Zu ihren besten Zeiten war die Bundeswehr noch 500 000 Mann stark. Der maskulin verengte Soldatenbegriff ist in diesem Fall wörtlich zu nehmen und umschreibt die Realität. Ihre größte Personalstärke erreichte die bundesdeutsche Armee von Mitte der 1970er bis Ende der 1980er Jahre. Da hatten Frauen nur ausnahmsweise Zutritt zu Kasernen. Erst seit dem Jahr 2001 stehen ihnen sämtliche Dienstgrade und alle Waffengattungen offen.
Inzwischen zählt die Bundeswehr trotz des zusätzlichen Reservoirs an Rekrutinnen nur noch knapp 182 000 behelmte Köpfe. Darunter sind 13,4 Prozent Frauen. Die sind vor allem beim Heer rar (sieben Prozent Frauenanteil). Ein Vierteljahrhundert nach der Öffnung für weibliches Personal hat es dort noch keine einzige Frau in die Sphäre der Generalsränge geschafft. 268 Obersten steht außerhalb des Sanitätsdienstes keine einzige Frau gegenüber.
Eigentlich soll die Truppe bis 2031 um 20 000 Soldaten wachsen. Fast so viele wurden im vergangenen Jahr neu eingestellt: 18 800. Allerdings genügt das bei weitem nicht, um sämtliche Posten zu besetzen. Nach dem aktuellen Jahresbericht der Wehrbeauftragten Eva Högl sind etwa bei der Marine 20 Prozent der Stellen vakant. Für manche Fregatte stehe nur die Hälfte der Besatzung zur Verfügung. Högl beklagt eine „nicht zufriedenstellende Personalgewinnung und Personalbindung“. Ihr Fazit: „Die Bundeswehr altert und schrumpft.“
Mit einer Wehrpflicht wäre es rein rechnerisch kein Problem, den jährlich neu entstehenden Personalbedarf aufzufüllen. Knapp 790 000 junge Menschen verlassen jedes Jahr die Schule. Allerdings können sich immer weniger Schulabgänger vorstellen, Dienst an der Waffe zu leisten – die Uniform gar als regelrechte Berufskleidung zu wählen. Bei den Männern sank der Anteil derer, die dagegen keine grundsätzlichen Vorbehalte haben von 26 auf 19 Prozent. Bei den Frauen sagen 94 Prozent, ein Job im Flecktarn komme für sie nicht in Frage.
Es bleibt umstritten, ob das neue Wehrdienstkonzept von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) dem Personalbedarf seiner Truppe gerecht wird. Die Bundeswehr selbst unternimmt einiges, um als Arbeitgeber attraktiver zu werden.
Die Wehrbeauftragte Högl regte in ihrem Jahresbericht jedoch weitere Maßnahmen an, um die Vereinbarkeit von Familie und Wehrdienst zu verbessern. Zu ihren Vorschlägen zählt auch eine spezielle Karriereberatung für weiblichen Offiziersnachwuchs. Bei der Bundeswehr ist es auch möglich, ein Duales Studium (zum Beispiel im Bereich Wehrtechnik) zu absolvieren. Die Truppe hat eine eigene Internetplattform eingerichtet, um Nachwuchskräfte für ihre Dienste zu interessieren: Sie nennt sich bundeswehrkarriere.de – daneben gibt es „Bundeswehr Discovery Days“, auf Stützpunkten der Luftwaffe auch eine „Pilot’s Week“. Unter dem Schlagwort „Explorers“ offeriert die Armee virtuelle „Roadtrips“ durch die Bundeswehr.