Am Samstag kehrt Velimir Petkovic nach Göppingen zurück – allerdings nicht mehr als Trainer von Frisch Auf, sondern im Team des Gegners Eisenach. Petkovic will trotzdem ganz entspannt in die EWS-Arena einlaufen.

Göppingen - Vor 20 Monaten hat der Handball-Bundesligist Frisch Auf Göppingen seinen langjährigen Trainer Velimir Petkovic entlassen. An diesem Samstag (20.15 Uhr) wird der 59-Jährige wieder in die EWS-Arena zurückkehren – mit seinem neuen Club ThSV Eisenach, dem Aufsteiger. Und auch mit gemischten Gefühlen? „Das weiß ich jetzt noch nicht“, sagt Petkovic, „aber ich habe keinen Grund, mit schlechter Laune zu kommen.“ Ein Wiedersehen ohne Groll also.

 

Die Entscheidung der Göppinger Vereinsführung, einen Trainer vor die Tür zu setzen, der zehn Jahre lang die Geschicke des Clubs mitbestimmte (im Dezember 2013 drohte Frisch Auf der Abstiegskampf), kann das Positive einer langen Ära nicht auslöschen. „Ich habe viele schöne Erinnerungen“, sagt Petkovic, „es werden viele Freunde da sein. Göppingen ist meine Stadt.“ Auch auf Grund der sportlichen Triumphe ist die Bindung eng. Seit Velimir Petkovic im Jahr 2004 von der HSG Wetzlar zu Frisch Auf kam, ist der Verein gewachsen – und erlebte mit dem Gewinn des EHF-Pokals 2011 und 2012 seine Höhepunkte in der jüngeren Vereinsgeschichte. Die Saison 2013/14 indes zählt nicht dazu.

Zehn Monate war Petkovic nach seiner Demission bei Frisch Auf von der Bundesligabühne verschwunden, ehe er im Oktober 2014 in Eisenach wieder auftauchte – und Furore machte. Petkovic hatte zahlreiche Anfragen aus dem Ausland abgelehnt – auch der Posten des rumänischen Nationaltrainers wurde ihm angetragen – , denn nach 25 Jahren in Deutschland wollten er und seine Frau die neue Heimat nicht mehr verlassen. Das Angebot aus Eisenach lockte den Taktikfuchs dann an den Fuß der Wartburg, wo er den ambitionierten Zweitligisten nach einem missratenen Saisonstart von Tabellenplatz 13 in die erste Liga führte – ein Husarenritt, Petkovic wurde gefeiert. Dass Eisenach auch in dieser Saison für Überraschungen gut ist, zeigte das Team pünktlich zum Saisonauftakt.

Ganz entspannt

Der Underdog, mit einem Budget von unter zwei Millionen Euro am Ende der Etattabelle angesiedelt, feierte einen 31:30-Sieg gegen Nettelstedt. Und dies, obwohl der Club mit acht Ab- und neun Zugängen den größten Personalwechsel seiner Geschichte und einen nervenaufreibenden Kampf um die Heimspielstätte hinter sich hat. Die Werner-Aßmann-Halle erhielt das Prädikat bundesligatauglich erst, nachdem eine unter Hochdruck entstandene Zusatztribüne die geforderten Kapazitäten schuf. Zudem beschäftigte den Club der Abgang von Leistungsträgern (Petkovic: „Das hat mich richtig geärgert, aber sie waren nicht zu halten“) sowie ein Rechtsstreit um den Wechsel von Aivis Jurdzs zum Mitaufsteiger SC DHfK Leipzig. Deshalb, sagt Petkovic, „sind unsere ersten zwei Punkte umso mehr wert“.

Velimir Petkovic wird am Samstag also ganz entspannt in die EWS-Arena einlaufen, zwar von der ungewohnten Gästeseite, aber auch mit der Gewissheit, dass nur Göppingen unter Druck steht. Es ist das erste Heimspiel von Frisch Auf nach einer starken Vorsaison mit Platz fünf, und nach einem missglückten Auftakt, dem 23:26 beim TSV Hannover-Burgdorf. So vermessen, um auf einen Sieg zu spekulieren, ist Petkovic dann aber doch nicht. „Um eine Chance zu haben, müssen wir uns in allen Bereichen steigern“, sagt er.

Und wenn der bunten Handball-Gemeinschaft aus Thüringen mit Spielern aus sieben Nationen der Coup doch gelingt? Dann wird sich die persönliche Genugtuung des Velimir Petkovic in Grenzen halten, denn mit Göppingen gebrochen hat er nie. Erst vor wenigen Tagen hat der Pendler ein festes Domizil in Eisenach bezogen, seine Frau indes verlässt die längst zur Heimat gewordene Stadt im Filstal nicht. Wie gesagt, das sportliche Gastspiel in Göppingen wird für Velimir Petkovic zu einer Rückkehr ohne Groll.