahlenden ab. Für die Zusammenarbeit mit Google Pay ist entscheidend, dass die Nutzung dieser App nun nicht mehr auf Kunden einiger weniger Banken beschränkt ist. Bislang stand Google Pay hierzulande nur Kunden der BW Bank, der Commerzbank beziehungsweise ihrer Tochter Comdirect, der Direktbank N26 sowie des Bezahldienstleisters Boon, eines Angebots des Dax-Neulings Wirecard, zur Verfügung.

Gibt es noch andere Wege, mit dem Smartphone zu zahlen?

Eine Reihe von Kreditinstituten bieten für diesen Zweck eigene Apps an. Bei den Sparkassen sowie den Volks- und Raiffeisenbanken gibt es sie seit dem Sommer, die Deutsche Bank hat Zahlungen an der Ladenkasse ebenfalls in ihre App integriert. Genau wie Google Pay laufen die Bezahlfunktionen dieser Apps aber nur auf Smartphones mit dem Betriebssystem Android, nicht auf den iPhones der Firma Apple. Der Grund ist, dass Apple die technische Schnittstelle für mobile Zahlungen an den Geräten bislang nicht freigegeben hat. Der iPhone-Hersteller will sein eigenes Bezahlverfahren Apple Pay noch dieses Jahr nach Deutschland bringen.

Müssen iPhone-Besitzer also abwarten?

Es gibt Apps, die sich einer anderen Technik bedienen und damit Zahlungen an der Ladenkasse auch via iPhone ermöglichen. Das Rabattsystem Payback Pay beispielsweise bietet eine App an, bei der für den Bezahlvorgang ein Code generiert und an der Kasse gescannt wird. Dasselbe Prinzip nutzen auch einige Einzelhandelsketten für Bezahl-Apps, die allerdings nur in ihren eigenen Märkten eingesetzt werden können.

Werden Paypal und Google den Durchbruch bringen?

„Nach aller Erfahrung gibt es im Zahlungsverkehr in Deutschland nur Evolutionen, keine Revolution“, sagt der Experte Ernst Stahl vom Forschungszentrum ibi research an der Uni Regensburg. Gleichwohl sei die Kooperation „ein cleverer Schachzug“. Auch wenn Paypal mit gut 20 Millionen aktiven Nutzern in Deutschland über weniger Kunden verfügt als etwa die Sparkassen, leiste das neue Angebot einen wichtigen Beitrag zur Verbreitung mobiler Zahlungen: „Unter Paypal-Nutzern ist die Bereitschaft zur Nutzung solcher Innovationen vermutlich höher als beim durchschnittlichen Bankkunden.“

Wo kann man überhaupt mit dem Handy bezahlen?

Der Einzelhandel hat nach langem Zögern einen Großteil seiner Kassen mit Lesegeräten für kontaktlose Zahlungen nachgerüstet. Rund 75 Prozent aller Akzeptanzstellen für Girokarten sind mittlerweile mit dem Funkstandard NFC (Near Field Communication) ausgestattet, über den kontaktlose Zahlungen per Karte oder eben per Mobiltelefon laufen. Nicht alle dieser Lesegeräte akzeptierten allerdings auch Kreditkarten, gibt Ulrich Binnebößel vom Einzelhandelsverband HDE zu bedenken. Für Google-Pay-Nutzer ist das ein Nachteil, denn die Verknüpfung mit dem Paypal-Konto läuft über eine digitalisierte MasterCard. Zwar handelt es sich in diesem Fall nicht um eine Kredit-, sondern eine Debit-Karte, so oder so werden MasterCards aber eben nicht von allen Händlern angenommen – weil die Gebühren für die Händler höher sind als bei den Girocards der Banken. „Mit einer gewissen Skepsis“ betrachte der Handel Google Pay auch aus Datenschutzgründen, sagt Binnebößel: „Schließlich gehen die Kundendaten hier nicht nur an die Bank, sondern auch an Google und Paypal.“