Die tschechisch-slowakische Penta-Gruppe übernimmt 75 Prozent am Maschinenbauer Gehring aus Ostfildern im Kreis Esslingen. Auf Mitarbeiter und Strategie soll sich die Übernahme aber nicht auswirken.

Stuttgart - Die tschechisch-slowakische Finanzgruppe Penta Investments hat künftig das Sagen bei der Gehring Technologies Holding GmbH aus Ostfildern im Kreis Esslingen. Penta übernehme 75 Prozent an dem Maschinenbauer von der Stargate Capital GmbH, die weiterhin mit 25 Prozent beteiligt bleiben wird, teilte Penta mit. Der Kaufpreis wurde nicht genannt. Er soll laut tschechischen Medienberichten rund 60 Millionen Euro betragen. Der Münchner Investor Stargate Capital hatte im Jahr 2009 den damals insolventen Maschinenbauer übernommen und vor dem Aus gerettet. Die Gehring-Gruppe beschäftigt heute 630 Mitarbeiter, 530 davon in Deutschland, wovon etwa 350 in Ostfildern tätig sind.

 

„Für die Mitarbeiter und Kunden bleibt alles beim Alten“, erklärte Mark Hüsges, Geschäftsführer der Gehring-Gruppe und Partner bei Stargate Capital, auf Nachfrage. Auch in der Managementstruktur und der Strategie ergäben sich durch den Einstieg von Penta keine Veränderungen. „Unser Fokus liegt nach wie vor stark auf Wachstum“, sagte Hüsges. Dies habe in der Vergangenheit schon gut funktioniert. So hatte Gehring im Jahr 2008, vor der Übernahme durch Stargate, noch einen Jahresumsatz von 50 Millionen Euro erwirtschaftet. Für 2012 erwartet das Unternehmen einen Umsatz von rund 130 Millionen Euro.

„Wir glauben, dass die Gehring-Gruppe einer spannenden Zukunft mit großen Wachstumschancen entgegensieht, hinter der nun zwei starke Partner stehen“, teilte Hüsges weiter mit. Man sei froh, in Penta einen langfristigen Partner gefunden zu haben, der keinen typischen Private-Equity-Hintergrund habe. „Wir wollen gemeinsam weiterarbeiten“, betonte Hüsges.

„Nachhaltiger Wachstumskurs“ dank Penta

Bei Penta sieht Partner Martin Kúsik den Einstieg bei Gehring als ein erstes positives Ergebnis, um den deutschen Markt systematisch zu erschließen. „Ich bin überzeugt, dass in naher Zukunft weitere Transaktionen folgen werden“, wird er in einer Mitteilung zitiert. „Als starker Finanzpartner mit Erfahrung in der Maschinenbauindustrie sind wir in der Lage, dem Unternehmen einen nachhaltigen Wachstumskurs zu gewährleisten“, heißt es weiter.

Was die Langfristigkeit des Einstiegs beim Maschinenbauer aus Ostfildern betrifft, so betont ein Penta-Sprecher auf Nachfrage, dass der Finanzinvestor keine generellen Vorgaben habe, „wann wir uns aus einem Investment wieder zurückziehen“. So halte Penta einerseits Beteiligungen im Portfolio, die man bereits 2002 gekauft habe. Andererseits gebe es auch Fälle, bei denen beschlossen worden sei, nach zwei Jahren wieder auszusteigen, so der Sprecher. „Das Entscheidende für unseren Beteiligungshorizont ist, wie lange wir die Möglichkeit sehen, für das Unternehmen einen Mehrwert generieren zu können.“

IG Metall hat keine Bedenken

Sieghard Bender, der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Esslingen, kann über den Einstieg von Penta bei Gehring nichts Negatives berichten. „Soweit ich weiß, agiert Penta nicht wie ein Hedgefonds“, sagt Bender. Dies habe wohl auch damit zu tun, dass die fünf Gründer von Penta ihr Geld einst mit dem Einzug des Kapitalismus in Osteuropa gemacht hätten und daher lieber längerfristig in Industriebetriebe  mit Zukunft investierten, statt auf den schnellen Euro aus zu sein.

Auch Bender betont, dass sich für die Mitarbeiter bei Gehring durch den Penta-Einstieg nichts ändern werde. „Tariflich bleibt es beim normalen Stand, Leute werden weiter eingestellt und ausgebildet.“ Dass Gehring nach einem neuen Investor suche, sei schon länger klar gewesen. „Gehring steht gut da, hat ein starkes Wachstum und die beste Auftragssituation in der Unternehmensgeschichte“, so Bender. Um dieses Wachstum zu finanzieren, sei ein neuer Partner notwendig gewesen.

Gehring wurde im Jahr 1926 gegründet und gilt als Pionier und Spezialist im Bereich der sogenannten Hon-Technologie. Das Honen ist ein zerspanendes Feinbearbeitungsverfahren für fast alle Werkstoffe und stellt in der Produktion den letzten Fertigungsprozess dar. Zu den Topkunden von Gehring zählen Volkswagen, BMW, Daimler, Ford und General Motors. Ende 2008 war das Unternehmen zahlungsunfähig geworden. Seit dem Einstieg des Münchner Investors Stargate Capital 2009 firmiert das Traditionsunternehmen als Gehring Technologies Holding GmbH.