Zwei neue Stationen für Elektrofahrräder sollen Teil eines regionsweiten Netzwerks sein. Allein: sie bereiten den Städten viel Ärger, weil sie noch gar nicht funktionieren.

Remseck/Filderstadt - Die Euphorie war groß, die Zahl der Landtagskandidaten ebenfalls: zur Eröffnung der neuen Pedelec-Station in Remseck-Neckargröningen wurden viele lobende Worte gesprochen. Ein „neuartiges Stationskonzept in einer Kombination aus Holz- und Stahlbauweise“ zeichne das Häuschen aus, in dem Platz für Elektrofahrräder sein sollte, hieß es damals, am 11. März. Die Sache hat nur einen Haken: die Station funktioniert gar nicht und ist bis jetzt auch noch geschlossen.

 

Das habe an jenem Freitag vor der Landtagswahl noch nicht mal die Stadtverwaltung gewusst. „Sehr ärgerlich“ sei das, teilt Karl-Heinz Balzer, der Erste Bürgermeister in Remseck, nun mit. Die Stadt habe 190 000 Euro für die Station investiert und bestehe darauf, dass alles so bald wie möglich läuft. Dabei hatte Balzer ursprünglich im Gemeinderat sogar dafür gekämpft, dass Remseck gleich mit drei Stationen an den Start geht. Auf Antrag der Freien Wähler wurde dann doch nur mit einer Station begonnen – und die läuft noch nicht.

„Zum Glück noch nicht eingeweiht“

Das identische technische Problem hat zurzeit auch die Stadt Filderstadt (Kreis Esslingen), „nur dass wir die Station zum Glück noch nicht eingeweiht haben“, sagt der dortige Baubürgermeister Reinhard Molt. Die Eröffnung im Stadtteil Bernhausen sei jedoch demnächst, am 11. April, geplant. Er hoffe „sehr darauf, dass wir noch eine Lösung finden“, sagt Molt, lässt aber durchblicken, dass dies womöglich „mit Hilfe von Juristen“ geschehen müsse.

Reinhard Molt hält das Problem für leicht erklärbar – ebenso wie die Verantwortlichkeit. Das Unternehmen, das die Ausschreibung in Remseck und Filderstadt gewonnen hat, habe beim Einbau der Fahrradrampen Probleme mit der Neigung der Halterungen gehabt. Diese seien nicht mit den Fahrrädern des regionsweit einheitlichen Anbieters der Pedelecs kompatibel. Kurz: wenn man ein Rad auf den Ständer schiebe, werde es nicht aufgeladen. Zudem seien die Gebäude offenbar zu klein geraten, so dass nicht alle Pedelecs wie geplant dort hineinpassten, sagt Molt.

Firma dementiert Vorwürfe

Die Firma selbst widerspricht dieser Darstellung vehement. „Mit dem, was im Inneren der Stationen passiert, haben wir nichts zu tun“, sagt ein Projektsprecher. Für den Stillstand sei einzig die Betreiberfirma der Pedelec-Systeme verantwortlich. Rainer Gessler, der Chef der Dachgesellschaft für die Pedelec-Stationen (Nachhaltig Mobile Region Stuttgart, Namoreg), beteuert indes auf Nachfrage, dass es besagte Probleme nur in Remseck und Filderstadt gebe. Im Umkehrschluss heißt das: überall dort, wo eine andere Firma die Station gebaut hat – unlängst etwa in Kirchheim am Neckar oder in Ludwigsburg –, läuft es.

„So etwas ist für das Gesamtprojekt sehr bedauerlich“, sagt Gessler. Er hoffe, dass alles bald reibungslos laufe. Derweil sind zumindest in der Station in Remseck offenbar bereits die Handwerker angerückt. „Bis Ende der Woche“, verspricht der Bürgermeister Karl-Heinz-Balzer, soll die Station an der U-14-Endhaltestelle endlich ihren Betrieb aufnehmen – wenn auch in abgespeckter Form. Die problematischen Hochständer für E-Fahrräder werden ausgebaut und durch simple Flachständer ersetzt. Dadurch, sagt Balzer, könnten zwar nur sechs Pedelecs (geplant waren zehn) unterkommen, aber die zehn Stellplätze für private E-Bikes könnten genutzt werden.

Abgespeckte Lösung geplant

Eine ähnliche Lösung strebe auch Filderstadt an, sagt der Baubürgermeister Reinhard Molt. „Wir werden pünktlich in Betrieb gehen können – aber wohl nicht mit der endgültigen Lösung.“ Bis alle Haftungsfragen geklärt sind, könnten Wochen vergehen. „Aber jetzt müssen wir anfangen, weil jetzt die Radfahrer rausdrücken.“