Bei einem Infoabend stellen sich Vertreter von Stadt, SWSG und Klinikum Fragen von Anwohnern des Prießnitzwegs in Bad Cannstatt. Dort sollen Mitarbeiterwohnungen abgerissen werden, Neubauten sind geplant. Einige der vorgebrachten Zahlen lösen unter den Zuhörern jedoch Gelächter aus.

Stuttgart - „Prießnitzweg bleibt“, steht, von einem Herzchen geziert, auf dem Transparent, das zwei Bewohner der dort befindlichen Personalwohnungen im Casino des Krankenhauses Bad Cannstatt in die Höhe halten. Das Signal der Verbundenheit mit der bisherigen Bleibe läuft voraussichtlich ins Leere: Der Abriss der drei Wohnblocks aus den 60er Jahren ist beschlossene Sache. „Wir werden Wohnraum für 400 Personen schaffen, wo heute 302 Menschen unterkommen“, preist Samir M. Sidgi, kaufmännischer Geschäftsführer der Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG), das Projekt im Zuge des Informationsabends für Bürger am Mittwochabend an.

 

Frischluftschneise werde nicht beeinträchtigt

Man werde moderne Apartments schaffen mit mehr Wohnqualität. Der ausstehende Realisierungswettbewerb ziele zudem auf eine klimatologische Verbesserung ab. Die Frischluftschneise zwischen Schmidener Feld und Espan werde nicht beeinträchtigt. „Wenn man sich das anhört, klingt es ja fast, als würden wir demnächst zum Naherholungsgebiet“, kommentiert ein Besucher sarkastisch. Ursel Beck (Linke) wittert vor allem Profitbestrebungen der SWSG. Jürgen Lux, Personalratsvorsitzender am Klinikum hingegen zeigt sich erstaunt über den Widerstand einzelner gegen die bestehenden Pläne, die Belegschaft habe sie mit Applaus verabschiedet. Sanierung komme in vielen Fällen nicht mehr in Frage. Helmuth Caesar, Vorsitzender des SWSG-Aufsichtsrats benennt Details: Brandschutzmaßnahmen seien notwendig, Betonschäden vorhanden, die Dächer teilweise schadhaft, die Haustechnik desaströs. Lux gibt zu bedenken, dass es insbesondere Mitarbeitern im Nachtdienst nicht zuzumuten sei, in einem Gebäude zu wohnen, das so umfassend erneuert werde, da diese tagsüber regenerieren müssten.

Am Ende des Abends bleibt vieles offen

Für die Anwohner steht im Zusammenhang mit dem für Januar 2020 angepeilten Bauprozess vor allem die Verkehrsbelastung im Fokus. Geplant sind Mitarbeiterwohnungen, eine Kinder- und Jugendpsychiatrie und die neue Rettungswache 3 des DRK an der Martha-Schmidtmann-Straße. 189 weitere Parkplätze, die durch eine Tiefgarage entstehen sollen, könnten noch mehr Pkw in das Wohngebiet locken, so die Befürchtung. Hier sind namentlich der Bad Cannstatter Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler und Christiane Wüsteney-Arbabi vom Amt für Stadtplanung und -erneuerung gefragt. Letztere präsentiert von einem unabhängigen Institut erhobene Zahlen zu Verkehrsdichte und staubedingten Wartezeiten, die unter den Zuhörern Gelächter auslösen. Die Erfahrungen der Anlieger unterscheiden sich zumindest subjektiv entscheidend von den offiziellen Messungen. Wüsteney-Arbabi verspricht, sich für weitere Kontrollen einzusetzen, um Klarheit zu schaffen.

Am Ende des Abends bleibt vieles offen. Die Barrierefreiheit des S-Bahn-Halts Nürnberger Straße wurde ebenso andiskutiert, wie das Parkraummanagement oder die Verkehrsführung für den Baustellenverkehr. „Viele werden nicht mit schlankem Hals nach Hause gehen, aber doch mit weniger dickem“, resümiert Löffler den Abend. Das trifft den Kern der Veranstaltung. Vielfach hätte man sich eine frühere Einbeziehung der Bürger in die Planung gewünscht. Nun informiert zu werden und Fragen stellen zu können, stieß dennoch auf ausgesprochen positive Resonanz.