Der Franzose Stéphane Peterhansel gewinnt die Rallye Dakar zum zwölften Mal – sechsmal auf einem Motorrad, sechsmal in einem Auto. Allerdings hat sich das Spektakel wieder von seiner düsteren Seite gezeigt.

Sport: Dominik Ignée (doi)

Stuttgart - Die Rallye Dakar ist für Stéphane Peterhansel durchweg eine runde Sache gewesen. 25 Jahre nach seinem ersten Triumph auf einem Motorrad holte der Franzose seinen insgesamt zwölften Sieg – diesmal in einem Auto der Marke Peugeot. Er gewann nun sechsmal auf einem Zweirad und sechsmal in einem Rallyewagen. Perfekt macht das Zahlenspiel die Tatsache, dass Peterhansel inzwischen schon stramme 50 Jahre alt ist.

 

Wegen eines möglicherweise nicht regulären Tankvorgangs mag dieser Erfolg zwar noch unter Vorbehalt zu genießen sein, denn der Einspruch des X-Raid-Teams des diesmal zweitplatzierten Vorjahressiegers Nasser Al-Attijah trübte die Freude etwas. Allerdings haben die Regelhüter der Monsterrallye durch Südamerika schon signalisiert, dass beim Nachtanken im Prinzip alles in Ordnung war.

Trotz dieser Irritationen befand sich Stéphane Peterhansel natürlich im Glück. „Die Dakar ist für mich die perfekte Kombination“, sagte der abenteuerlustige Franzose. Die Mischung aus Durchhaltevermögen und der Angst, womöglich den Pfad zum Ziel zu verlassen – das ist es, was die Raserei durch Wüsten und unwegbare Berglandschaften ausmacht. Peterhansel hielt durch. Doch seine Widersacher bekamen die volle Härte des Wahnsinns zu spüren.

Loeb erlebt ein Fiasko

In Führung liegend erlebte zum Beispiel der Rallye-Rekordchampion Sébastien Loeb bei seiner Dakar-Teilnahme ein Fiasko. Der Markenkollege des Siegers überschlug sich mit seinem Peugeot mehrfach und verlor damit alle Hoffnungen auf den Gesamtsieg. Der dritte Fahrer des französischen Herstellers, der Ex-Dakar-Sieger Carlos Sainz, hatte auch so seine Probleme mit den Strecken und konnte Peterhansel nicht folgen. Nachdem sich die beiden Markenpartner des späteren Siegers im großen Peugeot-Dreikampf sozusagen selbst aussortiert hatten, war der Rückstand des Mini-Piloten Al-Attijah allerdings schon zu groß. Dem Hersteller Peugeot bescherte Peterhansel mit seinem Beifahrer Jean-Paul Cottret ein Jahr nach der Rückkehr den ersten Sieg seit 1996. Die Franzosen haben ein starkes Auto ins Rennen geschickt.

Das Spektakel – auch das gehört seit Jahren dazu – präsentierte sich 2016 mal wieder von seiner hässlichen Seite. Schon beim Prolog in Buenos Aires wurden durch ein aus der Spur geratenes Fahrzeug zwölf Zuschauer verletzt. Auf der siebten Etappe erfasste das Auto des Franzosen Lionel Baud einen 63 Jahre alten Zuschauer und tötete ihn. Und als dieses Fahrzeug zurück nach Frankreich gebracht werden sollte, wurde es erneut in einen Unfall verwickelt, bei dem ein weiterer Mensch starb. Seit 1978 gibt es die Dakar – und sie forderte schon mehr als 60 Todesopfer.

Diesem Irrsinn zum Trotz: es wird immer weitergefahren. Als wäre nichts passiert, feiern sich die Sieger und bekräftigen den Reiz des Abenteuers. Überdies wird die Dakar wegen Terror-Drohungen ja bereits seit 2009 bekanntlich statt in Nordafrika in Südamerika ausgefahren, diesmal ging es durch Argentinien und Bolivien.

Es gibt keine Altersgrenze

Wahrscheinlich würde die Dakar auch noch Dakar heißen, wenn irgendwann einmal durch Kasachstan gefahren werden sollte. Dieser Etikettenschwindel soll der von Kritik begleiteten Veranstaltung den „großen Namen“ erhalten, das ist wichtig für Fernsehpartner, Sponsoren und das Image. Dass die immer wieder zu beklagenden Opfer jedoch den Ruf der Auto- und Motorradhersteller beschädigen könnte, scheint dagegen, so wirkt es, kein allzu großes Problem für die Konzerne zu sein.

Über allem, so ist es immer wieder, steht das Abenteuer. Vor allem die schon etwas in die Jahre gekommenen harten Burschen wie Peterhansel, Loeb oder Sainz suggerieren, dass es für die gefährlichste aller Motorsportveranstaltungen offenbar keine Altersgrenze gibt. Die Sehnsucht nach Helden ist groß. Und zu solch einem Übermann des Motorsports hat sich auch der in Échenoz-la-Méline geborene Stéphane Peterhansel entwickelt.

Fest steht: im Jahr 1979 französischer Meister bei den Skateboard-Junioren geworden zu sein – dabei konnte er es wirklich nicht belassen.