Die Aspiranten für die Leitung der Abteilung Wirtschaftsförderung im Rathaus stehen offenbar Schlange. Nächste Woche will OB Nopper (CDU) erste Bewerbungsgespräche führen. Unter den Interessenten befindet sich offenbar auch ein früherer Konkurrent Noppers bei der OB-Wahl.

Stuttgart - Schon im Wahlkampf hat OB Frank Nopper (CDU) das Thema Wirtschaft zur Chefsache erklärt. Vor allem der durch die Coronapandemie arg in Mitleidenschaft gezogene Einzelhandel wartet händeringend auf entsprechende Initiativen. Zumindest personell aber tut sich was: Nach Informationen unserer Redaktion gibt es einen regelrechten Run auf die Stelle der Ende Juni ausgeschiedenen Wirtschaftsförderin Ines Aufrecht. Mittlerweile ist das Ausschreibungsverfahren abgeschlossen. Wann die Entscheidung über die Nachfolge Aufrechts fällt, ist allerdings noch offen. In der kommenden Woche will Nopper die ersten Bewerbungsgespräche führen. Die Abteilung wird derzeit kommissarisch von Aufrechts Stellvertreter Matthias Pfeiffer geführt.

 

Wie berichtet, hatte der OB die Juristin Aufrecht im Sommer auf den neu geschaffenen Posten der Abteilungsleiterin „Koordination S 21/Rosenstein und Zukunftsprojekte“ versetzt. Aufrecht hatte die Abteilung Wirtschaftsförderung im Rathaus seit 2011 geleitet. Bei der Bekanntgabe der Personalentscheidung hatte Nopper Ines Aufrecht gelobt: „Ich bin froh, mit Frau Aufrecht diese zentralen Zukunftsaufgaben kompetent vertreten zu wissen. Dies führt zu einer erfolgreichen Fortführung der bisher bereits von Frau Aufrecht gesteuerten Zukunftsthemen Glasfaserausbau, Citylogistik sowie Wissenschaft und Hochschulen.“

Neuer Wirtschaftsförderer muss gegen Verödung der City kämpfen

Kritiker im Rathaus sagen hingegen, Aufrecht sei „weggelobt“ worden. Die Bilanz der 44-Jährigen als Wirtschaftsförderin wird auch in Handelskreisen als eher dürftig eingeschätzt. Nopper verspricht sich von der Neubesetzung der Leitungsfunktion der 15-köpfigen Abteilung, die in seinem Geschäftsbereich angesiedelt ist, offenbar mehr Dynamik und Impulse für die örtliche Wirtschaft. Beim ersten sogenannten City-Gipfel, zu dem der OB und die City-Initiative Stuttgart (CIS) Ende Juli die Spitzenvertreter von Handel und Gewerbe zusammengetrommelt hatten, kam noch wenig Zählbares heraus. Für den Neuen oder die Neue an der Spitze dürfte es vor allem darum gehen, der drohenden Verödung der City entgegenzuwirken, die Stadtbezirke und deren Defizite in der Nahversorgung aber dabei nicht aus dem Auge zu verlieren. Auch die Clubs und die Gastronomie, von Corona in besonderer Weise betroffen, brauchen Unterstützung.

Im Rathaus ist unterdessen zu hören, es gebe eine Vielzahl an Bewerbern für die Leitung der Wirtschaftsförderung, die Qualifikation der Interessenten wird als hoch eingestuft. Die städtische Pressestelle sah sich auf Anfrage zunächst nicht in der Lage, Auskunft über das künftige Salär für die Stelle zu erteilen. Noch nicht absehbar ist, wann die Position besetzt werden kann, da sich offenbar eine Reihe von Bewerbern andernorts noch in festen Beschäftigungsverhältnissen befinden. Dem Vernehmen nach soll es zumindest auch eine interne Bewerbung für den Posten geben: Der ehemalige OB-Kandidat Sebastian Reutter, bei der Wirtschaftsförderung bisher zuständig für Existenzgründungen und Internationales, hat angeblich seinen Hut in den Ring geworfen. Seine Berufung würde freilich kritische Fragen aufwerfen, hatte er doch vor dem zweiten Wahlgang bei der OB-Wahl im vergangenen Herbst seinen Anhängern die Wahl des heutigen Amtsinhabers Nopper ans Herz gelegt.

Ehemaliger OB-Kandidat Reutter rechnet sich offenbar Chancen aus

Über eine andere Personalie wird weiter spekuliert: Bleibt der von Nopper-Vorgänger Fritz Kuhn (Grüne) ins Rathaus geholte Leiter des Referats Strategische Planung und nachhaltige Mobilität, Michael Münter, auf seinem Posten? Münter wurde zuletzt Interesse an einem Verbleib nachgesagt. Die Frage ist, ob sein Verständnis von nachhaltiger Mobilität mit dem des OB vereinbar ist.