Junge Iranerinnen und Iraner haben auf dem Stuttgarter Marienplatz mit einer Performance auf die Unterdrückung in ihrer Heimat aufmerksam gemacht. Der Aufruf erfolgte über soziale Netzwerke.

Eine Handtrommel tönt über den Marienplatz. Um den Trommler stehen Menschen. Sie bilden ein Quadrat. Jeder markiert einen neuralgischen Punkt. Dargestellt wird die Unterdrückung im Iran, die spätestens mit der Ermordung Mahsa Aminis in regelrechten Terror gegenüber der Bevölkerung umgeschlagen ist. Teilnehmende haben sich Plakate umgehängt, auf denen zum Beispiel Ungerechtigkeiten wie das Sportstadionverbot für Frauen thematisiert werden. Gleichzeitig wird am Sonntagnachmittag an die Todesopfer erinnert.

 

Das Lied mutet wie ein Klagegesang an

„Jin, Jiyan, Azadi“, murmeln die jungen Iranerinnen und Iraner, zu denen sich einzelne Passanten gesellen. „Frauen – Leben – Freiheit“. Es klingt beschwörend, erinnert an Gebete. Die Musikerin Paria schreitet durch die Reihen und singt. Auch das wäre ihr im Iran verboten. Ihr Lied mutet wie ein Klagegesang an. Auf persische Passagen folgen deutsche. Ins Leben gerufen wurde das „Street Art Museum for Freedom“ von privater Seite. Über Instagram und Facebook fanden sich iranischstämmige Stuttgarter und Stuttgarterinnen zusammen.

Parnian ist eine von ihnen. Sie lebt seit zehn Jahren in der Stadt, hat hier studiert und berichtet bewegt von den Ereignissen in ihrer Heimat. Weil sie sich an Demonstrationen beteiligt hat, sei es für sie zu gefährlich, in den Iran zu reisen. „Das ist ein Trauma“, sagt sie. „Ich liebe mein Land!“ Wie das Regime gegen die Menschen vorgeht, nimmt Parnian mit. Eine Schule sei überfallen worden, ein Mädchen nach Schlägen inneren Blutungen erlegen. Der Brand im Ewin-Gefängnis geht ihrer Einschätzung nach auch auf das Konto der Machthaber. In der Haftanstalt würden politische Gefangene, unliebsame Künstler, Studierende festgehalten.

Der Protest gibt auch Hoffnung

Parnian will über die Ereignisse aufklären. Gemeinsam mit anderen verteilt sie Faltblätter. „Im Grunde weiß man recht wenig über den Iran“, räumt eine Passantin ein, die zufällig vorbeigekommen ist. Sie findet die Art des Protests sehr gelungen. Es sei ein bisschen wie ein Gedenken an die Opfer. Nicht laut, sondern respektvoll – ein Zeichen der Hoffnung.