Sternschnuppen haben im August wieder Hochkonjunktur. Der August ist die beste Zeit, um sich etwas zu wünschen. Denn in keinem anderem Monat sind so viele Perseiden am Nachthimmel zu entdecken. Eine japanische Firma will jetzt künstliche Sternenstaub erzeugen.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Tokio/Stuttgart - Das japanische Start-up-Unternehmen ALE Co., Ltd. (Astro Live Experience) in Tokio will die ersten selbsterzeugten Sternschnuppen auf die Erde regnen lassen. Um das farbenfreudige Spektakel am Nachthimmel zu erzeugen, wurde Anfang August im Rahmen des Projekts „Shotting Star Challenge“ ein Satellit ins Weltall geschossen. Damit sollen erstmals künstliche Perseiden erzeugt werden.

 

Ein erster Satellit startete Mitte Januar von der Raumfahrtstation Uchinoura aus mit einer Epsilon-4-Rakete der japanischen Raumfahrtagentur Jaxa. Eine zweite Rakete wurde Anfang August losgeschickt. Im Frühjahr 2020 soll dann der erste von Menschen gemachte Meteorschauer über der japanischen Stadt Hiroshima niedergehen.

Eine solche Show sei außerdem auch für die Olympischen Sommerspiele 2020 in Tokio geplant, schreibt die Firma, die auf ihrer Internetseite von einem „ganz neuen Level von Entertainment“ schreibt. Die Dienste sollen nicht nur über dem Himmel Japans, sondern weltweit angeboten werden.

So funktionieren die künstlichen Sternschnuppen-Schauer

Technisch ist das ganze kein Problem. Das es sich bei den im Volksmund auch Laurentiustränen genannten Sternschnuppen um millimeter- bis zentimetergroßen Weltraumstaub handelt, der in der Erdatmosphäre verglüht, können die künstlichen Perseiden durch Verbrennen spezieller Pellets erzeugt werden.

Im Innern des Satelliten befinden sich etwa 400 ein Zentimeter große Kugeln. Sie reichen für 20 bis 30 kunterbunte Meteorschauer und werden auf Kundenbestellung gezündet. Beim Eintritt in die Atmosphäre sollen sie in einer Höhe von 60 bis 80 Kilometern verglühen. Dabei soll ein leuchtender Schweif entstehen.

Jede künstliche Sternschnuppe leuchtet für mehrere Sekunden und in unterschiedlichen Farben – und dies so hell, dass sie sogar über Metropolen wie der japanischen Hauptstadt Tokio zu sehen sein soll.

Unterhaltung und Wissenschaft

Es geht bei dem Projekt laut ALE Co., Ltd. aber auch um wissenschaftliche Erkenntnisse und nicht nur um Unterhaltung. Denn das Unternehmen wolle Daten über Dichte, Windrichtung sowie die chemische Zusammensetzung der oberen Atmosphäre sammeln.

Außerdem solle erfasst werden, wie sich beim Eintritt in die Atmosphäre die Flugbahn der Kugeln verändert, schreibt das Unternehmen, das 2011 gegründet wurde, auf seiner Webseite.

Nacht vom 12. auf den 13. August ist die beste Sternschnuppen-Zeit

Sternschnuppen haben wieder Hochkonjunktur. Noch bis Ende August kann der Meteorstrom der Perseiden am Nachthimmel beobachtet werden. Bereits jetzt, ohne hellen Mond, lassen sich die Perseiden blicken. Ihren Namen haben die Perseiden, weil sie scheinbar dem Sternbild Perseus entspringen. Dieses Sternbild taucht bei Sonnenuntergang im Norden auf. Zu sehen sind sie aber am ganzen Himmel. Und zwar fast einen ganzen Monat lang.

Am meisten Sternschnuppen sind es in der Nacht vom 12. auf den 13. August. Wer Glück hat, kann dann alle paar Minuten einen hellen Streifen am Himmel entdecken. „Einige blitzen nur für vielleicht eine Sekunde auf. Aber manche bleiben mehrere Minuten am Himmel stehen“, erklärt Rüdiger Jehn von der Europäischen Weltraumorganisation Esa.

Trümmerteilchen stammen von Kometen

Ursache für das Phänomen sind Trümmerteilchen des Kometen 109P/Swift-Tuttle, die auf seiner Flugbahn um die Sonne fliegen. Jehn: „Er kreist alle 133 Jahre auf einer langgezogenen Bahn um die Sonne. Jedes Mal, wenn er in die Nähe der Sonne kommt, wird er wärmer und verliert Material.“ Die Erde kreuzt auf ihrer Bahn diese „Staubwolke“. Wenn die Kometenteilchen in die Atmosphäre eindringen, kommt es zu den Leuchtspuren.

Ist der Komet fort, bleiben auf seiner Bahn kleine Teilchen zurück. Und jedes Jahr im August durchkreuzt die Erde diesen Strom aus Staubteilchen. Trifft nun so ein Teilchen in Größe eines Sandkorns oder sogar einer Erbse auf die Atmosphäre der Erde, sehen wir eine Sternschnuppe.

Das Sternschnuppen-Leuchten hängt mit der Luft auf der Erde zusammen. „Die kleinen Teilchen rasen mit irrsinniger Geschwindigkeit in die Atmosphäre rein“, sagt Jehn. Die Luft an dieser Stelle werde wahnsinnig heiß. „Die Teilchen regen die Luft zum Leuchten an und verglühen dann selbst.“