Die Pegida-Mitorganisatorin Kathrin Oertel hat zuletzt AfD gewählt und spricht oft vom Volk und seinem Willen. Diese und andere Erkenntnisse brachte die Talkshow von Günther Jauch am Sonntag.

Berlin - Eigentlich soll es um die Pegida-Bewegung gehen, doch die ARD-Talkshow von Günther Jauch wird am Sonntagabend vor allem zu einem Duell zwischen Vertretern der CDU und der Alternative für Deutschland (AfD). „Wir sind die Folge Ihres gesellschaftlichen Versagens“, schleudert der stellvertretende AfD-Bundesvorsitzende Alexander Gauland dem CDU-Präsidiumsmitglied Jens Spahn entgegen. Spahn wirft Gauland, der früher selbst der CDU angehörte, vor, er versuche bei der Bewegung der „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (Pegida) Frustbürger abzufischen. „Ich kenne sie seit zehn Jahren“, sagt Spahn zu Gauland.

 

Kathrin Oertel, die dem Organisationskomitee der Pegida-Bewegung angehört, betont, ihre Bewegung habe keinen parteipolitischen Hintergrund. Sie selbst habe jahrelang die FDP gewählt. Zuletzt habe sie aber ihr Kreuz bei der AfD gemacht.

Auf die Frage, weshalb sich ausgerechnet die Dresdner trotz der extrem niedrigen Zahl von Muslimen in ihrer Stadt so große Sorgen um eine angebliche „Islamisierung“ Deutschlands machten, entgegnet Oertel: „In Deutschland wird auch gegen die Abholzung des Regenwaldes demonstriert, obwohl es hier keinen Regenwald gibt.“

Manchmal etwas ungelenk

Oertel ist zwar keine Politikerin mit geschliffener Rhetorik, weshalb ihre Sätze neben den Redebeiträgen der anderen Talkshow-Gäste manchmal etwas ungelenk wirken. Doch die in ihrer schwarzen Kleidung und mit ihrem zurückgekämmten Haar etwas streng wirkende Frau, die gerne vom „Volk“ und seinen Forderungen spricht, verkörpert schon den Teil von Pegida, mit dem sich die AfD gerne verbünden würde. Aber da ist auch noch Pegida-Gründer Lutz Bachmann, der Mann gegen den sich die Terrordrohung gerichtet haben soll, und der mit seinen Vorstrafen eine Image-Problem für die AfD darstellen würde - vor allem deshalb bleibt ein Restabstand.

Dass auf den Pegida-Demonstrationen regelmäßig auch Rechtsextreme und Hooligans aufkreuzen, leugnet Oertel nicht. Gleichzeitig weist sie aber darauf hin, dass auf den Gegendemonstrationen der „Gutmenschen“, wie sie die Anti-Pegida-Bewegung nennt, auch Linksextreme zugegen seien. Deren aggressives Verhalten erfordere erheblichen Polizeieinsatz, um Ausschreitungen zu verhindern.

Gauland sagt, ausländerfeindliche Parolen seien schließlich nicht nur von einzelnen Pegida-Demonstranten zu hören, „sondern auch im Straßenwahlkampf und an vielen Stammtischen“. Nur, in einem Punkt sind sich alle Teilnehmer der Runde einig: Bedroht werden darf niemand. Das gilt für die Pegida-Kundgebungen genauso wie für den SPD-Politiker Wolfgang Thierse. Er berichtet, er habe von Pegida-Anhängern anonyme Botschaften erhalten mit Drohungen wie „Leute wie Sie, müsste man aufhängen“.