Performance im Theater Rampe Wo herrscht denn eigentlich noch Leben?
Premiere im Stuttgarter Theater Rampe: Das O-Team denkt mit der düsteren Performance „Hibernation“ über die Zukunft nach.
Premiere im Stuttgarter Theater Rampe: Das O-Team denkt mit der düsteren Performance „Hibernation“ über die Zukunft nach.
Stuttgart - Am Anfang rieseln Flocken auf eine Fläche. Dort liegen irgendwelche Überbleibsel. Eine menschliche Figur, auf dem Rücken, kaum bewegungsfähig, in einem orange Schutzanzug, Gesicht verhüllt, holt einen Softdrink aus der Tüte, beginnt zu schlürfen, durch einen Schlauch. Ein Roboter mit Kamera umkreist diese Szene. Im Hintergrund ein seltsam schillernder Vorhang, auf dem die Bilder von Amöben zu tanzen scheinen. Grelles Licht, Geräusch von Regen, unheimlich schwellende Musik, hypnotisches Schleifen, zyklisches Geschehen.
„Hibernation“ (deutsch: „Winterschlaf“) heißt das Stück, mit dem die freie Künstlergruppe O-Team am Donnerstag im Theater RampePremiere feierte. Die Erde ist wüst, man überdauert. Eine zweite menschliche Figur erscheint, im gelben Schutzanzug. Bald stehen beide da, schwanken, sondern farbige Flüssigkeiten ab, sind dann plötzlich leer, kippen zur Seite.
Eine mechanische Vorrichtung hebt die große Folie an, die den Boden bedeckt. All der Müll, den die letzten Konsumenten da zurückgelassen haben, fällt ab; die entstehenden Farbspuren und Schlieren werden zu einem abstrakten Gemälde. Andere Humanoide treten nun auf, kreisen erst lautlos, tanzen vor diesem Bild zur Musik, entdecken dann einen Schacht im Boden. Unter ihm: Die Erde, der Humus, das Gewese der Kleinorganismen – die Kamera bringt es zutage, in Vergrößerung. Lange blicken die menschlichen Gestalten in diese Welt, aus der Licht und Dampf strömen. Dann steigen sie hinab in den Schacht, verschwinden.
„Hibernation“ wurde vom O-Team in Zusammenarbeit mit der Figurenspielerin Antje Töpfer und dem Musiker Michael Fiedler konzipiert als „Maschinenperformance, Live-Konzert und visuelles Gedicht“. Töpfer spielt, gemeinsam mit Folkert Dücker; Samuel Hof führte Regie, Nina Malotta besorgte die Ausstattung. Gesprochen wird in den rund 80 Minuten der Aufführung kein Wort. Die Bilder bleiben oft rätselhaft, dunkel, schaffen jedoch, gemeinsam mit der Musik, einen starken Sog, wirken als düstere, traumhafte Choreografie um die Zukunft der Menschheit.
„Hibernation“, 11., 15., 16. und 17. 12., jeweils um 20 Uhr, Theater Rampe