Staatssekretär und CDU-Politiker Peter Tauber hat zum Gedenken an den vor 74 Jahren verstorbenen Wehrmachtsgeneral Erwin Rommel einen Tweet abgesetzt – dafür kassiert er mächtig Kritik.

Berlin - SPD und Grüne haben Kritik an Verteidigungs-Staatssekretär Peter Tauber (CDU) wegen eines Tweets zum Suizid des Wehrmachtsgenerals Erwin Rommel geübt. Rommel sei zwar „als kompetenter Feldherr“ ein „Teil der deutschen Militärgeschichte“, sagte Verteidigungsexperte Fritz Felgentreu (SPD) der „Bild“-Zeitung von Mittwoch. Doch die Umstände seines Todes „machen ihn nicht zum Widerstandskämpfer“. Daher komme Rommel für ihn „als Vorbild für die Bundeswehr längst nicht mehr infrage“.

 

Tauber hatte am Sonntag im Kurzbotschaftendienst Twitter geschrieben: „Heute vor 74 Jahren starb Erwin Rommel, von den Nazis zum Selbstmord gezwungen.“ In der „Bild“-Zeitung bekräftigte Tauber seine Haltung. Rommel habe „wiederholt verbrecherische Befehle missachtet“ und sei nach neuesten Forschungen dem Widerstand gegen Adolf Hitler „enger verbunden als man lange geglaubt hat“.

Grünen-Abgeordneter Lindner kritisiert positive Beurteilung

Im Rahmen der Traditionspflege bräuchte es eine „intensive Auseinandersetzung“ mit dem Handeln Rommels, sagte der frühere CDU-Generalsekretär weiter. Das sei wichtig, „wenn wir heute von Soldaten erwarten, dass sie den Werten unseres Landes verpflichtet sind“. Nach Rommel, Generalfeldmarschall der Wehrmacht, wurden mehrere Kasernen der Bundeswehr benannt. Wegen seines Einsatzes im Afrikafeldzug in Libyen, Ägypten und Tunesien (1940 bis 1943) wurde er auch „Wüstenfuchs“ genannt.

Auch der Grünen-Abgeordnete Tobias Lindner, Mitglied im Verteidigungsausschuss, kritisierte die positive Beurteilung des Wehrmachtsgenerals. „Wer sich als Wüstenfuchs und Lieblingsgeneral Hitlers hat missbrauchen lassen, kann kein Vorbild für die Bundeswehr sein“, sagte Lindner der „Bild“. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) wäre „gut beraten“, die Kasernen, die Rommels Namen tragen, „endlich umzubenennen“.

Unterschiedliche Einschätzung von Historikern

Historiker bewerten Rommel ebenfalls unterschiedlich. Er könne „zweifelsohne als Opfer des Nationalsozialismus“ bezeichnet werden, sagte Peter Lieb vom Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr der „Bild“-Zeitung. „Auf der einen Seite stand er jahrelang im Bann Hitlers und ließ sich von der NS-Propaganda instrumentalisieren.“ Er habe aber auch „konsequent verbrecherische Befehle des Regimes“ missachtet. Rommel könne heute noch für deutsche Soldaten als Vorbild dienen, „auch wenn man sich mit seiner Persönlichkeit stets kritisch auseinandersetzen muss“, sagte Lieb weiter.

Dagegen sagte Peter Steinbach, wissenschaftlicher Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Rommel sei „verantwortlich für die Kriegsführung und auch für eine Kriegspraxis, die Menschenleben sinnlosen Befehlen opferte“. Steinbach sprach sich dagegen aus, dass Kasernen seinen Namen tragen. Denn Benennungen verhinderten die Auseinandersetzung mit Lebensgeschichten und „tragen zur Heroisierung, zur Heldenverehrung bei“.