Eine Journalistin veröffentlicht auf Twitter einen Schal, den ihre Mutter 2018 gestrickt hat. Diese ist Pendlerin und hat farblich die Verspätungen der Deutschen Bahn festgehalten – eine Visualisierung des Scheiterns, welche die User im Internet sehr würdigen.

Stuttgart - Eine Zugreisende hat die ständigen Verspätungen der Deutschen Bahn festgehalten und wird dafür in den sozialen Netzwerken gefeiert. Die Pendlerin fährt im Münchener Umland jeden Tag zur Arbeit und wieder nach Hause. Über einen längeren Zeitraum hat sie im vergangenen Jahr an einem Schal gestrickt und die Verspätungen farblich festgehalten.

 

Ihre Tochter, die Journalistin Sara Weber, hat den „Bahn-Verspätungsschal“ auf Twitter veröffentlicht – und Tausende Reaktionen von Usern erhalten. In dem Tweet erklärte Weber, dass ihre Mutter jeden Tag zwei Reihen gestrickt habe während sie mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs war.

Die Farbe der Wolle hat dabei folgende Bedeutung: Wenn die Bahn unter fünf Minuten Verspätung hatte, verwendete die Pendlerin grau. Bei fünf bis 30 Minuten Verspätung rosa, bei Fahrten mit Abweichungen während beider Fahrten am Tag sowie bei Verspätungen von mehr als 30 Minuten rot.

Das Ergebnis zeigt auf dem Foto: viel graue und rote Abschnitte.

Ein genauerer Blick auf den Schal offenbart: Im Sommer musste die Pendlerin einiges erdulden – Stichwort Schienenersatzverkehr. Und die Tochter beschreibt, was die Mutter, wie viele weitere Pendler, in dieser Zeit durchmachen mussten: „Da hat sie pro Fahrt nicht mehr 40 Minuten gebraucht, sondern knapp zwei Stunden. Jeden Tag. Sechseinhalb Wochen lang.“

Doch nicht nur der Sommer hat den Pendlern im Münchner Raum einiges abverlangt – auch gegen Ende des Jahres scheint die Situation laut Daten-Schal nicht besser geworden zu sein. Dazu schreibt die Tochter: „Sechs Knäuel Wolle hat sie verstrickt. Nur die Hälfte davon war grau. Ihr MVV-Ticket kostet im Jahresabo mehr als 175 Euro pro Monat.“

Die User sind begeistert von der Visualisierung – viele wünschen sich, dass der Bahnvorstand und Verantwortliche den Schal zu Gesicht bekommen:

Auch die Wort-Neufindung „Mahnschal“ macht die Runde auf Twitter:

Ein Pendler aus dem Raum Stuttgart klagt ebenfalls sein Leid – der Schal würde auch im Stuttgarter Verkehrsverbund ähnlich aussehen:

Eine Bahn-Sprecherin äußerte sich im Gesprächsverlauf ebenfalls zum Schal. Sie zeigte sich begeistert von der Idee und sie gibt zu – die vielen Verspätungen machen das Unternehmen „nicht glücklich“: