Die private Universität am Bodensee steht vor einem kompletten Führungswechsel. Überraschend wurde auch dem Kanzler gekündigt. Die Mitarbeiter machen sich Sorgen über die Zukunft der Stiftungsuniversität. Doch der Stiftungsvorstand beschwichtigt.

Friedrichshafen - Die private Zeppelin Universität (ZU) in Friedrichshafen steht vor einem kompletten Führungswechsel. Dem Kanzler Niels Helle-Meyer wurde vom Gesellschafter der Universität, der ZU-Stiftung, dieser Tage zur Überraschung der Mitarbeiter gekündigt. Drei weitere Mitglieder des Präsidiums, darunter der Präsident Stephan Jansen, haben bereits im Februar ihren Rückzug für das kommende Jahr angekündigt.

 

Besonders die Kündigung des Kanzlers Helle-Meyer hat in dieser Woche hohe Wellen geschlagen. Mitarbeiter starteten eine Solidaritätsadresse für ihren Verwaltungschef. Der Vorstandsvorsitzende der ZU-Stiftung, Werner Allgöwer, wollte sich zu den Gründen für die Kündigung öffentlich nicht äußern, was die Gemüter nicht beruhigte. Inzwischen klingt an, dass fachliche Gründe eine Rolle gespielt haben könnten. Das soll Allgöwer in einer Mitarbeiterversammlung der Universität angedeutet haben. Diese war einberufen worden, nachdem die Personalie durchgesickert war.

Inzwischen ist der Stiftungsvorsitzende im Urlaub. Er lässt sich jedoch damit zitieren, dass es in der Mitarbeiterversammlung Nachfragen gegeben habe, „auch weil die gesellschafterbezogene Arbeit eines Kanzlers ja nicht eingeschätzt werden kann“. Nach der Sitzung habe er nun das Gefühl, dass die Trennung vom Kanzler von den Mitarbeitern respektiert werde, lässt Allgöwer verbreiten.

Kanzler wurde überrascht

Der Kanzler selbst äußerte sich am Freitag erstmals zu den Vorgängen. Niels Helle-Meyer zeigte sich erstaunt über die Aussagen Allgöwers zu seiner Person. „Ich habe mir das Vertrauen der Menschen an der ZU als Person und in meiner Funktion als Kanzler erworben“, betont Helle-Meyer und berichtet von „einer Welle der Solidarität mit mir, die sehr couragiert ist“. Die meisten Professoren und die überwiegende Zahl der Leiter der Verwaltungsabteilungen hätten ein Zeichen gesetzt, freut sich der Kanzler.

Inzwischen heißt es, dass etliche Mitarbeiter die Einrichtung eines Betriebsrats an der renommierten privaten Universität vorantreiben wollten. Der geschasste Kanzler sieht das mit Wohlwollen. „Wahrhaft motivierende Arbeitsbedingungen, die durch Mitbestimmung unter anderem nach dem Betriebsverfassungsgesetz geprägt sind, die jetzt an der ZU Gestalt annimmt, sind ein hohes Gut“, erklärt Helle-Meyer. Er selbst hält sich zugute, er habe an der Zeppelin Universität die Verwaltungsstrukturen dezentralisiert, die Professoren in die Gestaltung und Steuerung der Studiengänge eingebunden „auch und gerade in wirtschaftlicher Hinsicht“.

Gründer kündigen Abschied an

Helle-Meyer ist seit Dezember 2012 Kanzler der ZU und damit Mitglied des Präsidiums. Zuvor war der 43-Jährige Kanzler der HafenCity Universität Hamburg. Bereits im Februar haben der Präsident Stephan Jansen und die beiden weiteren langjährigen Präsidiumsmitglieder Katja Völcker und Tim Göbel angekündigt, dass sie die Universitätsleitung im Jahr 2015 abgeben wollten. Dann sei die Auf- und Ausbauphase der 2003 gegründeten Universität abgeschlossen. Die Ankündigung erfolgte zeitgleich mit dem Wechsel an der Spitze der Stiftung, als Allgöwer den Vorstandsvorsitz übernahm. Das sei Absicht, hatten die drei Präsiden damals erklärt. Die neue Stiftungsführung bekomme so „ausreichend Zeit für einen gelingenden Übergang“. Insgesamt hat das Präsidium inzwischen acht Mitglieder.

In Verbindung mit der aktuellen Kündigung des Kanzlers haben die Personalien unter den rund 260 Mitarbeitern und 1200 Studenten der Universität für erhebliche Unruhe und Verunsicherung gesorgt. Werner Allgöwer, im Hauptberuf Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Bodensee beschwichtigt öffentlich. „Die finanzielle und personelle Solidität durch die Stiftung ist gesichert, für alle Studierenden und Mitarbeiter“, verlautbart der Vorsitzende des ZU-Stiftungsvorstands.