Das Personalkarussell im Krankenhaus Leonberg dreht sich weiter. Vor zwei Wochen ließ die Nachricht aufhorchen, dass mit Michael Baier zum 1. Februar der Chefarzt der Zentralen Notaufnahme zusätzlich auf dem Stuhl des Klinikdirektors Platz nimmt. Darüber hinaus steht in der Gynäkologie ein Leitungswechsel an: Arkadiusz Praski löst die bisherige Chefärztin Monica Diac zum Monatswechsel ab.
Damit bekommt die Leonberger Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe einen wie der Klinikverbund sagt, „ausgewiesenen Experten“. In der Tat hat der 38-Jährige einen beachtlichen Berufsweg hinter sich: Nach Studium und Ausbildung in Polen und Deutschland war Praski an mehreren Krankenhäusern der Schwerpunktversorgung in Baden-Württemberg und im Saarland tätig. Im Jahr 2016 übernahm er als Chefarzt die Leitung der Frauenklinik in Calw und baute diese dort als Hauptabteilung erfolgreich auf. Unter seiner Führung wurde die Klinik zudem als Beckenbodenzentrum und „babyfreundliches Krankenhaus“ zertifiziert.
Neben seiner umfassenden geburtshilflichen Kompetenz liegt der Schwerpunkt der Tätigkeit von Praski in der gynäkologischen Onkologie und Tumortherapie, die er in Leonberg ausbauen möchte. Besonderen Wert legt er auf die interdisziplinäre Zusammenarbeit sowohl mit den Fachbereichen des Krankenhauses als auch mit niedergelassenen Ärzten. Praski ist zudem ein ausgewiesener Spezialist auf dem Gebiet der Urogynäkologie, insbesondere in der Behandlung von Harninkontinenz und Senkungsbeschwerden. Das von der bisherigen Chefärztin Monica Diac erfolgreich betriebene Beckenbodenzentrum will ihr Nachfolger nicht nur weiterbetreiben, sondern „perspektivisch weiter ausbauen und um komplexe minimal-invasive Operationen erweitern“, teilt der Klinikverbund Südwest auf Anfrage unserer Zeitung mit.
Nachdem es in den vergangenen zwei Jahren heftige Diskussionen um die Zukunft der Leonberger Gynäkologie und den hebeammengeführten Kreißsaal gegeben hatte, war auch über den Verbleib der Chefärztin spekuliert worden. Vorläufiger Kompromiss im Gefecht um das Medizinkonzept für den Klinikverbund: Die Leonberger Frauenklinik und die Geburtshilfe sollen noch rund fünf Jahre weitergeführt werden, nach der Eröffnung der Großklinik am Böblinger Flugfeld aber dorthin überführt werden. Monica Diac hatte sich zu all dem nie öffentlich geäußert. Der Klinikverbund erklärt, dass Diac „auf eigenen Wunsch“ gekündigt habe. Nach Informationen unserer Zeitung haben familiäre Gründe die Chefärztin zum Weggang aus Leonberg bewogen.
Zertifikat als babyfreundliches Krankenhaus
Die Frauenklinik in Calw, die frühere Wirkungsstätte von Arkadiusz Praski, ist zwischenzeitlich mit der Gynäkologie in Herrenberg unter der Chefärztin Ines Vogel zusammengelegt worden. Diese wiederum wird in einem Jahr nach Nagold umziehen. In Herrenberg soll dann eine ambulante Hebammenpraxis eingerichtet werden. Insider gehen davon aus, dass eine Doppelspitze mit Vogel und Praski problematisch hätte werden können.
Die Leonberger Klinik ist als „babyfreundliches Krankenhaus“ zertifiziert, weil dort großer Wert auf eine natürliche Geburt, den Schutz der ersten Lebensphase des Neugeborenen sowie die Förderung der Eltern-Kind-Bindung gelegt wird. Darüber hinaus ist der hebammengeführte Kreißsaal ein besonderes Angebot der Leonberger Geburtshilfe. Schwangere Frauen werden dort ausschließlich von Hebammen betreut.
Von den Offiziellen wird die personelle Rochade mit freundlichen Worten begleitet: „Der Wechsel von Arkadiusz Praski nach Leonberg ist ein Gewinn für den Standort und stellt sicher, dass unsere Patientinnen weiterhin auf höchstem medizinischem Niveau betreut werden“, lobt Alexander Schmidtke, der Geschäftsführer des Klinikverbunds Südwest.
Dank an die scheidende Chefärztin gibt es von Landrat Roland Bernhard, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Aufsichtsrates: „Monica Diac hat die Frauenklinik in Leonberg mit großer Fachkompetenz und Herzblut geleitet. Wir verlieren mit ihr eine ausgezeichnete Chefärztin und wünschen ihr für ihren weiteren Weg alles Gute.“