Ältere und jüngere Mitarbeiter, weibliche und männliche Beschäftigte, Deutsche und Ausländer – viele Unternehmen setzen auf Vielfalt, weil dies zu innovativeren Ergebnissen führt. An diesem Dienstag ist der diesjährige Diversity Day.

Stuttgart - Die Idee stammt aus den 1960er Jahren. Damals bildeten sich im Einwanderungsland USA Bürgerrechts-, Homosexuellen- und Frauenbewegungen, die gegen Diskriminierung protestierten und mehr Chancengleichheit forderten. In den 1990er Jahren haben die Tochterunternehmen amerikanischer Großkonzerne wie Ford, IBM und Hewlett Packard die Gedanken nach Deutschland gebracht. Ende des Jahrzehnts setzten erste deutsche Konzerne, die einen Großteil ihres Umsatzes im Ausland erzielen, auf die Vielfalt in ihren Unternehmen – die Deutsche Bank, Lufthansa und Daimler gehörten zu den Vorreitern.

 

Dieser kurze geschichtliche Abriss ist im Internet bei der Charta der Vielfalt nachzulesen, einer Initiative der Unternehmen zur Förderung der Vielfalt. An diesem Dienstag wird nun der fünfte deutsche Diversity Day veranstaltet. 381 Unternehmen und Institutionen nehmen mit Aktionen daran teil. Geplant sind Flash-Mobs, also ein scheinbar spontaner Menschenauflauf an einem öffentlich Platz – es soll Tanz-Choreografien, Kissenschlachten oder ein gemeinsames Klatschen geben. Daimler lädt etwa die Mitarbeiter am Standort Möhringen ein mit dem Spitzensportler Sebastian Magenheim Rollstuhl-Basketball zu spielen. Bosch hat den Tag bereits in der vergangenen Woche an weltweit 200 Standorten begangen, am Diversity Day der Vereinten Nationen.

Bei Diversity geht es beileibe nicht nur um Themen, die Frauen betreffen; es geht auch um Themen wie Alter, sexuelle Orientierung, Behinderung, die ethnische Herkunft sowie Religion und Weltanschauung. Der Zulieferer Bosch beispielsweise setzt im Konzern auf gemischte Teams. „Wir wissen, dass sie oftmals bessere Ergebnisse erarbeiten und Lösungen finden“, sagt Heidi Stock, die Leiterin Talent Management und Diversity bei Bosch. Die Mitarbeiter sollen „bewusst ihre Unterschiedlichkeit als Potenziale einbringen können“, fügt sie hinzu. Aber nicht nur die Kreativität steige; dies verbessere auch das Image in der Öffentlichkeit, heißt es bei der Charta der Vielfalt. Dies vereinfache – vor allem mit dem zunehmenden Arbeitskräftemangel – die Rekrutierung neuer Mitarbeiter. Auch bei neue Kunden und die Erschließung neuer Märkte scheint dies positive Auswirkungen zu haben.

Nachholbedarf in Deutschland

Dass es in Deutschland in Bezug auf Personalvielfalt Nachholbedarf gibt, machen einige Zahlen deutlich. Die größten 200 Unternehmen hierzulande haben insgesamt 931 Positionen in den Vorständen und Geschäftsführungen zu vergeben – 8,2 Prozent davon waren 2016 weiblich, trotz Frauenquote, hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin errechnet. Immerhin: Dies sind knapp zwei Punkte mehr als im Jahr zuvor. Beim Vorsitz in den Spitzengremien gibt es aber noch reichlich Nachholbedarf; der Anteil der Chefinnen lag im vergangenen Jahr gerade mal bei 2,9 Prozent.

Daimler liegt über dem Durchschnitt. Zwei von insgesamt acht Vorstandsmitgliedern sind weiblich, das sind beachtliche 25 Prozent. Der weltgrößte Zulieferer Bosch dagegen hat nicht eine einzige Frau in der Geschäftsführung. Dabei ist der Frauenanteil von Bosch höher: 25,4 (Vorjahr: 24) Prozent der Beschäftigten sind weiblich. Gut 15 (13,6) Prozent der Führungspositionen sind mit Frauen besetzt. Bei Daimler dagegen sind 17,7 Prozent der Belegschaft weiblich; der Anteil der Chefinnen beträgt gut 16 Prozent. Übrigens, beide Unternehmen streben bis 2020 an, dass weltweit 20 Prozent der Führungspositionen mit Frauen besetzt sind.