Die Grünen in Birkach haben Mühe, ihre Sitze im Bezirksbeirat zu besetzen. Doch vielleicht kann das Problem schon im April entschärft werden: Es gibt Interessenten.

Birkach - Das Risiko würde ich durchaus eingehen“, sagt Walter Hensinger. Dem Birkacher ist klar: Wer sich zum Stammtisch des Ortsvereins der Birkacher Grünen einfindet, muss nicht nur damit rechnen, einen Mitgliedsantrag unter die Nase gehalten zu bekommen. Sondern auch damit, gleich handfest in die Kommunalpolitik einbezogen zu werden. „Deswegen bin ich ja hier“, sagt der 55-jährige. Bislang ist er selbst parteipolitisch nicht in Erscheinung getreten, wohl aber seine Ex-Frau Eva-Maria, die CDU-Bezirksbeirätin für Birkach ist.

 

Christine Voigt teilt Hensingers Einstellung, sie ist die zweite Neue an diesem Abend am Grünen-Stammtisch. „Ich habe gelesen, dass Birkach als Schlafstadt wahrgenommen wird“, sagt sie. Das sei für sie der endgültige Weckruf gewesen, politisch tätig zu werden – und zwar bei den Grünen. „Wir sind keine Schlafstadt. Es liegt an den Bürgern, etwas dagegen zu tun“, sagt sie. Nicht, dass aus Birkach ein Industriegebiet wird, witzelt Hensinger. Aber er sehe viele Themen, die man in der angeblichen Schlafstadt angehen sollte. „Und jetzt mit der Personalknappheit bei den Grünen auch angehen muss“, bekräftigt Voigt. Es könne nicht sein, dass Petra Pfendtner – nach dem Austritt von Klaus Benkmann und dem Pausieren von Annette Schmitz-Unger – die einzige verbliebene Bezirksbeirätin der Öko-Partei in Birkach ist.

Namen werden noch nicht genannt

Pfendtner selbst sieht ihre Lage gelassen. Sie sei zuversichtlich, dass womöglich bereits auf der nächsten Ortsvereinsversammlung im April die nötigen Nachrücker bestimmt werden können. „Wir führen konkrete Gespräche mit zwei Mitgliedern, die an diesem Abend leider verhindert sind.“ Namen nennen wollte sie aber noch nicht. Mit ihnen und den beiden potenziellen Neu-Mitgliedern gebe es genug Interessenten, um die vier vakanten Stellen – einen Beiratssitz und drei Stellvertreter-Posten – im Birkacher Bezirksbeirat nachzubesetzen.

Womit ein Streitpunkt mit dem Kreisvorstand umschifft ist: Dieser lehnt es ab, parteilose Bezirksbeiräte zu nominieren. Nur in Ausnahmefällen sei dies zulässig. „Wir in Birkach planen nicht mit Ausnahmen“, sagt Pfendtner. Philipp Franke, Kreisvorsitzender der Grünen, beim Stammtisch zugegen, hat dies vernommen.

Allerdings: Das Problem Mitgliedermangel ist damit keinesfalls gelöst. Durch einen Todes- sowie einen Krankheitsfall und mehrere Wegzüge befinde sich der Ortsverein in einer „Ausnahmesituation“, beschreibt Evelyn Sindermann, stellvertretende Vorsitzende des Ortsverbands Plieningen-Birkach. Aktuell gebe es nur rund 20 Grünen-Parteimitglieder. Das Manko: Nicht wenige von denen, die nach Birkach zuziehen, haben eher die große Linie der Partei im Blick. Für Lokalpolitik – Baugenehmigungen und den Ausbau der Kindertagesstätte nebenan – interessieren sie sich im Zweifelsfall nicht.

„Welche Pöstchen sind zu besetzen?“

„Was sollte man denn tun, wenn man es täte?“, fragt daraufhin Walter Hensinger in die Runde. „Welche Pöstchen und Positionen sind zu besetzen?“ Da muss Sindermann nicht lange überlegen: „Wir wollen lokale Themen besser besetzen und Ansprechpartner aufbauen.“ Dabei habe sie besonders Jugend, Soziales, Gewerbe und Integration im Blick.

Leute wie Voigt und Hensinger, die sowieso mit grüner Politik liebäugeln und nur noch den letzten Anstoß brauchen – nach diesen durchkämmen derzeit die Grünen vor Ort ihre Bekanntenkreise. Die persönliche Ansprache sei, so Sindermann, bisher die erfolgreichste Methode der Mitgliederwerbung gewesen.