Die Pestalozzischule in Rohr wird Ganztagsschule. Gleichzeitig gibt die Schule Räume im Untergeschoss einer ihrer Pavillons auf, weil es dort feucht ist und stinkt. Dem guten Konzept der Schule tut der damit verbundene Platzmangel aber keinen Abbruch.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Rohr - Den Kindern, den Lehrern und auch den Eltern stinkt es gewaltig. Sie hatten gehofft, dass die beiden maroden Pavillons der Pestalozzischule abgerissen werden. Stattdessen sollte ein Interimsbau auf einem Teil des großen Parkplatzes an der Krehlstraße entstehen. Der Gemeinderat hat dafür 7,5 Millionen Euro bereit gestellt. Anfang des kommenden Jahres sollte das Gebäude fertig sein. Dieses Zusage hatte die Schule bekommen, allerdings nur mündlich.

 

Nun steht fest, dass sich das Projekt um zirka ein Jahr verzögert. Der Rektorin Sabine Nafe und ihr Team wollen das nicht einfach so hinnehmen. Doch den Prozess können sie nicht beschleunigen. Also rückt die Schulgemeinschaft nun enger zusammen. „Wir machen freiwillig das Untergeschoss des einen Pavillons dicht“, sagt Nafe. Die Räume seien feucht, das Klima schlecht und der Geruch an manchen Tagen unerträglich. „Wir halten das nicht mehr aus, finden diese Zustände für die Kinder unzumutbar und wollen dort nicht mehr unterrichten“, sagt Nafe.

Die Schließung des Pavillon-Untergeschosses kommt freilich zur Unzeit. Denn die Schule wird vom kommenden Schuljahr an Ganztagsschule sein. Dafür braucht sie eigentlich mehr Platz als bisher. „Wir hoffen darum, dass sich an unserer räumlichen Situation vor 2016 schon etwas ändert“, sagt Nafe und denkt dabei vor allem an den geplanten Campus an der Krehlstraße.

Viele Eltern beshcweren sich wegen der Pavillons

Alexander Haug, der Vorsitzende des Elternbeirats, kann das nur unterstreichen. Wegen der maroden Pavillons gebe es immer wieder Beschwerden. Die Elternschaft trage die Entscheidung mit, trotz des allgemeinen Platzmangels zumindest die schlimmsten Räume dicht zu machen. Dem guten Konzept für die neue Ganztagsschule tue das keinen Abbruch, so Haug.

Die Lehrer und pädagogischen Mitarbeiter haben sich viel Arbeit gemacht. Seit dem Herbst 2012 ist die Pestalozzischule ein Schülerhaus. Diese hat die Stadt als Interimslösung auf dem Weg zur Ganztagsschule eingerichtet. Im Fall der Rohrer Grund- und Werkrealschule zeichnet die Stuttgarter Jugendhausgesellschaft (StJG) Für das Schülerhaus und künftig auch für die Ganztagsschule verantwortlich. Die Pesta wird eine teilgebundene Ganztagsschule. Das heißt, dass die Anzahl der Ganztagsklassen vom Bedarf abhängt. Die Ganztagsschule wächst von unten. Dass bedeutet, dass im kommenden Schuljahr mit den ersten Klassen begonnen wird. „Wir hätten die Ganztagsschule gern auch auf unseren Werkrealschulzweig ausgerichtet. Aber das wird von der Stadt derzeit nicht priorisiert“, sagt Sabine Nafe.

Das Schülerhaus ist rapide gewachsen

Das Schülerhaus der Pestalozzischule ist in den vergangenen Jahren rapide gewachsen. 260 Kinder besuchen es derzeit. 140 Kinder sind in der Mittagsbetreuung, die bis 14 Uhr dauert, 120 Kinder in der Ganztagsbetreuung. Hinzu kommen 90 Kinder, die für die Frühbetreuung angemeldet sind. „Der Bedarf für eine Ganztagsschule ist bei uns also eindeutig gegeben“, sagt Sabine Helmer von der StJG. Seit dem Sommer leitet sie das Schülerhaus, künftig ist sie die erste Ansprechpartnerin für den Bereich Ganztagsschule. Gegessen wird unter anderem im Hegel-Gymnasium. „Für dieses Angebot sind wir sehr dankbar“, sagt Sabine Nafe.

Auch das Schülerhaus-Team ist gewachsen, und zwar von anfänglich vier auf aktuell 20 Mitarbeiter. „Die Kompetenzen sind breit gefächert. Da haben wir besonderen Wert drauf gelegt“, sagt Helmer. Die Mädchen und Jungen sollen ihren Interessen nachgehen können, die besonderen Talente jedes einzelnen sollen gefördert werden. „Die Kinder dürfen bei uns viel mitbestimmen“, sagt Helmer. Das beginne beim Speiseplan und ende beispielsweise bei der Wahl des Nachmittagsangebots.

Enge Kooperationen

„All diese Erfahrungen wollen wir in unsere künftige Ganztagsschule mitnehmen“, sagt Helmer. Sabine Nafe ergänzt: „Wir bereiten und schon jetzt ganz praktisch auf die Zukunft vor.“ Die Rektorin betont außerdem, dass es schon jetzt eine enge Abstimmung zwischen der Schule und dem Schülerhaus beziehungsweise dem künftigen Ganztagsbereich gebe.

So sieht das auch Astrid Bohle. Sie ist Klassenlehrerin in der ersten Klasse und zudem Mitglied im Ganztagsteam der Pestalozzischule. Früher seien viele der Schüler nachmittags in die verschiedenen Horte in Vaihingen gegangen. „Das machte die Sache für uns schwierig, weil wir mit den dortigen Mitarbeitern nicht so eng kooperieren konnten“, sagt Bohle. Im Schülerhaus sei hingegen eine enge Verzahnung von Unterricht und Nachmittagsbetreuung möglich. Mit der Ganztagsschule werde das freilich noch weiter intensiviert. „Wir wollen mit den Kindern den Tag gemeinsam erleben und schön gestalten“, sagt Bohle.