Ravensburger investiert weiter in die Digitalisierung und internationale Expansion: Das Familienunternehmen vom Bodensee beteiligt sich mit umgerechnet 2,5 Millionen Euro an dem digitalen Buchverlag Wonderbly. Weitere Beteiligungen könnten folgen.
Stuttgart - Der Spiele- und Kinderbuchverlag Ravensburger steigt beim britischen Start-up Wonderbly ein. Der 2013 gegründete Digitalverlag mit Sitz in London ist auf personalisierte Kinderbücher spezialisiert, die bislang ausschließlich online vertrieben werden. Das Unternehmen wurde mit dem Bestseller „Lost my Name“ bekannt. In Deutschland erschien das Buch unter dem Titel „Ach, du Schreck, mein Name ist weg!”. Im Sommer kam ein zweiter deutscher Titel hinzu.
Von den insgesamt vier publizierten Büchern hat Wonderbly bereits 2,7 Millionen Exemplare in 200 Länder verschickt. Die Bilderbücher, die auf jedes Kind persönlich zugeschnitten sind, sollen den jungen Lesern nach Verlagsangaben „das Gefühl vermitteln, Held und Heldin ihrer eigenen Geschichte zu sein“. Dazu müssen bei der Bestellung der Vorname und die Muttersprache des Kindes angegeben werden.
Ravensburger steigt im Rahmen einer zweiten Finanzierungsrunde als Ankerinvestor bei dem Start-up ein. Die Oberschwaben stecken drei Millionen Dollar (2,5 Millionen Euro) in den Digitalverlag. Insgesamt sammelt Wonderbly in der Finanzierungsrunde 8,5 Millionen Dollar ein, heißt es in einer Mitteilung. Als bestehende Investoren sind auch der Berliner Frühphasen-Investor Project A sowie internationale Kapitalgeber wie Google Ventures und Greycroft wieder an Bord.
Wonderbly kombiniere Technologie und Kreativität
Erst Ende Juni hatte der neue Ravensburger-Chef Clemens Maier bei der Bilanzvorlage in Stuttgart erklärt, mit strategischen Beteiligungen in die Bereiche Digitalisierung und Globalisierung der Märkte investieren zu wollen. „Wir stehen voll im internationalen Wettbewerb und können uns nicht nur auf Deutschland konzentrieren“, sagte Maier. Nun kommentierte er die Beteiligung wie folgt: „Wonderbly hat Technologie und Kreativität aus Sicht eines erfolgreichen Kinderbuchverlags auf inspirierende Weise kombiniert und wir sehen viel Potenzial, um das Unternehmen in der nächsten Wachstumsphase zu unterstützen.“
Thomas Bleyer, der Leiter Unternehmensentwicklung bei Ravensburger, erklärte im Gespräch mit unserer Zeitung: „Wir agieren nicht als reiner Finanzinvestor. Es geht uns vor allem darum, das Thema Digitalisierung breiter zu besetzen.“ Genauer werde man sich zu einem späteren Zeitpunkt äußern. Wonderbly sei die erste Beteiligung dieser Art, sagte Bleyer.
In der jüngeren Vergangenheit hatte das Familienunternehmen vom Bodensee seine internationale Expansion vor allem durch Zukäufe vorangetrieben: So wurden der schwedische Holzeisenbahnbauer Brio und die US-amerikanische Spieleschmiede Wonder Forge zu Töchtern der Ravensburger-Gruppe, die ihren Umsatz zuletzt um 6,6 Prozent auf 473 Millionen Euro (2016) steigerte. Davon entfielen rund 72 Prozent auf den Bereich Spiele und Puzzle, elf Prozent auf Brio, 13 Prozent auf die Kinder- und Jugendbücher sowie vier Prozent auf den Bereich Freizeit und Promotion. Der Jahresüberschuss lag bei 32,1 Millionen Euro.