Die wichtigste Aufgabe der Verwaltung ist, die Daseinsvorsorge zu sichern. Das wird ohne ausreichendes Personal in Zukunft nicht gelingen, meint StZ-Autor Jörg Nauke.

Stuttgart - Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung. So gesehen kann man die leise Hoffnung haben, dass die Stadt auch in Zukunft verwaltet werden kann. Man muss es so vorsichtig formulieren, denn noch ist es nur eine hinter verschlossenen Türen geäußerte Feststellung: Die Verwaltungsspitze hat erkannt, dass der demografische Wandel nicht vor der Rathaustür halt macht und bei der Personalfindung mehr nötig ist, als ein Firmenticket und günstiges Kantinenessen anzubieten.

 

Jede zehnte Stelle im Rathaus ist unbesetzt

Die hohe Zahl künftiger Altersaustritte lässt einen grausen. Aber schon der aktuelle Zustand ist besorgniserregend. Jede zehnte Stelle ist unbesetzt. Weil der Aufgabenumfang wächst, klagen viele Beschäftigte, der Stress mache sie krank. Es gibt zwar neue Stellen, in der Regel aber nur für neue Aufgaben. Der Arbeitsmarkt ist leer gefegt, es gibt kaum geeignete Bewerber, schon gar nicht für Führungspositionen. Viele kündigen erst innerlich, dann ordentlich und heuern bei den Privaten an. Mancher würde ein geringeres Gehalt akzeptieren, wenn seine Leistung geschätzt würde. Die räumlichen Zustände lassen den gegenteiligen Schluss zu. Es fehlen viele Büros. Bei allem Verständnis für die Förderung kultureller Infrastruktur sollte nicht vergessen werden, dass vor der Kür die Pflicht kommt, sich um die Daseinsvorsorge zu kümmern.