Der künftige Parteichef Rösler soll vom Gesundheits- ins Wirtschaftministerium wechseln. Brüderle würde Fraktionschef. Und Birgit Homburger?

Berlin  - Der Wechsel an der FDP-Spitze wird wahrscheinlich zu weiteren Veränderungen im schwarz-gelben Bundeskabinett führen. Wirtschaftsminister Rainer Brüderle soll nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur dpa neuer Chef der FDP-Bundestagsfraktion werden. An seiner Stelle könnte der designierte FDP-Vorsitzende Philipp Rösler vom Gesundheits- ins Wirtschaftsministerium wechseln. Neuer Gesundheitsminister würde der bisherige Staatssekretär Daniel Bahr. Mit dem Wechsel an der Fraktionsspitze wäre Rösler, der am Freitag auf einem Parteitag in Rostock den bisherigen FDP-Chef Guido Westerwelle ablösen will, auf einen Schlag fast alle Personalprobleme los.

 

Brüderle ist aus der engeren Parteiführung bislang der einzige, der nicht Platz für eine Verjüngung machen will. Als neuer Fraktionschef könnte der 65-Jährige auf den Posten des FDP-Vize ohne Schwierigkeiten verzichten. Große Leidtragende wäre die bisherige Fraktionsvorsitzende Birgit Homburger. Das künftige Personaltableau war am Montag in Berlin Thema zahlreicher Gespräche, in die sich Rösler immer wieder auch persönlich einschaltete. Brüderle machte seinen Wechsel nach dpa-Informationen davon abhängig, dass Homburger von sich aus auf eine weitere Amtszeit verzichtet. Die 46-Jährige steht seit Oktober 2009 an der Spitze der 93 FDP-Abgeordneten. Die Neuwahl der Fraktionsführung findet an diesem Dienstag statt, ein halbes Jahr früher als ursprünglich geplant. Nach Informationen des Internet-Portals „DerWesten.de“ will Homburger nicht mehr kandidieren. Am Abend hieß es aus ihrer Umgebung jedoch, es sei noch keine Entscheidung gefallen. Die Gespräche dauerten möglicherweise bis Dienstag an.

Rösler soll Vizekanzler werden

In einer Klausur der FDP-Fraktion verzichtete Homburger darauf, sich zu ihrer Zukunft zu äußern. Eine Pressekonferenz sagte sie ab. Einer Sitzung des Fraktionsvorstands blieb sie fern. Homburger steht seit längerer Zeit unter Druck, ihr Amt abzugeben. Ihr wird eine erhebliche Mitschuld am dramatischen Einbruch der FDP in allen Meinungsumfragen und an den jüngsten Wahlniederlagen gegeben. Hinzu kam, dass sie am Wochenende nur äußerst knapp von ihrem baden-württembergischen Heimatverband als Landesvorsitzende wiedergewählt wurde. Die Neuordnung der Parteiführung gilt auch als erster Test für das Durchsetzungsvermögen des designierten Parteichefs Rösler. Der 38-Jährige war vor einem Monat zum Nachfolger des bisherigen Parteichefs Westerwelle gekürt worden.

Die offizielle Wahl soll am Freitag beim FDP-Bundesparteitag erfolgen. Rösler soll Westerwelle auch als Vizekanzler beerben. Weitere Veränderungen im Kabinett waren bislang nicht geplant. Der bisherige FDP-Chef will aber auf jeden Fall Außenminister bleiben. Westerwelle stand insgesamt zehn Jahre lang an der Spitze der FDP. Nach einer Reihe von Wahlniederlagen und massiver Kritik an seinem Führungsstil hatte der 49-Jährige auf eine abermalige Kandidatur für den Parteivorsitz verzichtet. Derzeit liegt die FDP nach allen Umfragen bundesweit nur noch bei etwa vier Prozent.