In der Stuttgarter CDU dreht sich das Personalkarussell weiter. Matthias Scheible soll Eberhard Graf als Schatzmeister ersetzen. Dieser war wegen seiner Beteiligung an der Bordellimmobilie Dreifarbenhaus unter Druck geraten. Bald soll es in der Kreispartei um noch wichtigere Personalien gehen.

Stuttgart - Die Kasse der Stuttgarter CDU wechselt in neue Hände. Der Vorstand soll an diesem Montag Matthias Scheible zum kommissarischen Nachfolger des Schatzmeisters Eberhard Graf machen. Graf war über seine Beteiligung an der Bordellimmobilie Dreifarbenhaus gestolpert – nachdem er erst Ende 2016 aufs Gruppenbild des Vorstands gekommen war.

 

Der ehrenamtliche Job, den er Mitte November abgeben musste, ist nicht einfach. Durch den OB-Wahlkampf 2012 rutschte der Kreisverband tief in rote Zahlen. Gerade ist die Bundestagswahl vorbei, da nahen schon die Gemeinderatswahl 2019 und die OB-Wahl 2020, damit auch Wahlkämpfe mit besonders hohen Kosten. Dann kommt es hochgradig auf Spender an. Doch deren Pflege hat sich durch die schnellen Wechsel im Amt des Schatzmeisters nicht gerade kontinuierlich verbessert, seit der altgediente und verdiente Kassierer Dieter Maier ausschied. Nachfolger Erwin Fidelis Reisch musste, direkt nach der OB-Wahl 2012, erst einmal Notmaßnahmen für einen Sparkurs ergreifen und verordnete – unter anderem – bei Vorstandssitzungen trockene Brezeln statt üppig belegte Brötchen. Ende 2014 trat Markus Bott an, der ähnlich wie Reisch die Losung ausgab, dass man nur Spenden einwerben kann, wenn der Kreisverband eine seriöse Kostenstruktur schafft. Er leitete den Umzug von der weitläufigen Kreisgeschäftsstelle in der Leuschnerstraße in die Bürogemeinschaft mit der Landes-CDU an der Heilbronner Straße ein. Der Kreisvorsitzende Stefan Kaufmann soll wenig amüsiert gewesen sein. Heutzutage wird auch gespart, wenn Wahlkampfhelfer zum Dankesfest geladen sind. Getränke gebe es nicht mehr ohne Ende, heißt es, fürs Essen müsse man jetzt etwas bezahlen.

In der Kreispartei rätseln viele, was der Vorsitzende Kaufmann vorhat

Nach Bott holte Kaufmann Eberhard Graf. Dem wird zwar attestiert, dass er gut vernetzt gewesen sei und Spender werben konnte, aber schon nach einem Jahr musste er halt gehen, weil seine Besitzverhältnisse nicht mit den ethischen Maßstäben harmonierten, die die Vize Karin Maag ans Führungspersonal anlegt. Wirtschaftlich mag sich die CDU zwar auf dem Weg der Besserung befinden, aber organisatorisch ist die Lage nach wie vor nicht rosig. Und gut gefüllt sind die Kassen auch nicht. Mancher Funktionär befürchtet, dass man sogar potenzielle OB-Kandidaten abschreckt. Am Ende, so ein in der Partei kursierendes Szenario, könne das womöglich dem beim Wirtschaftlichen und Organisatorischen mäßig bemühten Kaufmann nützen, dem nicht wenige Interesse an der OB-Kandidatur nachsagen. In der Kreispartei gibt es sogar die Sorge, dass die Einrichtung einer Findungskommission für die OB-Wahl vernachlässigt wird, irgendwann Kaufmann selbst den Finger hebt – und eine profunde Bewerberauswahl nicht stattfindet.

In dem Zusammenhang wurde mit Interesse ein Versuch im Magazin für die Mitglieder registriert, der früheren Bürgermeisterin und jetzigen Ministerin Susanne Eisenmann schmackhaft zu machen, nicht mehr über die OB-Kandidatur nachzudenken. Kolumnist Adrian Zielcke schrieb: Wenn die CDU Baden-Württemberg den nächsten Wahlkampf – um die Villa Reitzenstein – mit Eisenmann führe, werde die Partei sicher gewinnen. Zielcke sei im Kreisverband allenfalls mit dem Vorsitzenden vernetzt, heißt es. Daher gerät Kaufmann als Stichwortgeber in Verdacht.

Wie er die personellen Weichenstellungen einleiten will, weiß bislang niemand. Vor der Vorstandssitzung rätselten die Parteifreunde sogar, ob er eine Botschaft damit verband, als er das Wort „Fahrplan“ für 2018 auf die lapidare Tagesordnung setzte – oder ob er einfach nur Terminplan meinte.