Die Möhringer Pfadfinder waren im Sommer dreieinhalb Wochen auf der Insel Negros auf den Philippinen. Dort haben sie Kindergarten- und Grundschulkindern geholfen, indem sie das Gebäude saniert haben. Aber auch die Pfadfinder haben von der Aktion profitiert.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Möhringen - Auf den Philippinen gibt es von allem zehnmal so viel, und es ist fünfmal so groß. Zumindest wenn es um Insekten, Spinnen und andere Krabbeltiere geht. Diese Erfahrung haben die Pfadfinder von St. Hedwig in diesem Sommer gemacht. Dreieinhalb Wochen waren sie in Hinigaran auf der Insel Negros. Nicht, um Urlaub zu machen, sondern um zu helfen.

 

Es ging um die Anashaw-Grundschule. Diese wurde einst von der Regierung gegründet. Doch mittlerweile fehlt von staatlicher Seite jede finanzielle Unterstützung. Um Geld zu sparen, wurde die Schule mit dem nahe gelegenen Kindergarten zusammengelegt. Zudem wurde das Gebäude im vergangenen Jahr bei einem Hochwasser und von einem Taifun stark beschädigt. Die Rover – wie die Gruppe der 16- bis 20-Jährigen bei den Pfadfindern heißt – hatten es sich zum Ziel gemacht, das Dach zu reparieren und eine Wand einzuziehen, so dass Kindergarten- und Schulkinder in getrennten Räumen betreut werden können.

Schon die Anreise war abenteuerlich. Denn nach einem langen Flug mit Zwischenstopp ging es mit sogenannten Tricycles weiter. Das waren kleine Motorräder mit einem Beiwagen. Normalerweise haben auf einem Tricycle zwei Personen Platz. Doch als die Philippinos die Rover abholten, kamen sie mit gerade einmal zwei Motorrädern – für zehn Passagiere und zwei Fahrer. „Es ging trotzdem. Wir haben uns alle irgendwie mit draufgesetzt und – gestellt“, sagt der Rover Bernd Möbius. Pfarrer Heiko Merkelbach ergänzt: „Wenn die Einheimischen unterwegs sind, passen sogar bis zu zehn Personen auf so ein Tricycle.“

Improvisationstalent gefragt

Auch sonst war oft das Improvisationstalent der Pfadfinder gefragt. So ist beispielsweise die Beschaffung von Baumaterial auf den Philippinen nicht so leicht. „Immerhin, wir haben alles bekommen, was wir gebraucht haben“, sagt der Rover Rainer Frank. Die verschiedenen Sachen wurden in einem Tante-Emma-Baumarkt besorgt. „Das war im Grunde eine große Garage, in der es Bretter, Sand und Steine gab“, sagt Merkelbach.

Apropos Steine: Diese waren von einer ganz anderen Qualität als hierzulande. „Die sind regelrecht auseinander gefallen, wenn man sie falsch angefasst hat“, sagt der Rover Bernd Möbius. Die Folge war, dass die Mauer letztlich mit wenigen Steinen und viel Zement gebaut wurde. Und jede einzelne Steinreihe ist mit einer Stahlstange, die mit einzementiert wurde, stabilisiert.

Auch das Mischen des Zements war eine Herausforderung. Entsprechende Geräte gab es nämlich nicht. Der Zement wurde auf dem Boden mit einer Schaufel angerührt. Da war Muskelkraft gefragt. Doch die Pfadfinder ließen sich davon freilich nicht abschrecken. Am Ende haben sie sogar mehr geschafft, als zu Anfang geplant war. „Wir haben auch noch die ganze Schule gestrichen und ein paar Kleinigkeiten erledigt“, sagt Merkelbach.

Und auch wenn die Arme und Beine abends oft schmerzten, rafften sich die Rover fast immer noch einmal auf, um mit den Einheimischen Basketball zu spielen. „Für viele waren wir die Attraktion und die Kinder und Jugendliche haben sich so gefreut, wenn wir ihnen Aufmerksamkeit geschenkt haben. Da konnten wir nicht Nein sagen“, sagt der Pfadfinder Milkjas Goitom.

Viel Herzlichkeit und schlechtes Essen

Überhaupt sei es vor allem die Herzlichkeit und die Fröhlichkeit der Menschen, welche in Erinnerung bleibe, sagt Goitom. Bernd Möbius ergänzt: „Man wird daran erinnert, wie gut wir es hier haben und dass wir uns über unwichtige Dinge Gedanken machen.“

Und gibt es auch schlechte Erinnerungen an den Einsatz auf den Philippinen? „Ja“, antwortet Merkelbach ohne lang zu überlegen. „Das Essen war furchtbar.“ So habe fast immer Reis mit Hühnerfleisch auf dem Speiseplan gestanden – ohne Soße, ohne alles. Zum Frühstück gab es Reis mit Spiegelei. Milkjas Goitom widerspricht. Hin und wieder seien auch einheimische Delikatessen gereicht worden. Beispielsweise Entenembryos – also angebrütete Enteneier. Aber das sei nicht jedermanns Geschmack gewesen.