Die Stuttgarter Oper hat den Kinderbuchklassiker "Peter Pan" auf die Bühne gebracht. Das Premierenpublikum am Donnerstagabend war begeistert.

Die Stuttgarter Oper hat den Kinderbuchklassiker "Peter Pan" auf die Bühne gebracht. Das Premierenpublikum am Donnerstagabend war begeistert.

 

Stuttgart - Hier fliegen Opernsänger minutenlang durch die Luft. Hier paddeln andere in einer Badewanne und mit Zahnbürste um die fantastische Insel Nimmerland. Und hier werden finstere Piraten samt Schiff von einem Krokodil verschluckt. In Stuttgart feiert die erste Oper zu James M. Barries Romanklassiker „Peter Pan“ Uraufführung. Für die berühmte Geschichte um den niemals erwachsen werdenden Titelheld (Iestyn Morris) gibt es vom Premierenpublikum im Opernhaus viel Applaus. Den meisten für Wendy (Yuko Kakuta).

„Dieses Wesen verkörpert unser aller Sehnsucht, fliegen zu können, der eigenen Schwerkraft zu entkommen, unbeschwert und frei ganz unsere Träume und Wünsche zu leben“, sagt Regisseur Frank Hilbrich. Librettistin Lavinia Greenlaw und Komponist Richard Ayres erzählen vom ewig kindlichen Wesen Peter Pan, den Darling-Geschwistern, jeder Menge Waisenkindern und natürlich von Pans Gegenspieler, dem Piratenhäuptling Captain Hook. Die rund zweistündige Familienoper ist ein Auftragswerk der Oper Stuttgart und der Komischen Oper Berlin in Koproduktion mit der Welsh National Opera.

Barries Geschichte zieht seit mehr als hundert Jahren Erwachsene wie Kinder in ihren Bann. Ein Theaterstück dazu feierte schon 1904 in London Uraufführung, eine Oper gab es bisher nicht. Peter Pan kann fliegen und wird niemals erwachsen. Er verachtet die zivilisierte Welt, scheint aber zugleich verletzlich und verloren zu sein.

Bei Nacht kommt Peter Pan in London durchs Fenster ins Kinderzimmer der Darings geflogen, begleitet von Tinker Bell - einer ursprünglich kleinen Fee, die in der Opern-Variante aber als kleiner Geist daherkommt. Peter Pan überredet die Darling-Geschwister Wendy, John und Michael zu einem nächtlichen Ausflug auf Nimmerland. Weg vom Vater, der nur schreit und an seine Arbeit denkt. Weg von der Mutter, die immer nur in Sorge ist. Doch auf Nimmerland treibt auch der finstere Captain Hook sein Unwesen.

Während die Oper als Ganzes etwas an der Oberfläche bleibt, hat vor allem die Bühne von Duncan Hayler einige Überraschungen zu bieten: packende Flugszenen mit Peter Pan und den Kindern, unzählige weiße Bälle, die wie Seifenblasen umherfliegen, eine Badewanne als Boot und eine Biene als Hooks Piratenschiff. Große Augen machen nicht nur die jüngeren Gäste am Ende, als sich aus dem Bühnenboden ein riesiges Krokodilmaul erhebt. Die Kostüme hingegen sind gewöhnungsbedürftig. So kommt Peter Pan in Muscle-Shirt und Cargohose daher. Tinker Bell als Geist vermag so auch nicht ihren üblichen Charme zu versprühen.

Doch die Kompositionen von Richard Ayres verstehen es stets, das Publikum in die Geschichte zu ziehen. Etwa bei so spannenden Momenten wie dem ersten Auftritt von Peter Pan am Fenster der Darlings. Seine größte Herausforderung sei es gewesen, sagte Ayres, „eine musikalische Sprache zu finden, die nicht nur einer Welt voller Kinder entspricht, sondern die zugleich auch die bizarren, beunruhigenden und traumhaften Aspekte dieser Welt beschreibt.“