Der Markt ist leergefegt. Die Stadt Fellbach überlegt, wie sie neues Personal finden und langfristig halten kann. Mangels Erzieherinnen müssen bereits Öffnungszeiten reduziert werden.

Rems-Murr: Sascha Sauer (sas)

Fellbach - Der Erste Bürgermeister Günter Geyer gibt sich selbstkritisch: „Wir haben mit unserer Prognose falsch gelegen, noch vor vier Jahren haben wir diskutiert, ob wir wegen des demografischen Wandels bald eine Kindertagesstätte in Fellbach schließen müssen.“ Doch es kam anders. Unter dem Kappelberg wurden mehr Kinder geboren als erwartet, und auch der Zuzug von Flüchtlingen hat die Situation ins Gegenteil verkehrt.

 

Jetzt sucht Fellbach händeringend Erzieherinnen. „Wir sind knapp dran“, sagt Günter Geyer. Die Zahlen sprechen für sich: Momentan gibt es rund 300 Stellen für Erzieherinnen in Kindertageseinrichtungen, die Mädchen und Jungen bis zum Eintritt in die Grundschule betreuen. Allerdings sind neun Prozent der Stellen derzeit unbesetzt. Dazu kommt ein Krankheitsstand von noch mal rund zehn Prozent. Ist eine ausreichende personelle Versorgung nicht gewährleistet, muss im schlimmsten Fall eine Gruppe geschlossen werden. Oder es müssen die Öffnungszeiten reduziert werden, wie es derzeit in den Kinderhäusern Schatzkiste und Pfiffikus der Fall ist.

Die zwei Zauberworte lauten: Personalbindung - und gewinnung

Was also tun? „Wichtig zum Personalerhalt ist, dass die Erzieherinnen gerne in Fellbach arbeiten“, sagt Stephan Gugeller-Schmieg. Der kommissarische Leiter des Amtes für Bildung, Jugend, Familie und Sport ist sich sicher, dass eine Erhöhung des Personalschlüssels in Kindertageseinrichtungen ein Standortvorteil wäre. „Die zwei Zauberworte lauten Personalbindung- und gewinnung“, sagt Stephan Gugeller-Schmieg. „Das Berufsfeld muss attraktiv sein.“

Elke Leiner ist als Abteilungsleiterin für die städtischen Kindertagesstätten zuständig. Sie sagt: „Die jüngsten Tarifabschlüsse haben schon mal eine Verbesserung der Bezahlung für Erzieherinnen gebracht.“ Das gehe in die richtige Richtung – sei aber noch nicht genug. „Es geht um eine Veränderung des Berufsfeldes, und wir müssen uns als Arbeitgeber selbstbewusst hinstellen“, sagt die städtische Mitarbeiterin.

Ein Mittel, die Zufriedenheit der Erzieherinnen zu steigern, könnte eine Erhöhung der Verfügungszeit in den Ganztagseinrichtungen sein, ist sich Elke Leiner sicher. Dabei handelt es sich um die Zeit, in der die Erzieherinnen nicht mit Kindern arbeiten, sondern sich um Dinge wie Elterngespräche, Dokumentation oder Besprechungen kümmern können. „Das macht das Arbeiten etwas stressfreier.“

Mehr Stellen könnten Entlastung für die Erzieherinnen bringen

Eine andere Überlegung ist, dass es in Fellbach mehr als die bisherigen 300 Stellen für Erzieherinnen geben soll. „Wären es rund zehn Prozent mehr, hätten die Einrichtungen mehr Puffer, um Ausfälle wegen Krankheiten und Schwangerschaften zu kompensieren“, erklärt Elke Leiner. So führe insbesondere das Beschäftigungsverbot für Erzieherinnen bei Schwangerschaft zu Personalengpässen. Eine Attraktivierung des Berufs könne auch mit der Erhöhung von Fachberaterinnen erreicht werden, so die Abteilungsleiterin. „Dadurch werden die Einrichtungen besser begleitet, sodass die Erzieherinnen ihre Arbeit inhaltlich weiterentwickeln können.“

Der Versuch, mit billigem Wohnraum bei Erzieherinnen zu punkten, ist bisher gescheitert. So wollte niemand in eine der zwei zur Verfügung stehenden städtischen Wohnungen einziehen. Denn die sind ihnen entweder zu groß oder zu klein. „Die jungen Frauen wollen lieber mit ihrem Partner als alleine oder in einer Wohngemeinschaft leben“, erklärt Elke Leiner.