Tablets werden anders genutzt als andere Geräte. Liegt unsere Zukunft möglicherweise im Bad? Werden wir dort künftig mit Freunden kommunizieren und Einkäufe tätigen?

Suwon - In Amerika gibt es staatliche Meerjungfrauen. Sie stehen auf der Gehaltsliste des öffentlichen Dienstes, dem der Freizeitpark in Weeki Wachee Springs in Florida untersteht. Seit 1946 bieten hübsche Mädchen in Flossenbadekleidung dort unter Wasser ein Ballett dar. Nun sehen wir neuerliche Fortschritte im Feuchtraumbereich. Dem iPad und anverwandten Tablets haben wir es zu verdanken, dass der Mensch inzwischen auch an den zurückgelehntesten Orten im Badezimmer online sein und einkaufen kann – in der Wanne und auf der Toilette. Bei einer Umfrage gaben elf Prozent der Befragten an, die Geräte am liebsten zum Shoppen zu nutzen, während sie auf dem Klo sitzen. Das Badezimmer liegt, was Gerätestandorte angeht, zwar auf dem letzten Platz nach dem Wohnzimmer (44 Prozent), dem Schlafzimmer (23 Prozent), der Küche (19 Prozent) und dem Außenbereich (14 Prozent). Dennoch zeigt die WC-Statistik, wie einflussreich Tablets als virtuelle Schaufenster geworden sind. Wenn man Menschen dazu bringen kann, im Bad einzukaufen, kann man sie dazu bringen, es überall zu tun.

 

Das Einkaufen auf Smartphones ist wegen der kleinen Displays etwas fitzelig, ein Tablet dagegen nutzt man wie eine Zeitung. Marktforscher beobachten, dass sich unterschiedliche Nutzungsgewohnheiten für Geräte mit verschieden großen Bildschirmen herausbilden. Viele Menschen haben zu Hause gar keinen PC mehr – nun bieten Tablets das, was Experten vornehm „eine intimere Konsumerfahrung“ nennen. Tablets haben die Art, wie wir einkaufen, grundlegend verändert. Zeitgleich die Toilette benutzen und konsumieren zu können, ist neu. Pioniere wie Sim Jae-duck, vormals Bürgermeister der südkoreanischen Stadt Suwon, haben eine klare Vorstellung der aufstrebenden Bedeutung des gewissen Ortes und versuchen, die Öffentlichkeit dafür zu sensibilisieren. Bereits im November 2012 wurde in Suwon ein Toiletten-Themenpark eröffnet, in dem sich unter anderem ein selbstverständlich toilettenförmiges Toilettenmuseum befindet, mit dem sich Herr Sim (er kam in einer Toilettenkabine zur Welt) ein Denkmal gesetzt hat. Der 2009 verstorbene Sim war Gründer der World Toilet Association und Verfasser des Buchs „Happy to Be With You, Toilet“.

Das Universum toilettenkompatibler Klänge

Auch die Frage nach dem Datenschutz stellt sich neu. Öffentliche Toiletten in Schweden etwa können mit einem via SMS gekauften Code benutzt werden. Der schwedische Datenschutzbeauftragte forderte Auskunft darüber, wer Zugriff auf die Informationen hat. Die Stadtverwaltung hatte die Toiletten unter anderem deshalb mit den SMS-Schlössern ausgerüstet, um Vandalen über die Telefondaten ausfindig machen zu können. Bislang unveränderliche Technikhilfen, die ökologisches Denken, soziales Empfinden und Toilettenbesuch miteinander verbinden, werden durch Apps nun auch individualisierbar. In Japan längst nicht mehr wegzudenken ist ein Gerät namens Otohime – ein Wortspiel, das so viel wie „Geräuschprinzessin“ bedeutet. Bislang gab das in Damentoiletten angebrachte Gerät lieblich zirpende Geräusche oder künstliches Wasserrauschen von sich, um Körpergeräusche zu übertönen. Also wurde, ehe das Otohime erfunden wurde, nur des Geräuschs wegen immer wieder die Spülung gedrückt und damit natürlich eine Unmenge an Wasser vergeudet. In der neuen Welt der Tablets und Smartphones steht dem Nutzer nun, wie schon bei Klingeltönen, das Universum toilettenkompatibler Klänge uneingeschränkt offen.