Die Gemeinde Steinenbronn hat – wie andere – Probleme, Personal zu finden. Was bedeutet das für den Alltag, und woran liegt das schwindende Interesse? Darüber und über seinen eigenen Abschied spricht der Bürgermeister Johann Singer im Interview.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Steinenbronn - Nach drei Amtszeiten ist für den Steinenbronner Bürgermeister Johann Singer im Sommer Schluss. Im Interview mit unserer Zeitung spricht er über den Personalmangel in seiner Gemeinde und über die Kritik an seiner Amtsführung.

 

Herr Singer, Kommunen haben zunehmend Probleme, Personal zu finden. In Steinenbronn waren 2019 mehrere wichtige Stellen unbesetzt. Haben Sie das Problem inzwischen in den Griff bekommen?

Ihre Feststellung ist richtig, dass diese Problematik landauf, landab besteht. So ist der Hauptamtsleiter seit einiger Zeit nicht im Dienst. Da müssen wir warten, bis er zurückkommen kann. In der Kämmerei hat uns die stellvertretende Kämmerin Ende Oktober 2019 verlassen. Die Stelle wird zum 1. März 2020 nachbesetzt. Am 1. April 2020 wird die neu geschaffene Leitungsstelle im Ortsbauamt besetzt und somit das Ortsbauamt neu strukturiert. Probleme gibt es bei der Nachbesetzung der Stelle Ortsbaumeister.

Ist die Gemeinde noch handlungsfähig?

Wir sind unverändert handlungsfähig. Natürlich ist es schwierig, wenn der Hauptamtsleiter längere Zeit ausfällt. Diese Aufgaben übernimmt interimsmäßig der Ordnungsamtsleiter mit, und ich unterstütze ihn dabei. Ansonsten gab es einen Wechsel im Friedhofsamt. Diese Stelle wurde nahtlos wiederbesetzt.

Wie erklären Sie sich denn das geringe Interesse an den Jobs bei der Gemeinde?

Bei Beamten gilt die 41-Stunden-Woche, Überstunden dürfen im Gegensatz zum Angestelltenbereich nicht bezahlt werden. Bei Führungspositionen im Beamtenbereich sagen Bewerber vermehrt: Da muss ich zu Sitzungen in den Abendstunden. Ich habe Familie. Die Work-Life-Balance ist mir wichtiger. Im Angestelltenbereich gibt es kaum Probleme, möglicherweise aufgrund der geringeren Wochenarbeitszeit von 38,5 Stunden.

Teile des vorherigen Gemeinderats übten 2019 deutliche Kritik am Arbeitsklima im Rathaus. Dass dies dazu beitrage, dass die Stellen nicht mehr attraktiv seien.

Man kann es nicht allen recht machen. Wichtig ist, dass sich auf Amtsleiterebene die Kollegen von der Chemie her gut verstehen, das strahlt dann in alle Richtungen aus. Verwaltung und Gemeinderat ringen im Interesse der Bürgerinnen und Bürger, die Maß und Mitte gemeinsamen Handelns sind, um die jeweils besten Lösungen. Da bleiben unterschiedliche Auffassungen nicht aus. Entscheidend ist jedoch immer, zu welchen Ergebnissen man am Ende des Tages kommt.

Was tun Sie für ein gutes Betriebsklima?

Ich habe ein offenes Ohr für die Belange der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Stets respektiere ich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und bringe ihnen Wertschätzung zum Ausdruck.

Und im Alltag?

Ich pflege einen kollegialen Führungsstil. Das heißt, dass man im Dialog miteinander ist und die anstehenden Themen bespricht und löst. Denn ich bin dankbar für die Mit- und Zuarbeit, die Gedanken sowie die Ideen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und in gewisser Weise auch darauf angewiesen. Eine vertrauensvolle Teamarbeit ist mir äußerst wichtig.

Es gab auch Kritik an Ihnen aus dem Gemeinderat. Es hieß, Sie hätten Ihren Laden nicht im Griff, die Gemeinderäte hätten mangels Jahresabschlüssen über weite Strecken nicht gewusst, wie viel Geld die Gemeinde zur Verfügung hat, Sie würden Ideen anderer abblocken. Schmerzt Sie das?

Die Vorwürfe, ich hätte den Laden nicht im Griff und ich würde die Ideen anderer abblocken, muss ich zurückweisen. Diese entsprechen nicht der Realität. Die Rechnungsabschlüsse sind weitgehend aufgearbeitet worden. Wir arbeiten auf einem gesunden Fundament. Es wird leider heutzutage oft und viel kritisiert, aber konstruktive Vorschläge wie Situationen gelöst werden können, bleiben häufig aus. Das empfinde ich persönlich als nicht fair.

Haben Sie sich aufgrund dieser kritischen Stimmung gegen eine erneute Kandidatur zum Bürgermeister entschieden?

Nein. Meine Entscheidung stand schon sehr lange vorher fest, und ich habe diese auch sehr rechtzeitig bekannt gegeben.

Ist es nicht so, dass Sie im Rückblick sagen: Ich hätte gern andere Spuren hinterlassen?

Die Gemeinde hat sich in meiner Amtszeit gut weiterentwickelt. Steinenbronn verfügt über eine funktionierende Bürgergesellschaft sowie eine gesunde Infrastruktur. Beides war mir sehr wichtig. Hierfür gibt es genügend Beispiele.

Nämlich?

Ich möchte hier nur wenige aufzählen: Schwerpunkte waren unter anderem der Wohnungsbau und das Gewerbe. Insbesondere die Neuansiedlung weiterer Firmen mit Schaffung von neuen Arbeitsplätzen – aber auch der Erhalt von bestehenden Arbeitsplätzen. Arbeitsplätze hatten und haben für mich oberste Priorität. Ebenso die Entwicklung von Steinenbronn zu einer familienfreundlichen Gemeinde – und zwar mit geeigneten Angeboten für alle Generationen. Ferner die Förderung und Unterstützung der ehrenamtlich Tätigen in den Vereinen und Organisationen. Nicht zu vergessen die soliden Finanzen. Die Weichen für die Zukunft sind entsprechend gestellt.

Ist es schwer für Sie, zu gehen?

Nein. Alles hat bekanntlich seine Zeit. Bis dahin gilt: „Business as usual“. Ich gebe in jeder Situation das Beste, bis zum Schluss.

Und was steht für Sie ab August an?

Da gibt es verschiedene Überlegungen.

Bleiben Sie denn Steinenbronn als Bürger erhalten?

Es gibt keinen Grund, wegzugehen.