Die Rekonstruktion der Burg auf dem Hohenstaufen ist längst vom Tisch. Dabei hätten die Chinesen gerne eine aus Plastik gebaut.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Göppingen - Das Angebot kam aus Fernost. Gerade hatte der Göppinger Oberbürgermeister Guido Till mit seinem Bekenntnis, er könne der Idee einer Rekonstruktion der Burg auf dem Hohenstaufen durchaus etwas abgewinnen, die Sommerlochdebatte des Jahres 2010 eröffnet, da klingelte bei seinem Stadtarchivar Karl-Heinz Rueß das Telefon. Sie vertrete eine Firma aus Schanghai, sagte die Anruferin und kam dann gleich zur Sache: Der Burgbau sei für das chinesische Unternehmen kein Problem. „Die machen das aus Kunststoff, das sieht aus wie echt“, versicherte die Dame. Und auch beim Preis werde man sich bestimmt einigen. Schließlich sei die Stauferburg für die Chinesen ein interessantes Referenzobjekt für den Markteintritt in Europa.

 

Bewahren und öffnen

Eine Burg aus Plastik „made in China“: tatsächlich gibt es rund um den Berg der Staufer niemanden, der so etwas ernsthaft erwägen würde. „Wir wollen den Berg bewahren und öffnen“, sagte Cornelia Ruppert , Leiterin des Referats „Schlösser und Gärten“ im Stuttgarter Finanzministerium, bei einem Fachgespräch, zu dem der SPD-Landtagsabgeordnete Peter Hofelich am Donnerstagabend an den Hohenstaufen eingeladen hatte. Doch über einer sanften Entwicklung, das wurde an dem Abend deutlich, haben Touristiker, Historiker, Umweltschützer und Wanderer recht unterschiedliche Vorstellungen.

Die Mauerreste sind zu wenig

„Wir wollen dort oben keine Verrummelung“, betonte Wolfgang Rapp vom Naturschutzbund (Nabu) und berichtete von überfahrenen Amphibien, die offenbar auf das Konto von Mountainbikefahrern gingen. Für den obersten Touristiker des Landkreises Herbert Saum, besitzt der Hohenstaufen hingegen eine entscheidende Bedeutung, wobei die wenigen Mauerreste nicht entscheidend seien. Die „Zielgruppe der Superhistoriker“ sei zu klein.

Die SPD-Ortschaftsrätin Susanne Brecht warnte vor weiteren Großveranstaltungen wie die Feier des Landesjubiläums, zu der am nächsten Wochenende 25 000 Menschen erwartet werden. Eine Steigerung der Attraktivität gehe immer auch mit einer Mehrbelastung einher, räumte OB Till ein. Eine Verbesserung des Wegesystems und eine Trennung von Wanderern und Radlern hält er für einen geeigneten nächsten Schritt. Eines soll aber bleiben wie es ist: wer auf den Gipfel will, muss sich dorthin zu Fuß aufmachen.