Die Bürgerinitiative Zukunft Stuttgarter Wald gibt nicht nach. Dem Stuttgarter Oberbürgermeister Fritz Kuhn hat sie jetzt ein Forderungspapier übergeben, das von mehr als 2000 Unterzeichnern unterstützt werde. Die Stadtverwaltung denkt ganz anders.

Stuttgart - Der Protest gegen „brachiale“ Eingriffe in die Wälder ebbt nicht ab. Am Donnerstag hat die Bürgerinitiative Zukunft Stuttgarter Wald an OB Fritz Kuhn (Grüne) eine Petition übergeben – und will ihm außerdem noch elektronisch die Unterschriften von mehr als 2000 Unterstützern der Eingabe nachliefern. Umgehend erhielt Kuhn vor dem Sitzungssaal des Gemeinderats auch noch ein T-Shirt geschenkt, auf dem steht: „Unser Wald ist Chefsache.“ Der OB seinerseits hob die Bedeutung des Waldes für die Naherholung und die Luftqualität hervor und sagte, der Gemeinderat sei offen für einen neuen Waldbeirat.

 

Dass der Gemeinderat nach früheren Protesten im Oktober die Schaffung eines beratenden Waldgremiums beschlossen hatte, hatte die Initiative aber nicht davon abgehalten, die Petition zu übergeben. Die Forstverwaltung und die Stadt würden die Baumfällungen jetzt nur anders ankündigen, aber ein Umdenken sei nicht zu erkennen: „Das Vorgehen im Wald ist weiterhin so brachial wie bisher“, erklärte Jörg Noetzel für die Initiative. Die Stadt müsse endlich Abhilfe schaffen. Nötig sei ein schlagkräftiger Waldbeirat mit Kompetenzen, kein „zahnloser Runder Tisch zur kommunikativen Beruhigung der Bevölkerung“.

Das Garten-, Friedhofs- und Forstamt weist Kritik zurück

Die Initiative wirft der Forstverwaltung massive Auslichtungen etwa im Rot- und Schwarzwildpark vor, die nicht mit der Waldpflege zu erklären seien, sondern mit Gewinnstreben. Aber auch am Frauenkopf in Stuttgart-Ost, in Rohr, Zuffenhausen, Heslach, Degerloch, am Heimberg und im Tauschwald in Feuerbach sowie am Kräherwald will man Missstände beobachtet haben: Mit schwerem Gerät zum Baumrücken seien die Böden massiv beschädigt worden. Wegen personeller Unterbesetzung der Forstbetriebe kämen Fremdfirmen ohne Ortskenntnis zum Einsatz.

Das Garten-, Friedhofs- und Forstamt der Stadt verteidigt sich. Zu den Bürgerprotesten sei es gekommen, nachdem man im Schwarzwildpark mehrere Waldbestände in einem Zuge „durchforstet“ habe. Die Arbeiten seien dadurch massiver gewesen, pro Hektar Wald sei aber nicht mehr Holz geerntet worden als üblich. Diese Arbeiten seien „im Hinblick auf den Schutzzweck des Gebietes auch notwendig und mit den Naturschutzbehörden abgestimmt“. Anfang 2020 greife eine Forstreform. Dann werde die Stadt keinen direkten Einfluss mehr auf die Bewirtschaftung dieser Naturschutzflächen haben, die dem Land gehören. Im Übrigen diskutiere man durchaus, wie der Wald künftig zu bewirtschaften sei.