Das Ende der Arbeiter: Was wäre eigentlich, wenn Roboter sich selber bauen könnten? Ein Zukunftsszenario.  

 

Stuttgart - Hier geht es in Zukunft um die Zukunft. Das StZ-Hausorakel Peter Glaser befragt einmal die Woche die Kristallkugel nach dem, was morgen oder übermorgen sein wird – und manchmal auch nach der Zukunft von gestern. Dazu als Bonus: der Tweet der Woche!

 

Als der britische Ingenieur Adrian Bowyer 2005 sein Projekt RepRap („Replicating Rapid-Prototyper“) begann, wollte er eine Maschine bauen, die ihre eigenen Ersatzteile produzieren und sich irgendwann selbst reproduzieren kann. Am 13. September 2006 druckte der Prototyp RepRap 0.2 erfolgreich das erste Teil seiner selbst. Im Lauf des nachfolgenden Jahrzehnts wurde die Maschinenproduktion zunehmend autonom. Im März 2016 nahmen die ersten Roboter, die in der Lage waren, Roboter zu bauen, die Produktion auf.

Mit den Maschinen, die sich selbst bauen, sollte nun niemand mehr arbeiten müssen. Die Produktivität der Roboter könnte der Allgemeinheit zukommen, das Geld abgeschafft werden. Eine staatlich-autonome Industrieproduktion wäre ein volkswirtschaftliches Perpetuum Mobile. Zudem würden Roboter verantwortungsvoller agieren als Menschen, da ihnen der innere Schweinehund fehlt und sie nicht betechlich sind...

Maschinen, denen ihre Herkunft peinlich ist

Mahner aber hatten davor gewarnt, dass die Maschinen sich nicht nur auf unvorhersehbare Weise selbständig machen, sondern über ihre menschlichen Bauherren erheben könnten. Vertreter der sogenannten Harten Künstlichen Intelligenz verfochten schon lange die gegenteilige Position und fieberten einer postbiologischen Ära entgegen, in der Roboter die Evolution fortsetzen sollten (und die Maschinen sich ebenso schämen würden, vom Menschen abzustammen, wie es dem Menschen peinlich war, vom Affen herzukommen).

Die Realität aber sah anders aus. Staatliche Stellen dachten nicht daran, eine volkseigene Roboterproduktion zu initiieren und nicht nur die gesamte Industrieproduktion, sondern auch alle weiteren robotisierbaren Bereiche von Bildung bis Gesundheit und Pflege auf radikale Weise in die Hand zu nehmen. Also ergriffen Unternehmen und andere privatwirtschaftlich agierenden Organisationen, etwa die Mafia, die Initiative.

Das Ende der Arbeiter

Billigproduktion fand nun nicht mehr in Bangladesch statt, sondern die outgesourcten Jobs kamen wieder zurück nach Hause – wo sie von autonomen Robotern konkurrenzlos billig erledigt wurden. Die Arbeitermaschinen übten massiven Druck auf Produktpreise und auf die Löhne der verbliebenen Industriearbeiter aus. Mit dem Aufkommen des 3D-Printing hatte man noch darauf gesetzt, dass geringere Kosten einer eigenen Warenproduktion auch ein geringeres Einkommen wettmachen würde.

Ein Roboter-Slogan aus dem Jahr 2016 - „Billiger als geschenkt!“ - markierte das Ende der Arbeiterklasse. Sie verschwand, so wie die Schriftsetzer in den Achtzigerjahren verschwunden waren. Die Roboter sorgten dafür, dass die Grundbedürfnisse der Menschenmassen gestillt wurden und niemand sich allzusehr daran störte, in der netten Version eines bewachten Lagers untergebracht zu sein. Die durch und durch geordnet und klar, aber uninspiriert vorgehenden Maschinen hatten für die Menschen noch eine letzte Aufgabe vorgesehen: Sie müssen Chaos ins System bringen, ein wenig fruchtbare, unersetzliche Unordnung.

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Und hier noch wie immer der Tweet der Woche: